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IN FLAMES (SLAM-ZINE #7)


Der IN FLAMES-Standard „Clayman“ sollte heutzutage in keiner Sammlung mehr fehlen.

Seit diesem Überwerk hat sich jedoch scheinbar jede Menge getan im Lager der sympathischen Boys aus dem Norden. Man tourte ausgiebig durch aller Herren Länder, und das durchwegs erfolgreich, sammelte neue Einflüsse und so ganz nebenbei wurde Gitarrist Jesper Strömblad in Japan mal eben „Songwriter des Jahres“. Die Band, insbesondere Sänger Anders Friden arbeitete in den Tourpausen hart an sich und an der Musik. Und es dürfte wieder ordentlich rappeln im schwedischen Karton, denn „Reroute to Remain“, das mittlerweile sechste vollständige Studioalbum der schwedischen Melodic-Knüppler (mit dem hübschen Untertitel „Fourteen songs of concious insanity“...), steht in den Startlöchern und wird im September über uns hereinbrechen. Nach dem ersten Hineinlauschen in die Vorab-Tracks bin ich restlos davon überzeugt, dass den Fünfen aus Göteborg mit diesem ausgesprochen reifen Album der bis dato größte Wurf gelungen ist. Alles, was ein Metal-Herz zum hüpfen bringt, dürfte auf „RTR“ satt vertreten sein und der Aktionsradius hat sich hörbar ausgeweitet. Schlagzeuger Daniel Svensson verriet mir einige Details zu der neuen Scheiblette, plauderte ein wenig aus dem Tour-Nähkästchen bis auch mir der Mund wässrig wurde... kommt da etwa ein Meilenstein auf uns zu?

Was erwartet uns auf „Reroute to Remain“ aus deiner Sicht , der wohlbekannte Mix von Härte und Melodie wie wir es von IN FLAMES gewohnt sind, oder habt ihr einige Veränderungen an eurem Stil vorgenommen?

RTR ist das abwechslungsreichste IN FLAMES-Album bis dato, sag ich mal.Und wir haben noch nie so agressiv geklungen wie heute, was aber nicht heißt dass für schöne Melodien kein Platz ist. RTR ist natürlich sehr „melodisch“ ausgefallen, das ist immerhin ein Markenzeichen von uns geworden. Wir haben uns sehr intensiv mit jedem einzelnen Song beschäftigt, was Songstruktur und Arrangements betrifft. Es ist auch das erste mal, dass wir viel Zeit in eine ordentliche Pre-Production investiert haben.

Wir mieteten uns in ein kleines Landhaus in Schweden ein, nur wir fünf, ohne störende Einflüsse von außen, und jammten, schrieben Songs, probierten dies und das. Es war eine tolle Erfahrung für uns, und es ist immer aufregend , sich selber als Band zu erneuern und sich von den verschiedensten Sachen neu inspirieren zu lassen. Wir haben diesmal auch mit neuem Producer in einem anderen Studio als bisher aufgenommen. Mit Daniel Bergstrand (arbeitete bereits mit STRAPPING YOUNG LAD oder MESHUGGAH, d.Verf.) im Dug-Out Studio in Uppsala um genau zu sein. Wir sind mehr als zufrieden mit dem Ergebnis und ich glaube, RTR ist das reifste und beste IN FLAMES Album bisher.

Da bin ich mir nach dem ersten Vorgeschmack allerdings sicher. Eine satte, transparente Produktion, jedoch immer noch mit der nötigen Portion Härte. Aber apropos Einflüsse...Ihr werdet im August mit SLAYER und SOULFLY auf Amerika Tour gehen.Von so was träumt ja wohl jedes Kind bzw. jede Band, euch natürlich miteingeschlossen...

Ja, man kann definitiv sagen, dass damit ein Traum wahr wird. Slayer ist natürlich eine unserer Lieblingsbands und da sprech ich wohl für alle in der Band. Es ist eine große Chance, uns und unsere neuen Songs einer breiten Zuhörerschaft zu präsentieren. Die USA ist ein riesengrosser Markt und ich meine mal, dass eine Menge Leute da drüben IN FLAMES interessant finden, daher freuen wir uns schon mächtig auf das ganze Ding.

