Auf geht’s in die nächste Runde "Das Schwarze Auge": "Drakensang: Am Fluss der Zeit" (AFZ) will vieles besser und manches anders machen, als der Vorgänger – dann sind wir mal gespannt, ob das so funktioniert.
Kurz zur Story: AFZ spielt vor der Story des Vorgängers; ihr begleitet Arno, Cuano und Forgrimm auf ihrer Suche nach einem gestohlenen Artefakt. Dabei trefft ihr allerlei schräge Gestalten und müsst Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf haben.
Eine Neuerung lässt das Herz sofort vor Freude hüpfen: eine Schnellreisefunktion! ENDLICH! Damit gehört das nervige Herumgerenne (fast) der Vergangenheit an, einmal erreichte Schnellreisepunkte können innerhalb der Region mit einem Klick erreicht werden. Auch bei der Charaktererstellung hat sich einiges getan: Je nach Klasse verläuft eure Ausbildung in der ersten Stadt Nadoret anders. Überhaupt ist die ganze Spielwelt offener geworden; die Quests hängen nicht wie aufgefädelt zusammen und lassen euch oft Freiheiten.
Weit weniger frei ist, wie schon im Vorgänger, die eigentliche Bewegung. Noch immer kann man nicht springen, schwimmen oder sonst was anderes als Laufen – ganz offen ist die Welt also noch nicht; man fühlt sich sozusagen in einem "freien Levelschlauch". Ganz schlimm wird’s allerdings bei den Gefährten, denn die Wahl dieser ist brutal beschränkt. Auf die jungen Cuano und Forgrimm könnt ihr kaum verzichten, dann gibt’s noch einen Magier (relativ egal welchen der beiden ihr am Anfang wählt) und erst viel später im Spiel Arno selbst. Das beschränkt eure Möglichkeiten, denn das DSA-System bedingt eine starke, ausgewogene Gruppe – voriger Fakt führt nämlich die sehr freie Charakterentwicklung ad absurdum. Wollt ihr eine ausgewogene Truppe bleibt euch nämlich kaum was anderes übrig als Dinge zu wählen, die eure Gefährten nicht draufhaben.
Wenn auch fast vorgegeben, ist eure Mannschaft recht ansprechend. Die meisten Quests sind schnell lösbar, ansprechend gestaltet und bei weitem mehrschichtiger als beim Vorgänger, auch wenn Ausnahmen wie der unglaublich langwierige Tempel des Flussvaters mehr Frust denn Motivation bieten. Die Kämpfe laufen praktisch deckungsgleich wie in Teil eins ab, große Unterschiede sind nicht auszumachen – sie orientieren sich streng am DSA-Regelwerk.
Auch sonst sind die Unterschiede nicht sehr groß: Wiederum können nur wenige Gebäude betreten werden und die meisten NPCs sind nur Statisten. Dadurch und aufgrund teilweise recht kantiger Grafik bleibt die Einfühlung in die Spielwelt eine lauwarme Sache, die meisten Dialoge sind schnell weggeklickt. Überhaupt ist das Ganze ein relativ kurzes Vergnügen: Trotz Erledigung alles Sidequests ist nach 25 Stunden Endstation – beim zweiten Durchspielen sind`s dann wohl noch höchstens 20.
Ein besonders nerviger Bug stört das Spielvergnügen: Anscheinend dürfte ich eine der Versionen erwischt haben, bei denen tote Gefährten nicht mehr aufstehen. Für die Neulinge: Teil eins bot die Möglichkeit, dass im Kampf gefallene Mitstreiter nach Entfernung aller Feinde im Radius mit einer kritischen Wunde erwachten. Hier steht aber niemand mehr auf, mühsam muss die Partie per SQL-Browser wieder zum Leben erweckt werden.
Fazit: AFZ ist besser als der Vorgänger und wird keinen, der den Einser gemocht hat, verjagen. Ein Meilenstein ist es aber auch nicht.
# # # Bernhard Kleinbruckner # # #
Grafik: 7/10
Sound: 7/10
Steuerung: 8/10
Spielspaß: 6/10
Gesamt: 7
Entwickler: Radon Labs
Publisher: dtp Entertainment