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Gruselkabinett 95

Spiegel üben seit jeher eine große Faszination auf Menschen aus. Die Frage, was hinter ihrem Glas verborgen liegen mag, regt die Fantasie an. Manche Spiegel jedoch sind gefährlich und man sollte es vermeiden, in ihre Nähe zu kommen.

(C) Titania Medien/Lübbe Audio / Gruselkabinett 95 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenAus den warmen Gefilden der Karibik verschlägt es den Lehrer Ben Canevin von den britischen Jungferninseln ins winterliche Neuengland. Der Direktor einer Schule in Connecticut ist ein alter Freund und bietet Ben eine Anstellung in seinem Kollegium an. Dieser willigt ein und bezieht mit seinen wenigen Habseligkeiten ein Zimmer auf dem Anwesen des Internats. Unter den wenigen Dingen, die der junge Lehrer mitbringt, ist ein Spiegel. Die gewaltige Spiegelfläche wird von einem Rahmen verziert, der vielen Menschen einen Schauer über den Rücken jagt.


Bösartige Fratzen, unheimliche Figuren und merkwürdige Muster umschließen das Glas. Die Schüler, die es eines Morgens nach dem Ausfall der Heizung in die Privaträume von Canevin verschlägt, sind jedoch von der ersten Minute an von dem Spiegel fasziniert. Nicht ahnend, dass er ein finsteres Geheimnis hütet, das das Leben von Ben und einem der Jungen innerhalb weniger Sekunden auf den Kopf stellt. So müssen die beiden die Erfahrung machen, dass auf der anderen Seite des Spiegels tatsächlich Dinge lauern können, die den Menschen schaden wollen.


Bereits zum zweiten Mal darf der im deutschen Sprachraum eher unbekannte Horror- und Fantasy-Autor Henry S. Whitehead das "Gruselkabinett" mit einer seiner Geschichten bereichern. Einen prägenden Teil seines Lebens verbrachte er in der Karibik, was sich auch in seinen Geschichten widerspiegelt, wenn er immer wieder Motive und Geschichten aus der örtlichen Folklore in seinen Storys verarbeitet.


Im vorliegenden Fall beschränkt sich der Verweis lediglich auf die Herkunft des Spiegels und spielt eine eher untergeordnete Rolle. Dafür greift der Autor eine andere Thematik auf, die gerade in der fantastischen Literatur immer wieder aufgegriffen wird, die Idee von einer oder mehrerer Welten hinter einem Spiegel. Umso überraschender ist es, dass dieses Feld innerhalb des "Gruselkabinett" bisher noch nicht aufgegriffen wurde. Der Plot von "Die Falle" legt relativ schnell die Karten auf den Tisch und als Hörer weiß man bereits nach einer knappen Viertelstunde, in welche Richtung der Hase läuft.


Einer der Schüler wird von einer dämonischen Kraft auf die andere Seite des Spiegels geholt, um ihr dort zu Diensten zu sein. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, da sich der Fokus des Geschehens nun auf das Bestreben legt, den Jungen wieder in seine Welt zurückzuholen und die dunklen Mächte zu besiegen. 50 Minuten Laufzeit reichen in diesem Fall vollkommen, um der Handlung den nötigen Platz einzuräumen, ohne auf kleine Details verzichten zu müssen oder gehetzt zu wirken.


"Die Falle" ist eine Gruselgeschichte klassischer Prägung, die dem "Gruselkabinett" erneut eine interessante Facette hinzufügt. Der Zeitgenosse und Freund von H. P. Lovecraft schafft es, mit den Ängsten vor dem Unbekannten und Verborgenen zu spielen, und eine ordentliche Gänsehaut zu erzeugen. Das klappt auch auf vortreffliche Weise als Hörspiel, was zu einem sicherlich nicht unerheblichen Teil wieder einmal mehr dem hervorragend eingespielten Produktionsteam von Titania Medien geschuldet ist.


Geräusche werden dezent eingesetzt und gestalten Dialoge und Background dort aus, wo es Sinn macht. Wer eine ausgewogene Produktion ohne einen Overkill im Sounddesign bevorzugt, ist hier genau richtig. Selbiges gilt für den Einsatz von Musik. Immer wieder werden spannende Momente mit dramatischen Kompositionen untermalt oder zur Erschaffung einer bestimmten Atmosphäre Soundcollagen verwendet. Eben jene Atmosphäre fällt durch das gelungene Zusammenspiel von Sprache, Musik und Effekten sehr dicht aus und sorgt für das gewünschte wohlige Gruselgefühl.


Auch wenn der Blick ins Booklet neun Sprecher ausweist, so sind es doch im wesentlich drei von ihnen, die weite Teile der Handlung mit ihrem Können tragen. Frank Schaff spielt den jungen Lehrer Canevin, dem man es zu jeder Zeit abkauft, dass ihm das Wohl seiner Schüler am Herzen liegt und er dafür zu kämpfen bereit ist.


Sascha Wussow gibt Julian, jenen Jungen, den es auf die andere Seite des Spiegels verschlägt. Ihm gelingt es, dessen Angst und die langsam aufkeimende Verzweiflung in seinen Dialogen einzufangen und zum Hörer zu transportieren. Lutz Riedel darf sich wieder einmal in der Rolle des Fieslings versuchen, was ihm durchaus gelingt, manchmal wünscht man sich vielleicht noch ein wenig mehr Boshaftigkeit in seiner Stimme. "Die Falle" ist gute Gruselkost im klassischen Gewand, die mit einer geradlinigen Geschichte und einer sehr guten Inszenierung punkten kann.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien/Lübbe Audio




 


 
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