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Interview mit THE BLACKOUT ARGUMENT!

Gitarrist Christoph Zehetleitner von THE BLACKOUT ARGUMENT hat sich für uns Zeit genommen, die BOA-Online-EP "Smile Like A Wolf" zu diskutieren. Ein langer, interessanter und philosophischer Chat über das Musikbusiness...

Eure Online-EP "Smile Like A Wolf" ist seit 01. Juni 2008 im Netz zum kostenlosen Download verfügbar. Kannst du schon ein erstes Resümee ziehen?

THE BLACKOUT ARGUMENT smile like a wolf (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChris: Gleich im ersten Monat haben über 6.000 Leute die EP heruntergeladen, inzwischen sind es schon deutlich über 10.000! Wir haben uns natürlich sehr gefreut, dass das Interesse an unseren neuen Songs und der Aktion als solches sowohl von Seiten der Presse als auch der Hörer so groß war und immer noch ist. Die Anzahl der tatsächlichen Downloads, also nicht Seitenbesuche, sondern komplett gedownloadete Files, kann jeder auf www.smilelikeawolf.com nachsehen; die werden dort mit Hilfe eines Counters sichtbar gemacht. Wir selbst haben da noch ein Statistik-Tool eines bekannten Suchmaschinenbetreibers dahinter geschaltet, um sehen zu können wo die Besucher herkommen, wann es Hochphasen gibt, etc. Was ich persönlich am coolsten finde ist, dass zusätzlich zu den über 10.000 Downloads auch noch eine Menge Traffic durch Leute entsteht die den Audio-Player auf www.smilelikeawolf.com nutzen. Dort kann man die Songs direkt auf der Seite gleich anhören, Lyrics auschecken, usw.

Ihr habt die Songs ja sogar als wavs und nicht nur als mp3s zum Download bereit gestellt.

THE BLACKOUT ARGUMENT (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChris: Stimmt, die Songs stehen in qualitativ hochwertigen mp3s aber auch in vollkommen unkomprimierten wav-Files zur Verfügung. Es gibt einige Leute die halten nicht viel von mp3s, da trotz hoher Bitrate immer ein - auf guten Anlagen - hörbarer Kompressions-Lärm übrig bleibt. Brennt man die wav-Files direkt auf CD ist es als würde man die CD im Handel kaufen. Uns war es wichtig wirklich JEDEN zufrieden zu stellen wenn wir so eine Aktion starten. Wir wollten nichts Halb-gares oder Unüberlegtes tun und in der Vorbereitungsphase sind uns ständig neue coole Ideen gekommen die wir alle auf der Download-Webseite verwirklicht haben. So zum Beispiel der bereits erwähnte Audio-Player, das komplette druckbare Cover-Artwork und so ziemlich jede nur denkbare Information zur Band selbst. Es gibt viele Bands die übers Wochenende ein paar Songs für gratis ins Netz stellen, aber von einem ECHTEN Online-Release der auch tatsächlich in Konkurrenz mit physischen Tonträgern tritt, kann man meiner Ansicht nach erst sprechen, wenn es auch wirklich alles beinhaltet was ein Veröffentlichung ausmacht. Dazu gehören Texte, ein ansprechendes Artwork und eben hervorragende Soundqualität.

Wie war das nochmal mit den Flyern!? Habt ihr die auf Euren Konzerten verteilt? Waren sie vielleicht auch als Beilage in irgendwelche Zines oder bei Bestellungen von Mailordern dabei?

THE BLACKOUT ARGUMENT smile like a wolf - Flyer (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChris: Hahaha stimmt, noch so eine Idee die wir hatten! Wir haben insgesamt 15.000 Flyer im CD-Format gedruckt wo sich auf einer Seite das "Smile Like A Wolf"-Cover und auf der Rückseite weitere Infos zum Release befinden. Der Plan war, dass sich die Leute die Songs auf www.smilelikeawolf.com herunterladen und dann den Flyer als CD-Cover verwenden. Einfach in ein CD-Hülle einbauen und ab ins Regal damit! Die Flyer kamen wirklich extrem gut an und man hat davon nach den Konzerten deutlich weniger auf dem Fußboden rumliegen sehen wie von anderen Flyern! Sie wurden von uns auf Shows, von diversen Mailordern und mit einigen Magazinen verteilt. Darüber hinaus hat das Street-Team und die Promo-Abteilung von Let It Burn Records, die unser Partner in Crime waren, auch noch einige davon verschippert!