Da freut ihr euch nicht allein sag ich mal. Ihr wart ja schon einige Male in Amerika auf Tour, das letzte mal mit ICED EARTH im Frühjahr. Welche Erfahrungen habt ihr so gemacht, wie kam eure Chose bei den Amis denn an?

Also diese Tour war wirklich cool. Wir waren seit Herbst `99 ja bereits fünfmal in Amerika und haben mittlerweile auch eine solide Anhängerschaft dort. Das Feedback war bisher immer sehr positiv, weshalb uns auch mit jeder Tour mehr Leute kennen und unsere Musik mögen, was ja nur ein gutes Zeichen sein kann. Der amerikanische Markt ist sehr interessant für uns, weil die Art von Metal, die wir machen, dort sehr gut ankommt. Die meisten Kids haben halt die Nase mittlerweile voll vom typischen Ami-Metal und wir können ihnen da hoffendlich etwas Abwechslung bieten. Außerdem wissen die wenigsten Leute, dass es in Europa eigentlich eine riesige Metal-Szene gibt. Das macht es natürlich noch interessanter.

Ich setzte auch nicht voraus, dass die Ami-Kids das unbedingt wissen. Also könnt ihr quasi dann auch als Metal-Botschafter aus Europa fungieren. Kontinente-Wechsel: Im vorigen Jahr habt ihr ja bei eurem Japan-Abstecher die Live-Scheibe „TOKIO SHOWDOWN“ mitgeschnitten, (die ja schon einige Zeit in den Läden stehen sollte...). Wie siehts denn aus mit den japanischen Fans? Man hört da ja ab und zu die komischsten Dinge, z.B. dass alle nur brav rumstehen und exakt zwischen den Songs artig applaudieren... War es für euch als Nordlichter eine seltsame Erfahrung?

Das erste mal in Japan war für mich traumhaft. Wir werden ja im Herbst dort auch schon wieder das vierte mal unterwegs sein, und es wird sicher wieder ein Riesenspaß. Die Fans in Japan sind sehr in Ordnung und überhaupt behandeln dich die Leute dort ausgesprochen nett. Es ist alles so total anders als zum Beispiel hier in Europa, das Essen, die Kultur... es macht uns sehr viel Freude, in solchen exotischen Ländern zu touren.

Und gerade in Ländern wie Japan oder auch Mexiko kommt ja nordischer Metal unheimlich gut an. Wie können wir uns die Tour im Herbst vorstellen, wobei ihr mit PAIN und SOILWORK durch Europa unterwegs sein werdet? Ich nehme mal an, es erwartet uns ne große Party, oder etwa nicht?

Natürlich wird das Party. Wir sind sehr gut befreundet mit SOILWORK und mit Peter Tätgren von PAIN, also wird das sicher wieder sehr heftig. Wir lieben es halt auf Tour zu sein, das ist mit einer der Gründe warum wir in einer Band spielen. Und wir geben auf der Bühne sowieso 200 Prozent, da kann kommen was will.

Sehr professionelle Einstellung. Da kommt trotz der Arbeit auch der Spass nicht zu kurz. Sag mal, seid ihr diesmal eigentlich das erste mal Headliner auf einer Tour?

Nein, wir haben bereits auf der COLONY-Tour und der CLAYMAN-Tour gehadlined.
In Europa, natürlich auch hier in Österreich, habt ihr mittlerweile eine riesige Gefolgschaft...

Naja, IN FLAMES existieren ja schon einige Jahre und sind mit jeder Platte tighter und besser geworden, weshalb uns natürlich auch eine Menge Leute kennen. Im Prinzip ist es so, dass, je weiter du in Europa nach Süden kommst, desto verrückter sind in der Regel die Fans. Die Skandinavier sind auch verrückt, mit dem Unterschied , dass sie halt ein wenig mehr trinken bevor sie ausflippen (...war mir neu... d.Verf.). Wir sind halt sehr introvertierte Zeitgenossen, verglichen mit den südlicheren Ländern.

