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Game-Review: Patrizier 4 (PC)

Ach, was habe ich die Klassiker dieses Genres geliebt. Die Stunden, die ich bei dem Ascaron-Klassiker "Port Royale" verzockt habe, gehen sicher in in den dreistelligen Bereich, und jetzt versuchen sich Reste der Ascaron-Crew an einem Urgestein. Na denn, schaun mer mal...

Patirzier 4 Packshot (c) Gaming Minds/Kalypso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEnttäuschung, selten kamst du schneller. Anfänglichen Ärger verursacht das Spiel schon vor jedem Einstieg: Ein Launcher mit der Aufforderung sich zu registrieren erscheint. Na gut, deucht sich der naive Tester, dann halt das Ethernetkabel raus und neu gestartet. Damit läuft das Game zwar ohne Account, aber die böse Überraschung kommt später. Ohne Account hat man nämlich keinen Zugriff auf die Patches. Besonders nett, um nicht zu sagen zynisch die Erklärung dazu aus den Kalypso-FAQ: "Sogenannte Content-Updates werden nur über den Kalypso-Launcher verteilt. Dafür ist eine Internetverbindung notwendig (plus Account). Patches zu kritischen Fehlern werden gegebenenfalls auch über einen separaten Downloadlink bereitgestellt." Der erste Patch ist übrigens schon fertig, natürlich beseitigt jener auch ein paar üble Bugs, aber anders als über den Launcher ist er nicht zu erhalten. Naja, vielleicht erscheint er ja noch wo anders. Gegebenenfalls.


Patrizier 4 1 (c) Gaming Minds/Kalypso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNach diesem Exzerpt wenden wir uns mal dem Spiel an sich zu. Wer sich der Kampagne zuwendet, die gleichzeitig als Tutorial dient, wird wohl mehr als nur einmal das Gefühl haben, alles schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Rohstoffe werden für Produktion benötigt, größere Schiffe können keine Flüsse befahren, Piraten im lästigen Überfluss… selbst eine angepriesene Neuerung (Regionalwaren, wie z.B. Stockfisch aus Norwegen und Schweden) – auch das gab`s in "Port Royale" schon, wo man Baumwolle oder Farbstoff nur in bestimmten Gegenden kaufen konnte. Für ganz exotische Dinge wie Gewürze könnt ihr einen erfahrenen Kapitän ins Mittelmeer schicken, was natürlich für immensen Geldschub sorgt.


Patrizier 4 2 (c) Gaming Minds/Kalypso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNeu ist hingegen, dass ihr euch in das politische Leben der Städte einmischen könnt. Dort gibt es Konkurrenten, die euch die Position des Bürgermeisters streitig machen. Um die Macht in der Stadt zu übernehmen müsst ihr euren Beliebtheitsgrad steigern, das funktioniert über Arbeitsplätze, Lieferung benötigter Waren und Bereitstellung von Wohnraum. Seid ihr einmal Chef eurer Hansestadt könnt ihr sie mit einem Spital oder einer Kapelle aufwerten sowie die Stadtmauer verschieben. Die Stadtmauer dient als Wohnraumgrenze: Häuser können nur innerhalb, gewisse Betriebe wie Farmen nur außerhalb gebaut werden. Auch klopft ab und an der jeweilige Landesfürst dran an und verlangt nach Waren oder Geld. Erfüllt ihr seine Wünsche auf Dauer nicht, belagert er die Stadt für eine Weile und legt damit Betriebe außerhalb der Mauer kurzfristig lahm. Grafisch merkt man davon leider nichts, nicht einmal ein kleines Häufchen Soldaten steht herum.


