11.06.2014
Ottakringer Arena, Wiesen
Der derzeit wohl erfolgreichste musizierende Familienbetrieb machte im Juni für ein exzellentes Open Air-Konzert im Burgenland Halt. Das Wetter hätte es kaum besser meinen können für Spektakel unter freiem Himmel im beschaulichen Örtchen Wiesen, das jedes Jahr während der Sommersaison in eine Festivalgemeinde verwandelt wird. Diesmal ist es allerdings kein Festival, das mehrere Tausend Begeisterte anzieht, sondern ein Einzelkonzert der Gebrüder plus Cousin Followill, kurz KINGS OF LEON, aus Nashville, Tennessee.
Ein ebenfalls vorwiegend aus Brüdern bestehendes Kollektiv, die deutschen Indie-Rocker MADSEN, heizt die Stimmung noch bei strahlendem Sonnenschein im positivsten Sinne an. Wenig später taucht ein Beinahe-Vollmond die Festivalwiese in ein wunderschönes Licht. Nur selten findet man ein so dicht aneinander gedrängtes Publikum auf dem Gelände, so dass man, auf der linken Bühnenseite stehend, kaum eine Chance auf ein Bier hat, das lediglich rechts von der Bühne ausgeschenkt wird. Doch die KINGS OF LEON reißen mit ihren Songs auch den nüchternen Konzertbesucher mit.
Wobei es nicht etwa die tolle Performance ist, die ansteckt, denn außer dem leidenschaftlichem Reibeisengesang von Caleb Followill und dem elektrifizierten Gitarrenspiel von Cousin Matthew gestaltet die Band ihre Darbietung professionell, aber irgendwie auch statisch und kontrolliert. Das, was wirklich zündet, sind Stadionhymnen wie "On Call" und "Use Somebody".
Wie zu erwarten mischt das Quartett Songs aus seinem aktuellen Album "Mechanical Bull" mit Material aus den restlichen fünf Alben. Eröffnet wird das Konzert mit "Supersoaker", neben "Don't Matter", das noch folgt, die wohl stärkste Nummer aus dem neuen Werk. Nebst knackigen Rockern wie "The Bucket" oder "Molly's Chambers" aus den Anfangstagen sind es vorwiegend Nummern aus dem Erfolgsalbum "Only By The Night", die das Publikum aus der Reserve locken. Ein schöner Moment, als Caleb Followill die Menge auffordert, bei "Cold Desert" Feuerzeuge und Handybeleuchtung zu aktivieren, was im Einklang mit dem Mondschein eine wohlige Stimmung erzeugt, die nur mehr durch den exzessiven Lasereinsatz im Zugabenblock übertroffen wird.
"Crawl", "Black Thumbnail" und "Sex On Fire" beschließen ein exzellentes Sommerkonzert, dem vielleicht eine etwas ausgedehntere Spiellänge und die eine oder andere überraschende Einlage nicht geschadet hätte. Aber wir wollen nicht meckern, Sänger Caleb hat sich und den Alkoholkonsum wieder im Griff, und die Tour dauert schließlich noch bis Mitte Oktober, da verzeiht man der Band schon ein wenig Routine.
# # # Fotos & Text: Stephan Brueckler # # #