Ein Haus in einer respektablen Gegend Londons hütet ein finsteres Geheimnis. Unerklärbare Phänomene vertreiben jeden Mieter bereits nach wenigen Tagen.

Nach vielen harten und entbehrungsreichen Jahren auf See scheint das Leben Rodrick Houston für seine Strapazen zu belohnen. Ein entfernter Verwandter vermacht ihm unerwartet ein beträchtliches Vermögen und ein Haus in einem der besseren Viertel Londons. Finanzielle Nöte scheinen endlich der Vergangenheit anzugehören, doch schon recht bald verfliegt die Freude über das Erbe: Es ist kein Segen, sondern ein Fluch. Kein Mieter verbleibt länger als einige Tage in dem schmucken Gebäude im karibischen Stil. Etwas unsagbar Böses versucht die Bewohner zu vertreiben und im schlimmsten Fall ins Jenseits zu befördern.
In seiner Verzweiflung wendet sich der Lieutenant an seinen alten Jugendfreund Flaxman Low. Dieser zeigt sich elektrisiert, als er von den Vorkommnissen erfährt und bietet seine Hilfe an. Die beiden Männer beschließen, einige Tage gemeinsam im Spukhaus zu verbringen, um das Phänomen aus der Welt zu schaffen. Doch alsbald zeigt sich, dass das Rätsel des Anwesens komplizierter ist als vermutet. Ein schnelles Handeln scheint vonnöten, denn die übersinnlichen Ereignisse in dem Haus sind überaus tödlicher Natur.
Bisher ist Flaxman Low neben den Abenteuern der Familie Hargreave der einzige wiederkehrende Akteur im "Gruselkabinett". Wer bei seinen unheimlichen Abenteuern allerdings die übliche Geisterjäger-Hausmannskost erwartet, dürfte enttäuscht werden, denn die Reihe nimmt eine andere, aber keinesfalls uninteressante Sichtweise auf Spuk und Geistererscheinungen ein als viele andere Genrevertreter. Die plumpe Bekämpfung von Schreckensgestalten aus der Hölle bleibt hier außen vor und weicht einer analytischen Spurensuche nach den Ursachen für das jeweilige paranormale Phänomen, was ganz nebenbei sehr spannend ausfällt.
Dieser andere Blickwinkel liefert aber eine überaus stimmungsvolle und nicht zuletzt tatsächlich gruselige Spukgeschichte, die altbewährte Zutaten neu zusammenstellt und dabei einige unerwartete Wendungen für das Publikum bereithält. Dazu steht ein Auslöser für das nächtliche Treiben in der Residenz von Lieutenant Houston im Mittelpunkt des Plots, der überraschend innovativ und unverbaucht daherkommt. Trotzdem lässt sich ohne Umschweife von einer klassischen Spukgeschichte im besten Sinne des Wortes sprechen. Selbst wenn man glaubt, dass Flaxman Low seine Arbeit erledigt hat, die Handlung auf das vermeintliche Ende zusteuert und die Anspannung der Erleichterung weicht, gibt es eine Kehrtwende, die die Geschichte nochmals deutlich an Originalität gewinnen lässt. Erfreulich ist der Umstand, dass die Figur des Geisterjägers Low an Konturen gewinnt und eine weitere hoffentlich wiederkehrende Rolle ihren Einstand gibt.
Der überaus ansprechende Inhalt wird, wie vom Label gewohnt, von einem überzeugenden musikalischen Korsett gerahmt, das zu jeder Zeit die richtigen Töne findet. Gerade in den unheimlichen und düsteren Momenten trifft das Ohr des Hörers auf einen nahezu perfekten Gruselsoundtrack. Die Soundeffekte sind mit viel Liebe an den richtigen Stellen platziert und insbesondere in jenen Passagen, in denen der Spuk zutage tritt, können die Geräusche die gewünschte Gänsehaut den Rücken hinaufkriechen lassen.
Rolf Berg ist nicht zum ersten Mal als Flaxman Low zu hören, jedoch besteht zu den vorherigen, durchaus überzeugenden Auftritten ein entscheidender Unterschied, hier hört man nämlich dem Sprecher zu jeder Minute den Spaß an seiner Arbeit an, was die Performance nochmals auf eine andere Ebene hebt. Ein gelungener Auftritt. Jonas Minthe kann als Roderick Houston punkten, allerdings mutet seine Stimme ein wenig zu jugendlich an, insbesondere wenn der Hörer von seiner bisherigen Vita erfährt. Der heimliche Star dieser Episode ist aber ohne Einschränkung Bernd Kreibich als Butler Wilkes. Die überaus sympathische Interpretation seiner Rolle gepaart mit einer Prise trockenen Humors sorgt für die heiteren Augenblicke dieser Produktion. "Flaxman Low – Der Fall Hammersmith" ist ein überaus würdiger Vertreter des "Gruselkabinetts" und bestätigt einmal mehr die hohe Qualität der letzten Folgen.