Patrizier 4 3  (c) Gaming Minds/Kalypso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Grafik ist überhaupt ein zweischneidiges Schwert. Einerseits hat die 3D-Maske durchaus ihre Reize und vermag zu glänzen ohne zu protzen (mit Schaudern verweise ich auf das Kalypso-Remake "M.U.D. TV2), aber andererseits wirkt das ganze recht steril. Mir persönlich sagte die 2D-Verpackung früherer Titel mehr zu, irgendwie war bei "Port Royale" oder "Patrizier 2" mehr Leben drinnen – aber gut, bei einer WiSim über die Grafik zu streiten ist als würde man bei der Rezension eines Paradox-Titels nur auf die Darstellung hinhacken: Nutzlos und am Thema vorbei.


Patrizier 4 5  (c) Gaming Minds/Kalypso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenWas nicht am Thema vorbeigeht ist aber folgende Preisfrage: Was war das einzige an "Port Royale2, was wirklich unnötigst nervig war? Genau, die Hafenkanonen. Und auch "Patrizier 4" hat so ein Schmankerl zu bieten. Denn das Spiel ist nicht übel, und über die kaum erfolgten Neuerungen und das altbackene Gameplay könnte man hinwegsehen: Am Ende bliebe nämlich eine ordentliche und solide WiSim, die mich stundenlang beschäftigen könnte. Tja, aber da steht ein Konjunktiv. Diesmal sind es nämlich nicht Hafenkanonen, sondern sind es die Piraten selbst, die einem den letzten Nerv rauben. Anstatt nämlich, wie es sich für Piraten gehört, kreuz und quer durchs Meer zu pflügen, stapeln sie sich im Laufe des Spiels direkt vor den Städten. Und zwar nicht vor einer, sondern vor vielen, denn die Piraten werden ja nicht weniger. Richtig dicke Kampfschiffe habt ihr am Anfang noch nicht, und deren Zahl ist darüber hinaus ohne Grund auf drei pro Konvoi beschränkt. Man müsste permanent mit mehreren kleinen Kampfkonvois herumsegeln, um sie alle plattzumachen, und schnell wird klar, dass das inklusive der Reparaturzeiten ein Kampf gegen Windmühlen ist.


Patrizier 4 4 (c) Gaming Minds/Kalypso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenUnd dann sind da noch Kleinigkeiten wie der unwahrscheinlich öde Seekampf (ihr könnt den auch automatisch auswürfeln lassen, aber selbst bei Kapitänen mit hoher Kampferfahrung und überlegener Kanonenkraft kommen teilweise seltsame Dinge heraus) und das echt miserable Überblickssystem. Mit Letzterem ist folgendes gemeint: Baut ihr wo ein Schiff (was schon mal länger dauert), bekommt ihr zwar ein wunderbar grafisches Insert, in dem ein Kutter eine Werft verlässt, aber es gibt keine Nachricht, wo das verdammte Holzgestell liegt, da mir auch keine Übersicht unterkam, in der unkonvoisierte Schiffe angezeigt werden. Und bitte jetzt nicht lachen und denken "Mann dann merk dir halt wo du baust" – das geht vielleicht am Anfang noch, aber mit Konzessionen in acht Städten, 30 Konvois und um Zeit zu sparen vier gleichzeitig gebauten Schiffen wird das Spiel doch relativ unübersichtlich.


Patrizier 4 6 (c) Gaming Minds/Kalypso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenFazit: Irgendwie hat man den Eindruck, als hätten die Betatester nur Zeit gehabt, die ersten zehn Minuten der Kampagne zu spielen, zu sagen "Jupp, alles geht" und dann ging`s auch schon ab Richtung Presswerk. "Patrizier 4" ist ein 3D-Aufputz älterer Ascaron-Titel, der im Kurzspiel kleine und im Langspiel gröbere Mängel entwickelt. Ein Patch ist ja schon fertig, viele weitere werden folgen – wenn man sich denn registrieren will.


# # # Bernhard Kleinbruckner # # #

Grafik: 7/10
Sound: 6/10
Steuerung: 5/10
Spielspaß: 4/10
Gesamt: 5,5

Entwickler: Gaming Minds
Publisher: Kalypso
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