Packende Häuserkämpfe, fordernde Schleichmissionen und erstmals mit Story – doch wie taktisch ist der neueste "SOCOM"?
Nach einer
gefühlten halben Ewigkeit dürfen sich Shooter-Fans nun wieder über ein "SOCOM" mit einer (wenn auch rudimentären) Story freuen. Die Geschichte ist zwar streng genommen lediglich Recycling altbekannter politischer Schwarz-Weiss-Konfliktszenarien; der rote Faden ist dabei jedoch handwerklich solide inszeniert, daher machen die spannungsgeladenen Zwischensequenzen sowie die lebendige Darstellung der Charaktere wirklich Laune.
Anders verhält es sich mit dem taktischen Anspruch
von "SOCOM 4". In Wirklichkeit muss der Taktik-Aspekt des Gameplays mit der Lupe gesucht werden und ist genauso nebensächlich wie die Story. Zwar gibt es mit der Unterteilung in ein schleich- bzw. fernkampfaffines Team ("Team Gold") sowie in einem zweiten Squad ("Team Blau") mit schwerem Geschütz, durchaus nette Ansätze, suma sumarum können jedoch die meisten Scharmützel ohne besonders Hirnschmalz bzw. der Rücksichtnahme auf die Stärken und Schwächer beider Teams, gemeistert werden.
Optisch kann "SOCOM 4: Special Forces"
zwar nicht mit aktuellen Blockbustern wie
"Killzone 3" oder
"Battlefield: Bad Company 2" mithalten, nichtsdestoweniger bietet die grafische Präsentation ein visuell durchaus ansprechendes Bild. Ins Auge stechen dabei insbesondere die weitläufigen Areale, die glaubwürdige Darstellung des Wassers sowie die detailreichen Charaktere. Weniger authentisch, dafür sehr durchwachsen, präsentieren sich die Intelligenz der feindlichen Kombattanten bzw. die KI Squad-Mitglieder. Während beispielsweise in den Schleichmissionen an einigen Passagen Feinde umgehend auf Ablenkungsmanöver reagieren und in den Kampfmissionen sogar flankieren, wird die Illusion eines realistischen Gegnerverhaltens an anderer Stelle häufig empfindlich gestört. Mit gemischten Gefühlen muss auch die KI der Kameraden betrachtet werden. Einerseits schnell und effizient, andererseits stupides Kanonenfutter. Schnell hat man den Dreh raus und erteilt ausschließlich "idiotensichere" Befehle in wenig anspruchsvollen Kampfsituationen um das eigene Nervengerüst zu schonen. Überhaupt können die meisten Missionen und Scharmützel im Alleingang gemeistert werden.
Der Mehrspieler-Modus macht zwar Spaß, biete aber
Durchschnittskost, die angesichts fehlender innovativer Spielideen durch die Bank unmotiviert wirkt. Einzig die nahezu Lag-freie Server-Performance überzeugt auf ganzer Linie. Zu guter Letzt: Die kooperativen Missionen für fünf Spieler bilden das Tüpfelchen auf dem I von "Special Forces" und retten das Spiel vor der Versenkung.
Fazit: "Socom"-Fans dürfen
angesichts des soliden Singleplayer-Modus und der kooperativen Missionen bedenkenlos zugreifen. Alle anderen können gerne einen Blick riskieren, müssen sich jedoch bewusst sein, dass vieles in aktuellen Blockbuster-Titeln besser gemacht wird.
###Karl H. Stingeder###