Das Gratis-MMORPG will durch Mikrotransaktionen überleben und sich mit der großen Konkurrenz wie "World of Warcraft" messen.
Es war vor langer, langer Zeit, als der Gott Ayvenas ein Buch schuf, in dem er die Entstehung alles Lebens niederschrieb. Taborea, so der Name des Schriftwerkes, erzählt dabei die Geschichte von Jahrhunderten des Kriegs und von Mythen und Runen und was noch alles dazugehört. Klingt mäßig spannend, und ist auch eher nebensächlich. Die Quintessenz ist, wir leben in einer mittelalterlichen Fantasywelt, wollen unseren Charakter aufbauen und dabei mächtig viele Gegner schnetzeln. Rein optisch geht es ohnehin zu wie in World of Warcraft – also in guter Rollenspielmanier wählen wir eine Klasse und dann geht’s ab in den Kampf.
Bei der Charakterwahl wird man vor nicht allzu große Wahlschwierigkeiten gestellt: Es gibt Schurken, Magier, Kundschafter und Krieger. Und dann je nach Volk noch zwei Extraklassen,
die Menschen können Priester und Ritter ausbilden, die Elfen bieten Bewahrer und Druiden an. Die sehr zahlreichen Quests sind auch keine echte Neuerung. Meist geht es ums Sammeln oder Jagen bestimmter Objekte und Gegnertypen. Ab dem zehnten Level kommt ein bisschen Schwung in das Spiel, das sich sonst eher mit Genrestandards zufrieden gibt. Denn hier kann man nun eine zweite Klasse wählen, die sich mit der ersten mehr oder weniger gut kombinieren lässt. Das bringt deutlich mehr Spieltiefe in die Kämpfe und motiviert zum Weitermachen.
Apropos Kämpfe: Die funktionieren auch wie man es gewohnt ist: Einfach auf das gewünschte Opfer klicken, und schon greift die Spielfigur das Ziel an. Per Tastendruck kann man Sonderangriffe und Spezialfähigkeiten einsetzen um extra viel Schaden zu erreichen. Ein weiteres Highlight bei Runes of Magic ist das Gruppenspiel. Zwar stellt das keine echte Innovation dar, denn gemeinsames Agieren in einem MMORPG ist ja schon Teil des Prinzips. Doch in "ROM" wird man überrascht durch die Community, die erstens knapp siebenstellig vertreten ist und zweitens nur selten aus spielverderbenden Egoisten besteht – ein Qualitätskriterium, das man bei einem Gratisspiel wahrlich nicht erwartet hätte. Auch grafisch muss sich der Titel von Publisher Frogster nicht verstecken. Die Landschaft ist durchwegs schön gestaltet und die Figuren sind nett anzusehen. Der Sound könnte überzeugender sein aber insgesamt macht die Spieltechnik einen guten Eindruck.
Als Gratisspiel konzipiert, ist Runes of Magic durchaus imstande, den großen Genreplatzhirschen ein paar zahlende Fans abzuwerben. Finanziert wird das Spiel durch Mikrotransaktionen, also kaufbare Items in Onlineshops. Da diese Objekte im Spiel keinen wesentlichen Vorteil bringen, braucht sich niemand gezwungen fühlen, für das Online-Erlebnis ein paar Euros locker zu machen. Wer sich besonders schönen Schmuck oder seltene Haustiere leisten will, kann das natürlich trotzdem tun. Somit bietet "Runes of Magic" viel Onlinespaß für wenig (nämlich gar kein) Geld. Wer vor den Monatskosten anderer Titel zurückschreckt, sollte dieses Spiel unbedingt einmal testen. Denn Probieren kostet nichts – zumindest hier.