Sind die 500 Stück der physischen 7s eigentlich weggegangen? Hat`s sich rentiert, auch noch "old-school" eine gewisse Menge anzubieten?

Chris: So weit ich weiß sind die 7inches so gut wie ausverkauft. Wir haben noch einige Exemplare für den Merch-Tisch zurückbehalten aber Blacktop Records sind ihre fast alle los. "Rentiert" in dem Sinne hat sich das nicht, sprich es ist kein Geld übrig geblieben. Uns war es aber wichtig "Smile Like A Wolf" auch auf irgendeine Weise physisch anzubieten. Eine CD-Version wäre nicht in Frage gekommen, das hätte zu sehr mit unserer Idee von einem Online-Release konkurriert. Unbegrenzt viele Vinyl-Copies sind ebenfalls ausgeschieden, deshalb haben wir uns letztendlich für eine auf 500 Stück limitierte 7“-Version von "Smile Like A Wolf" entschieden. Das hat auch insofern Sinn gemacht, dass es von THE BLACKOUT ARGUMENT bisher noch kein Vinyl gab, sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.

Würdet ihr auch euren anstehenden Longplayer "Remedies" online only vertreiben?

THE BLACKOUT ARGUMENT (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChris: "Remedies" wird auch online vertrieben, allerdings nicht ausschließlich. Lifeforce Records gehen auch mit der Zeit und alle ihre Releases sind über Itunes, Musicload, Napster, etc. erhältlich. Noch befindet sich die Musikindustrie im Umbruch und von heute auf morgen komplett auf physische Tontränger zu verzichten würde definitv nicht gehen. Dazu ist das haptische Erlebnis einer CD mit echtem Papierbooklet, das ritualisierte Einlegen der CD in den Player, usw. einfach viel zu wertvoll und nicht ohne weiteres durch einen Online-Release zu ersetzen. Ich denke, dass es wichtig ist sowohl das Eine als auch das Andere parallel zu haben. Es wäre supercool, wenn mehr Bands und Labels umdenken und von Zeit zu Zeit auch Online-Releases zur freien Verfügung stellen oder zumindest günstig anbieten.

Was muss eine Band und ihre Plattenfirma anders machen, wenn der Release (fast) ausschließlich online über die Bühne geht?

THE BLACKOUT ARGUMENT (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChris: Zunächst muss sich die Band oder das Label darauf einstellen, dass es keinen DIREKTEN finanziellen Benefit gibt. Das heißt es entsteht ein Haufen an Kosten, die zunächst durch nichts gedeckt werden können. Es müssen also von vornherein ein paar Rücklagen vorhanden sein. Zum Zweiten ist es verdammt wichtig darauf zu achten die Veröffentlichung maximal zu promoten. Was nützt es einer Band oder einem Label, wenn sie ein Album online veröffentlichen, davon aber keiner Notiz nimmt. Hier sollte man auf jeden Fall im Vorfeld Kontakte zur Presse knüpfen und schauen wer bereit ist über den Online-Release zu berichten und es somit Publik zu machen. Zu guter Letzt ist es noch wichtig den GANZEN Weg zu gehen und in den Release genauso viel Liebe und Zeit zu investieren wie in einen physischen Tonträger. Ausgereifte B-Seiten in schlechter Qualität im Proberaum aufgenommen mit einem Cover welches ein Kumpel mal eben nebenbei im Suff gezeichnet hat auf Myspace stellen ist kein Online-Release sondern trauriger Musikbiz-Alltag, hahaha! Nein im Ernst, wenn man sich wirklich entscheidet diesen Weg zu gehen lohnt es sich auch das konsequent bis zum Ende zu verfolgen und nicht auf halber Strecke liegen zu bleiben.

Manche Bands meinen ja, dass es ein Verrat wäre, wenn man als Musiker seine Mucke gratis raushaut, weil man sich 1. ans eigene Bein pinkle, 2. alle anderen Bands damit auch unter Zugzwang setzen würde und 3. damit die Aussage treffe, dass Musik nichts wert sei! Was kannst du da erwidern?

