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I'm Still Here

Ein abgehalfterter Joaquin Phoenix vergisst nicht nur vor aller Augen auf die Trimmung seiner Gesichtsbehaarung, sondern beweist der Öffentlichkeit aufgrund seiner neu entdeckten Rap-Fähigkeiten, dass er nun völlig den Verstand verloren hat...

Ein lauter (c) Koch Media / im_still_here_angepasst / Zum Vergrößern auf das Bild klickenAufschrei ging durch die Reihen der Celebrities und erschütterte die oftmals berechenbare Filmbranche, als es plötzlich hieß: Joaquin Phoenix hört mit der Schauspielerei auf und versucht sich als Rapper! Noch viel größer das Entsetzen, als man nach ersten Auftritten feststellen musste, dass er absolut kein Talent dafür hat und als Künstler des Sprechgesanges in Hip-Hop-Manier mindestens so deplatziert wirkt wie Ex-Pornoschockerin Sasha Grey im lokalen Kirchenchor. Doch offensichtlich meinte es der Bruder des tragisch an einer Überdosis vor Johnny Depps Club verendeten River Phoenix todernst mit der neuen und offensichtlich im Delirium ausgedachten Karriere als Pseudo-Rapper. Lächerlich unausgefeilte Texte wurden geschrieben, peinlich amateurhafte Tracks wurden aufgenommen und sogar Treffen mit P.Diddy aka Sean Combs wurden organisiert, um über die Qualitäten und die Produktion von Joaquins Album zu sprechen. Für Filmprojekte war er ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu haben, doch was hat es wirklich auf sich, mit der neuen und völlig überzogenen Identität als rappender Tittenproll, der zwanghaft versucht jegliches Klischee des Vorzeigepimps zu erfüllen?


Dahinter steckte letzlich eine ausgeklügelte Idee um ein Filmprojekt, dass Phoenix gemeinsam mit  Schwager und Regisseur Casey Affleck in äußerst konsequenter Weise durchgezogen hat. Unter dem Deckmantel des Schweigens wurde ein genau durchdachtes Konzept entwickelt, das den geistigen und körperlichen Verfall des Schauspielers in aller Öffentlichkeit inszenieren sollte, ohne Außenstehende einzuweihen. So kam es zu einem denkwürdigen Auftritt bei David Letterman, nachdem die Öffentlichkeit Blut geleckt hatte. Vom Absturz Phoenix, von allen möglichen Problemen und vom unwiederruflichen Untergang des Stars war die Rede. Die Gerüchteküche brodelte und Phoenix spielte weiter die Rolle des gefallenen Filmstars, der nach seinen im Film "Walk The Line" verdienten musikalischen Lorbeeren wohl etwas größenwahnsinnig wurde und plötzlich meinte, auch rappen zu können.


Dabei bleibt er immer in der Rolle, auch in den peinlichsten Situationen steht er zur grundlegenden Idee der Auslotung von Grenzen: Wie weit kann man gehen? Bis wohin glauben mir die Menschen und ab wann mache ich mich lächerlich? Tja, die Öffentlichkeit erträgt offensichtlich vieles, denn selbst nachdem Affleck schon mehrmals den inszenierten Charakter des Films klargestellt hat, rumorte die Gerüchteküche um die musikalische Karriere des gefallenen Stars weiter. Am Ende ist doch alles nur Show, aber Phoenix hat seine außergewöhnliche Befähigung zur Schauspielerei einmal mehr recht eindrucksvoll bewiesen.



###Christoph Höhl###


Publisher: Koch Media

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Wenn das Leben nach dem Tod doch immer so schön (animiert) wäre...
Dass Karl Markovics nicht nur als Schauspieler eine gute Figur abgibt, beweist er mit seinem Regiedebüt.
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In diesem Edelkaff sagen sich nicht nur Fuchs und Hase, sondern auch Moral und Anstand gute Nacht.
Ach ja, das alte Oberstufenlehrer-Problem: Welche Version von "Caligula" zeigt man am besten im Latein-Unterricht? Vielleicht liefert diese brandneue DVD-Edition ja endlich eine Antwort.
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