Aber dafür steigen in den skandinavischen Ländern bekannte Metal Acts ja auch regelmässig ganz oben in den Charts ein. Erwartet ihr von REROUTE TO REMAIN ähnliches, ist vielleicht sogar die eine oder andere „Hit-Single“ auf dem Album...?

Das stimmt, vor allem in Finnland gibt’s einige Bands (z.B. NIGHTWISH oder SENTENCED d. Verf.), die aus dem Stand weg auf Platz eins der finnischen Charts einsteigen. Da sind die Finnen unheimlich patriotisch. In Norwegen weiß ich nur, dass z.B. DIMMU BORGIR sehr populär sind und überhaupt eher der Black Metal. Eine „Nummer-Eins-Platte“ haben wir bislang noch nicht, aber CLAYMAN war mit Platz 15 die höchste Platzierung bisher für eine extreme Metal Band hier in Schweden. Und in Finnland waren wir auch unter den Top 20, hier im Norden sind die Leute anscheinend sehr vertraut mit Metal. Es ist zwar schwer vorherzusagen, aber wir haben ein gutes Gefühl, dass RTR zumindest in Schweden unter die Top Ten gelangt. Einige Songs sind sehr „catchy“ ausgefallen, aber wir haben nicht vor, eine Hit-Single auszukoppeln.

In der Vergangenheit gab es ja einige Besetzungswechsel bei IN FLAMES. Ist euer heutiges Line-up das endgültige, seid ihr mittlerweile ein eingespieltes Team? Vom Zusammenspiel auf „RTR“ her zu urteilen habt ihr eure Optimal-Besetzung gefunden.

Ich bin 1998 zu IN FLAMES gestoßen, somit war ich der letzte Besetzungswechsel. Und es sieht so aus, als würden die heutigen IN FLAMES auch die sein, die es bis zu bitteren Ende durchhalten. Wir haben zusammen sehr viel durchgemacht und fühlen uns mittlerweile wie eine Familie. Jeder einzelne ist zu 100% mit der Band beschäftigt, es hängt sehr viel davon ab und da muss man auch ab und zu Opfer bringen. Dafür wachsen wir ständig als Band, und das gibt uns wiederum ein sehr sicheres Gefühl für die Zukunft.

Habt ihr irgendwelche witzigen Stories parat, die euch an Österreich erinnern? ein gewisser, oben erwähnter Herr Tätgren zum Beispiel hat in einem bekannten Wiener Metal-Lokal jedem auf Verlangen sein nacktes Hinterteil präsentiert, während er an der Bar ausgeholfen und Drinks serviert hat. Ich weiß, die Story kennt wahrscheinlich eh schon jeder. Aber irgendwas in diese Richtung?

Ja, da gibt ne witzige Geschichte von der COLONY-Tour mit DARK TRANQUILITY. Wir hatten damals eine riesen Aftershow-Party in diesem Planet Music, und alle waren total besoffen. Als wir nach Mitternacht in Richtung Graz aufbrachen, haben DARK TRANQUILITY einen ihrer Musiker einfach vergessen, und schnallten das erst als sie in Graz im Hotel aufwachten. Der Kerl (Namen werden hier allerdings keine genannt...) verbrachte die Nacht dann auf einer Parkbank in der Nähe dieser Location. Auch er checkte das ganze erst als er morgens im Park aufwachte, und er musste dann mit dem Zug nach Graz fahren. Peinlich.

Der Alkoholmissbrauch treibt ja oft die seltsamsten Blüten. Da gabs schon schlimmeres Erwachen. Ihr wisst das vielleicht noch nicht, aber an dem Tag , an dem ihr in Wien spielen werdet (26.10.) findet hier zufällig die grösste Metal/Underground Party Österreichs statt (Vorsicht: Werbung!) Wird man euch nach dem Konzert dort antreffen, wenn es der Zeitplan zulässt?

