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Gruselkabinett 129

In längst vergangenen Zeiten schmiedet das Schicksal die beiden jungen Männer Har und Manor aneinander. Eine Verbindung, die die Zeit überdauert und selbst der Tod nicht lösen kann.

Gruselkabinett 129Weit draußen im Nordatlantik liegen die den Gewalten der Natur ausgelieferten Faröer-Inseln. Ein kleiner Archipel aus hartem Fels, der sich den unbändigen Kräften des Ozeans entgegenstemmt. Die wenigen Menschen, die diesen einsamen Flecken ihr Zuhause nennen, wissen nur zu gut, das Wetter und Meer in diesen Breiten trügerisch sein können. Strahlender Sonnenschein verwandelt sich in wenigen Augenblicken in einen ausgewachsenen Sturm. Naturphänomene, die auch dem jungen Har und sein Vater zum Verhängnis werden. Bei der Rückkehr mit ihrem Fischerboot in den Hafen werden die beiden das Opfer eines Orkans. Das Boot kentert und die Männer scheinen verloren. Nur durch das beherzte Eingreifen eines jungen Mannes gelingt es, wenigstens Hars Leben zu retten.


In den kommenden Wochen entsteht eine innige Freundschaft zwischen den beiden. Jede freie Minute verbringen sie gemeinsam, der eine kann nicht mehr ohne den anderen sein. Umso größer fällt der Schock aus, als Manor von seinen Plänen berichtet, an Bord eines Walfängers anzuheuern. Schweren Herzens lässt Har seinen Freund ziehen und fiebert dessen Rückkehr entgegen. Doch das Schicksal hat andere Pläne für die beiden Männer. Manors Schiff wird ebenfalls zu einem Spielball der Elemente und sinkt, wobei es die gesamte Mannschaft mit in die Tiefe reißt. Ab diesem Moment ist Har nicht mehr derselbe, jegliche Lebensfreude ist ihm abhandengekommen. Bis er eines Nachts unerwarteten Besuch erhält. Nicht alles, was sich die See geholt hat, bleibt auch dort!


Mit "Manor" hält eine Geschichte Einzug ins "Gruselkabinett", die in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich zu nennen ist. Der eher unbekannte Autor Karl Heinrich Ulrichs lieferte hier auf den ersten Blick eine klassische Liebesgeschichte, die in einer Tragödie endet, aber hier bekommt nun das Übersinnliche seinen Auftritt, das über den Tod hinaus Bestand hat. Ein Thema, das über eine lange literarische Tradition verfügt. Dass jedoch ein homosexuelles Paar im Mittelpunkt des Geschehens steht, ist für das 19. Jahrhundert, indem dieses Werk entstand, eher ungewöhnlich, da die gleichgeschlechtliche Liebe zu diesem Zeitpunkt noch im Verborgenen stattfand und Repressalien drohten. Doch das ist nur ein Aspekt, der "Manor" ungewöhnlich macht, auch der Handlungsort darf getrost so bezeichnet werden.


Heinrichs wählte die raue und ungezähmte Welt der Faröer-Inseln als Background für seine mit übersinnlichen Aspekten garnierte unglückliche Liebesgeschichte. Ein Ort, der sicherlich nur selten als Kulisse für eine Geistergeschichte diente und so ein ganz eigenes Flair entwickelt. Neben der Rückkehr des Toten aus dem feuchten Grab bekommt hier auch die unbändige See eine mystische Rolle verliehen, eine Art göttliche Kraft, die jederzeit die Geschicke der Menschen auf entscheidende Art mitbestimmen kann. Eine Facette der Handlung, die auf gekonnte Weise auch Einzug ins Hörspiel gehalten hat. Gerade Musik und Soundkulisse fangen diesen besonderen maritimen Charakter der Story ein und machen ihn auch für den Hörer greifbar.


Hinzu kommt eine heidnische Komponente, die mit der Rückkehr des Toten aus dem Grab zutage tritt und dieser nur auf den ersten Blick klassischen Gruselgeschichte einen weiteren Farbtupfer hinzufügt. Romantik und Grauen halten sich in der zweiten Hälfte des Hörspiels die Waage, wissen aber mit ihrer sehr dichten Atmosphäre zu überzeugen. Mit knapp 50 Minuten ist "Manor" einer der kürzeren Vertreter innerhalb der Reihe, kommt aber wie nur wenige andere Episoden ohne Umschweife auf den Punkt und begeistert mit seiner klaren Struktur, die die Handlung auf den grauenvollen und unvermeidbaren Höhepunkt zutreibt.


Der musikalischen Gestaltung fällt hier eine außergewöhnliche Bedeutung zu, ist sie doch dafür verantwortlich, die Besonderheiten des Stoffs zum Hörer zu transportieren. Sie wechselt von anfangs märchenhaft und verträumt zu dramatisch und episch, ohne dabei zu vergessen, die Naturthematik, das Meer und seine Launen für das Publikum hörbar zu machen. "Gruselkabinett"-Produktionen zeichnen sich in der Regel eher durch eine gewisse Zurückhaltung beim Einsatz von Geräuschen aus und verwenden sie nur dort, wo sie den größtmöglichen Nutzen haben. Im Fall von "Manor" weicht man von diesem Konzept ab und erschafft eine bedruckende Soundlandschaft, die die schroffen Felseninseln im Atlantik ohne Probleme Gestalt annehmen lassen.


In den beiden Hauptrollen sind Tom Raczko und Louis Friedemann Thiele zu hören, die diese große und äußerst tragische Liebesgeschichte glaubhaft mit Leben zu füllen. Tom Raczko entwickelt sich dabei langsam zu einem Dauergast im "Gruselkabinett", wobei es ihm gelingt, sein Können von Folge zu Folge noch zu steigern. Für die Nebenrollen wurden einige große Namen wie Dagmar von Kumin, Thomas Balou Martin oder Horst Nauman gewonnen, die ihre jahrelange Erfahrung und ihr schauspielerisches Talent nutzen, um "Manor" auch in diesem Hinblick zu etwas Besonderem zu machen. Peter Weis schlüpft einmal mehr in die Rolle des Erzählers und weiß auch in dieser Funktion zu gefallen. Es sind kleine, unscheinbare Perlen wie diese, die das "Gruselkabinett" von anderen Gruselreihen abheben.


 
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Publisher: Titania Medien




 


 
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