Leiden im Namen der Wissenschaft - das Experiment wird zum massentauglichen Rätselspaß!
Der Erfolg von "Portal"
startete quasi selbst als Experiment. Als Beiwerk in der "Orange Box" beigelegt, schaffte es das ungewöhnliche Spielprinzip auf Anhieb die Spielergemeinde zu begeistern. Valves Gespür und Mut machten sich bezahlt. Erst der anhaltende Kult rund um die Protagonistin Chell und die bösartige künstliche Intelligenz GLaDOS, deren einziger Zweck im empirischen Testen liegt, ermöglichten eine Fortsetzung. Trotz enormer Erwartungshaltung wird Valve dem Druck gerecht und liefert nicht weniger als ein Meisterwerk der interaktiven Unterhaltung ab. "Portal 2" übernimmt alle Tugenden seines Vorgängers und nähert sich mit großen Schritten dem Gipfel der Perfektion.
Als Spieler schlüpft man erneut in die Rolle des
menschlichen Versuchskaninchens Chell. Nach einem langem Tiefschlaf erwacht man in den Aperture Laboratories und stellt fest, dass die wissenschaftliche Einrichtung ohne der manischen Fürsorge von GLaDOS zu einer Ruine verkommen ist. Der neue Charakter Wheatley, eine gesprächige KI, will ebenfalls aus der binären Sklaverei ausbrechen. Gemeinsam bahnt man sich einen Weg durch das verfallene Testgelände, bis Wheatley ein tollpatschiger Fehler passiert: GLaDOS rebootet - und sie kann sich an alles erinnern!
Obwohl GLaDOS nicht gut auf Chell
zu sprechen ist, ist die künstliche Intelligenz bereit über den Dingen zu stehen. Natürlich alles im Namen der Wissenschaft. Und welches Testsubjekt wäre besser geeignet als Chell, die sich bisher standhaft weigerte in den lebensbedrohenden Testkammern zu scheitern. Erneut hetzt GLaDOS den Spieler durch ihren grausamen Experimentierbaukasten. Immer angetrieben von sarkastischen Kommentaren und von dem eigenen Ehrgeiz nicht erliegen zu wollen. Doch schlussendlich kommt es doch anders als von GLaDOS geplant.
Im Verlauf des Spiels taucht man tief in die Eingeweide und
die Geschichte von Aperture Science ein. So tief, bis man schließlich auf die ersten Testkammern und den Gründer von Aperture Science, Cave Johnson, stößt. Zumindest als Tonbandaufnahmen, denn die Versuchsanstalt betreibt ihre Experimente schon seit vielen Jahrzehnten. Dabei gelingt es Valve meisterhaft eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, ganz ohne lästige Zwischensequenzen.
Am hervorragenden Spielprinzip
wurde nichts verändert. Weiterhin erzeugt man mit der Portal Gun, dem zentralen Spielelement, Dimensionsportale um sich oder die geliebten Würfel zu transportieren. Zusätzlich zu bekannten Elementen gibt es nun auch Traktorstrahlen, Lichtbrücken und drei spezielle Gels, die auf Oberflächen aufgetragen physikalische Eigenschaften ändern. Das Design der Testkammern und der Rätsel spielt in einer eigenen Liga und ist über jede Kritik erhaben. Jede Problemstellung ist ausnahmslos mit Logik und einem Quäntchen um-die-Ecke-denken zu lösen. Ein besonderes Lob verdient auch das hervorragend vertonte, humorvolle Dialogskript, genauso wie die minimalistische Musikuntermalung. Erfreulicherweise steuert Jonathan Coulton erneut den finalen Song bei, dessen Vorgänger aus dem ersten Teil "Still Alive" mittlerweile zur Nerd-Hymne avancierte und erheblich zum Portal-Kult betrug. Die etwas betagte Source-Engine läßt keine Schwäche erkennen und präsentiert riesige Testkammern und physikalische Effekte ohne Performanceeinbußen. Nach durchschnittlich 12 Stunden Spielzeit tritt man zum Endkampf an.
Neben der Einzelspieler-Kampagne gibt es diesmal auch einen kooperativen
Modus mit einer eigenständigen Geschichte. In der Rolle der zwei Roboter Atlas und P-Body stellt man sich am besten mit einem Freund den zahlreiche Tests. Mit vier Portalen und wunderbar konstruierten Level ist Rätselspaß für viele Stunden garantiert.
Fazit:
Die Geschichte
ist ergreifend, die Dialoge auf den Punkt gebracht, das Rätsel- und Leveldesign unerreicht und der Koop-Modus ist der mitunter beste Mehrspielermodus den ich bis dato spielen durfte. "Portal 2" ist ein Meisterwerk!