THE BLACKOUT ARGUMENT smile like a wolf (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChris: In der Form hat mir noch niemand versucht zu sagen, dass "Smile Like A Wolf" eine Scheiß-Idee war aber ich würde wie folgt argumentieren:
Zu 1.) Ans eigene Bein pinkelt man sich, wenn man sich weiterhin naiv drauf verlässt, dass sich die eigene CD schon irgendwie verkaufen wird. Jeder der Augen und ein Gehirn im Kopf hat, hat bereits mitbekommen dass CD-Verkäufe kontinuierlich einbrechen und es nur noch einen sehr eingeschränkten Kreis an Bands gibt, die davon nicht betroffen sind. Eine kleine Band kann heutzutage froh sein 500 Kopien von ihrem Debüt zu verkaufen, warum also nicht die Songs möglichst präsent online stellen und mehrere Tausend Hörer finden!? Was das Finanzielle betrifft so ist die Rechnung ebenfalls ganz einfach: Trotz einbrechender Absatzzahlen hat sich an der Kauflust der Musikfans nichts geändert! Die Kids haben nach wie vor Geld das sie für Musik/Bands ausgeben wollen. Sie sind es nur Leid im Müllermarkt oder auf Amazon für eine CD 16,00 Euro zu bezahlen! Auf Shows blühen Merch-Verkäufe. Gelangt eine Band also beispielsweise durch eine Online-EP zu größerer Bekanntheit kann sie sich SICHER sein, dass sie auf Shows mit Merchandise-Artikeln das Geld wieder reinbekommt was sie in die Aufnahmen oder ein Cover-Artwork investiert hat.
THE BLACKOUT ARGUMENT smile like a wolf (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenZu 2.) Das hoffe ich sogar, hahahahaha!!!
Zu 3.) Der Wert der Musik hat nichts mit ihrem Verkaufspreis zu tun sondern damit ob sie es schafft die Menschen zu berühren oder nicht. So schwulstig das jetzt klingen mag aber mir ist jeder Teenager der sich morgens freut das Shirt seiner Lieblingsband anzuziehen lieber, als 5000 verkaufte Exemplare eines Albums, die in irgendwelchen CD-Regalen verstauben und bereits nach wenigen Wochen keine Beachtung mehr finden. Mit Hilfe einer Gratis Online-EP oder ähnlichen Aktionen gibt man viel mehr Hörern eine Chance so eine enge und ehrliche Verbindung mit der Band aufzubauen ohne den negativen Beigeschmack eines illegalen Downloads oder der Vermarktungs-Maschine der Musikindustrie von der man teilweise schon fast "genötigt" wird bestimmte CDs zu kaufen.

"Life is about making decisions and living with the consequences. You fucked it up? Deal with it!" - Sehr geiles Motto!!! Lebt ihr es auch wirklich? Manchmal schwer, oder?

THE BLACKOUT ARGUMENT (c) Let It Burn Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenChris: Ich glaube man kann sich das nicht aussuchen, zumindest den ersten Teil der Aussage. Jeder von uns erleidet immer wieder Rückschläge, das lässt sich nicht vermeiden. Entscheidend ist aber was man daraus macht. Man kann sich entweder in Selbstmitleid flüchten und sich immer wieder darüber auslassen wie schlecht es einem geht oder man kann es akzeptieren, dass es scheiße gelaufen ist und damit klar kommen. Keiner von THE BLACKOUT ARGUMENT steht auf Selbstmitleid, von daher kann ich für alle sprechen wenn ich sage, dass wir nach diesem Motto leben.

Was denkt ihr eigentlich darüber, dass ihr von einigen als "die deutschen (Nachfolger von) BOYSETSFIRE" gehandelt werdet?
THE BLACKOUT ARGUMENT Logo / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Chris: Ganz ehrlich, ich fand den Vergleich immer etwas hochgegriffen. BOYSETSFIRE haben einen ganz anderen Werdegang hinter sich und sind noch eine Band der 90er Jahre. Das Selbstverständnis, die Herangehensweise und vor allem die Erfahrungen unterscheiden sich deutlich von THE BLACKOUT ARGUMENT. Musikalisch mag der Vergleich hier und da passen aber ehrlich gesagt finde ich das Songwriting und die Arrangements von BSF deutlich besser als unsere, hahahaha!

Gretchenfrage: Nun sagt, wie haltet ihr`s mit dem Vegetarismus?

Chris: Drei von uns sind Vegetarier, zwei nicht. Haben wir jetzt einen Pokal gewonnen? Wenigstens `ne Siegerurkunde?!

###Stephanie Bürgler###
(November 2008)
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