Das wussten wir nicht, aber wenn es irgendwie möglich ist, werden wir dort natürlich auch auftauchen.

Und da werden sich dann sicher einige Fans wund freuen. Dann wollen wir nur mal hoffen, dass der Wien-Gig deswegen nicht unter Besucherschwund leidet. Aber das kann ich mir ohnehin nicht vorstellen. Vor allem in den Anfangstagen von IN FLAMES wurdet ihr ja oft als „Metal Boygroup“ bezeichnet (und das war wohlgemerkt nicht im Bravo...). Was haltet ihr davon? Ich meine mal ihr macht Musik um der Musik willen und nicht wegen des grossen Ruhms...

Ach, die Leute haben uns schon soviel genannt in all den Jahren, und ich kann damit herzlich wenig anfangen. Wenn ich berühmt werden wollte, würde ich sicher nicht in einer Metal-Band spielen, sondern was ganz anderes machen. Einige Leute glauben, wir sind Stars in Schweden und schweinereich. Das ist Blödsinn. Wir können mittlerweile relativ gut von der Musik leben, das ist alles. Und das auch nur, weil wir hart dran arbeiten und das halbe Jahr über in irgendwelchen Tourbussen rumgondeln.

So ein Leben hätten wir doch auch alle gerne. Aber wahrscheinlich wissen die meisten gar nicht, wie hart es ist, ständig „on the road“ zu sein. Aber man kann beruhigend sagen, dass das sicher noch lange Zeit so bleiben wird, denn IN FLAMES haben schließlich auch die nötige Professionalität, um sich über Jahre hinweg im Business zu behaupten. Also, Fans da draußen, oder die es noch werden wollen: Freut euch schon mal auf Herbst, da steht euch wahrlich großes bevor. Als kleinen Vorgeschmack hier die vier Tracks, die ich schon mal vorab abchecken durfte:

„Cloud Connected“: Ein megaeingängiges Gitarrenriff, das man so schnell nicht wieder von seiner Festplatte bekommt. Klingt mit den Keyboard-Passagen ein wenig nach PAIN, lässt aber dennoch nichts an Eigenständigkeit vermissen.Vor allem Anders` Vocals decken das ganze Spektrum ab. Genial!
„System“: Bricht gleich mal in alter CLAYMAN-Manier los ,überrascht aber mit einfühlsamen Passagen, das ganze fügt sich im Endeffekt optimal zusammen. Die geile Produktion kommt hier voll zur Geltung.

„Reroute to remain“: Wahnsinns-Gesang, der Titeltrack und Opener kickt gewaltig. Mehrstimmiger Refrain und wieder ein Mörder-Riffing. Besser kann man eine Platte nicht eröffnen, und sämtliche Trademarks werden ausgereizt. Ins Ohr sticht vor allem auch die treibende Rhythmus-Abteilung .

„Dawn of a new day“: Hätte auch auf SUBTERRANEAN stehen können, Akustikgitarren mit Folk-Touch, sehr athmosphärisch und mit wunderschönen Gesangslinien versehen . Die obligatorische „Ballade“ ist es dennoch nicht.
Da bin ich mal gespannt, wie der Rest der Scheibe mit diesen Nummern mithalten, oder sie erwartungsgemäß noch übertreffen kann.

Für News rund um die Band sei hier noch die website www.inflames.com empfohlen, die offizielle Bandsite mit viel Infos und außerdem hübsch gestaltet.

DISCOGRAPHY:
Lunar Strain (CD/1994)
Subterranean (MCD/1995)
The Jester Race (CD/1996)
Black Ash Inheritance (MCD/1997)
Whoracle (CD/1997)
Colony (CD/1999)
Clayman (CD/2000)
Tokyo Showdown (LiveCD/2001)
Reroute to Remain (CD/Sept.`02)

mikerowave
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