Jason Bourne, Agent ohne Gedächtnis und daher sehr mysteriös, darf nun auch gespielt werden. Lizenzgame von der Stange oder mitreißende Spielumsetzung?
Schnell wird Bourne – wie im ersten Teil – sprichwörtlich „ins kalte Wasser“ gestoßen und ist gezwungen die ersten ausweglos scheinenden Situationen zu meistern.
Die in Folge des geballten Action-Stakkatos zunächst aufflackernde Euphorie weicht jedoch rasch Ernüchterung. Das Gameplay des Agentenshooters setzt sich leider aus stets gleich ablaufenden Spielabläufen zusammen. Die Ingredienzien für ein unterhaltsames Actiongame sind jedoch vorhanden: effektvolle Schusswechsel wechseln sich mit harten Prügeleinlagen ab, da bleibt im Normalfall kein Auge trocken, und das Handling ist wohltuend einfach.
Unglücklicherweise fehlt eine für Videospiele ungemein wichtige Zutat: Abwechslung. Hat man den ersten Level gespielt, so hält das Game für den Rest der Spielzeit kaum Überraschungen bereit. Die Missionen sind meist durch das Spielziel geprägt alle bösen Jungs ins Gras beißen zu lassen. Mehr Spieltiefe, oder Levels mit verschiedenen Lösungswegen, hätten die Motivationskurve erheblich angehoben.
Bemerkenswert sind die abwechslungsreichen Quicktimeactions, d.h. in speziellen Situationen, z.B. wenn Bourne in bester John-Woo-Manier mehrere Gegner gleichzeitig erledigt, wird die dazugehöre Animation nahezu selbständig vom Paradeagenten abgespult. Apropos: Auch bei „Stranglehold“, John Woos Fortsetzung der Filmvorlage „Hard Boiled“, waren das rasante Spieltempo bei überaus monoton-linearem Gameplay die größten Kritikpunkte. Und gleich wie bei Inspektor Tequila ist nun auch bei Agent Bourne bald die Luft draußen, da sich 90 Minuten Filmaction nun mal schlecht auf mehrere Stunden Gameplay übertragen lassen.
Die Grafik präsentiert sich dagegen meist fehlerfrei und auf Nextgen-Niveau. Wirklich gelungen ist auch der Score, auch die Synchronstimmen wirken hochprofessionell. Realismusfanatiker werden die deutsche Version trotzdem meiden: Blut und andere explizite Gewalteffekte wurden entfernt.
Fazit: Der rasante Einstieg verheißt einen Gameblockbuster sondergleichen, die Atmosphäre passt perfekt. Relativ rasch kristallisiert sich jedoch das sterile und lineare Missionsdesign heraus. Nichtsdestotrotz: Grafik und Sound überzeugen und wer cineastische Non-Stop-Action mit Bourne erleben möchte, darf zugreifen!