Plötzlich taucht sie also wieder auf, die verschollene Jugendliebe, die man in so positiv verklärter Erinnerung behält, dass einem allein schon der Gedanke daran körperliche Schmerzen zufügt. JIMMY EAT WORLD sind so eine musikalische Jugendliebe. Nach den ersten, heimlichen Blicken zu „Static Prevails“ war „Lucky Denver Mint“ wohl so etwas wie der erste Kuss, und das wunderbar halsbrecherische „Bleed American“ wohl der endgültige Ausbruch aus dem Dr. Sommer-Universum und ein perfekter Abschied auf Zeit. Ja, auch „Futures“ weckte manche Erinnerung an damals, doch nun erst, im Jahr 2007, steht sie plötzlich wieder in voller Pracht vor einem, die nunmehr in die Jahre gekommene Jugendliebe. Reif ist sie geworden, das eine oder andere Fältchen macht den Gesamteindruck aber umso interessanter. Der Auftakt gestaltet sich mit „Big Casino“ und „Let It Happen“ so euphorisch wie in den guten alten Zeiten. So wird das Wiedersehen zur Gefühlsexplosion. Melodien zum Niederknien, jubilierende Gitarren und ein sehnsüchtig flehender Jim Atkins an den Vocals. Die Zeit scheint dann für einen Moment tatsächlich still zu stehen, wenn sich mit „Carry You“ dann die Schatulle zum großen Gefühlskino öffnet. Ein Schmachtheuler, wie geschaffen für zukünftige Gesangausbrüche unter der Dusche. Die Macher von Grey`s Anatomy werden für diesen Song wohl auf den Knien zu Atkins nach Arizona rutschen. Dunkler Töne schlägt die Band dann auf „Gotta Be Somebody’s Blues“ an, Vergangenheitsbewältigung in Moll. Da ja bekanntlich die Kondition oftmals mit dem Alter nachlässt, sei über das seichte, beinahe peinliche „Here It Goes“ so elegant hinweggesehen wie über das eine oder andere überzählige Pfund. Schon mit dem Titeltrack „Chase The Light“ ist die Combo wieder auf Schiene, dramatisch, gefühlsecht und das Leben feiernd. Diese Band hat noch immer das Glänzen in den Augen, und damit ist nicht nur der schönen Erinnerungen wegen ein Wiederhören mit der „alten Freundin“ JIMMY EAT WORLD dringend empfohlen. www.jimmyeatworld.com Claus Michäler