Zum mittlerweile dritten Mal legen die Welteroberer von Battlegoat einen "Supreme Ruler" auf – und wer brav die bisherige Geschichte des Studios und des dazugehörigen Publishers verfolgt hat, der weiß jetzt schon: Einfache und leicht zugängliche Strategiekost wird das sicher wieder nicht.
Diesmal ist
das Setting so eng wie noch nie, aber deswegen nicht weniger interessant: Als Anführer eines der beiden Machtblocks des kalten Krieges obliegt es dem Spieler, den eigenen Einfluss zu verstärken oder jenen des Gegners zu schwächen. Wie gewohnt stehen aber mehrere Szenarien zur Verfügung; man ist nicht gezwungen, sich gleich zu Beginn der immensen Herausforderung USA versus USSR zu widmen sondern kann mit kleineren Nationen beginnen, um sich erstmal mit der Maschinerie des Spiels vertraut zu machen.
Das ist auch bitter notwendig, den erstens gibt’s mal kein Tutorial und zweitens quillt der
Bildschirm vor lauter kleinen Buttons mit weiterführenden Untermenüs regelrecht über. Während Veteranen von "SR 2020" und seiner Erweiterung "Global Crisis" damit weniger Probleme haben werden (die größten Unterschiede liegen im Interface), ist Neulingen ein Blick auf die Seiten von Battlegoat empfohlen, wo es in Bälde Videos zur Einstiegshilfe geben wird. Überhaupt seien schon an dieser Stelle (und nicht nur für dieses Spiel) die Foren von Studio und Publisher empfohlen – man wird sie brauchen.
Viele Features des
Spieles sind, wie schon erwähnt, aus den Vorgängern bekannt: Von der Wirtschaft über die Forschung bis hin zu Schatzmeister- und Militäragenden ist alles, und zwar wirklich alles bis in kleinste Detail bedienbar. Ein bestimmter Panzer auf einer bestimmten Basis? Kein Problem. Ein paar Tausender weniger für Sozialausgaben, damit das Defizit kleiner wird? Wird gemacht. Aber Obacht, dass die Stimmung im Land nicht fällt, sonst ist die nächste Wahl verloren.
Alle Einzelheiten aufzuzählen ginge zu weit – dafür ist das fast hundert Seiten zählende Handbuch da.
Glücklicherweise kann man wie im Vorgänger die einzelnen Ministerien den zuständigen Ministern überlassen, vollständig oder teilweise. Die KI macht ihre Sache wie gewohnt recht ordentlich, so kann man sich gefahrlos einem Ding nach dem anderen widmen und so mithilfe der Foren, Gametipps und des Handbuchs nach und nach in die Welt von "SR:CW" eintauchen.
Apropos Welt: Die ist wie üblich ein Hammer.
Die Rohstoffe lagern dort, wo sie auch auf der Erde zu finden sind; Saudi-Arabien ist der größte Öllieferant, Japan ein (noch nicht so wie heute, aber doch) hochtechnisiertes Land mit vielen Rohstoffimporten, die auf dem Weltmarkt zu schwankenden Preisen zu erstehen sind. Die "Supreme Ruler"-Reihe liefert in allen Teilen die wohl beste Ablichtung des weltweiten Wirtschaftssystems – nicht nur in diesem Teilaspekt ist Spieltiefe das beherrschende Prinzip.
Die Grafik wurde im Vergleich zum Vorgänger leicht aufgemotzt, was Vor- und Nachteile hat. Zwar sehen Bäume, Berge,
Infrastruktur und Einheiten ein wenig netter aus, der Übersichtlichkeit ist das Ganze vor allem im späteren nicht gerade zuträglich. Auch die Entscheidung, die Ministerien in die linke untere Ecke zu pressen und bei den Untermenüs die Mitte des Bildschirms nicht mehr zu nutzen, bedarf Eingewöhnungszeit und führt bei hohen Auflösungen zu Nase-Schirm-Momenten.
Größtes Problem der Reihe ist
und bleibt die Spielgeschwindigkeit. Die komplexen Möglichkeiten führen zwangsweise zu abertausenden Operationen, die dem Rechenknecht minütlich aufgebrummt werden. Bis ein Jahr vergeht, sind nebenbei Abwasch erledigt und Wäsche aufgehängt. Hier wird durch Patches (die wieder reichlich sein werden) Abhilfe versprochen, aber am Grundproblem wird das wenig helfen. Wer sich also ein schnelles Fortschreiten durch die Zeit erhofft, dem sei eine ordentliche Packung an Geduld empfohlen.
Fazit: Wirtschaft, Forschung, Diplomatie, Kriege, Einflusszonen, Vasallenstaaten, Kolonien, das `Space-Race`, Infrastruktur,
Spionage, was weiß ich noch alles – Battlegoat haben ein Feuerwerk versprochen, und sie haben es gehalten. Von Eingängigkeit kann keine Rede sein, aber es ist wie so oft mit dieser Sorte Games: Steckt man mal drinnen, fällt das Aufhören schwer. Dass es da und dort noch hakt und die Spielbalance noch einige schiefe Ebenen aufweist, ist bei dieser Größe zu verzeihen.