
Wer für das Genre Steampunk schwärmt, sollte aktuell einen besonders genauen Blick auf das Programm des Splitter Verlags werfen. Soeben erschienen ist nämlich mit
"Die Zeitmaschine" nicht nur der Auftakt zu einer sechsteiligen Reihe von Comic-Adaptionen berühmter Werke von H. G. Wells, dem Schöpfer dieser Spielart der Science-Fiction, sondern auch der erste von zwei Bänden von "Lady Mechanika". Hinter dem aussagekräftigen Titel steckt Joe Benitez, der Lesern hierzulande vor allem als Zeichner früher Image-Titel der 1990er wie "Weapon Zero" oder "The Darkness" aus dem Hause Image bekannt sein dürfte.
Seine in den USA zunächst bei Aspen MLT und anschließend im eigenen Verlag namens Benitez Productions veröffentlichte Serie führt in das fiktive Großbritannien der späten 1870er Jahre, das im wahrsten Sinne des Wortes (dampf)angetrieben wird von unbedingtem Fortschrittsglauben. Dass die Erforschung technischer Innovationen aber mitunter skrupellos sein kann und den Wert des menschlichen Lebens hintanstellt, weiß Lady Mechanika aus eigener Erfahrung.
Sie verfügt nämlich über künstliche Arme, jedoch nicht an die Erinnerung, wie sie an diese gelangt ist – und so wird der Fund eines toten, ebenfalls mit mechanischen Körperteilen ausgestatteten Mädchens für sie auch zur persönlichen Angelegenheit. Doch nicht nur sie beginnt Nachforschungen anzustellen, sondern auch Persönlichkeiten mit weit weniger hehren Absichten, für die ein Menschenleben nicht allzu viel Wert hat, zeigen besonderes Interesse an der Angelegenheit.
Im Gegensatz zur seinerzeit bei Wildstorm erschienenen Miniserie
"Wraithborn" von Mr. Benitez, die zwar toll gezeichnet war, aber storytechnisch nicht besonders eigenständig daherkam, stimmt das Gesamtpaket bei "Lady Mechanika". Wer auf betörend elegantes Artwork im dynamischen Image-Stil der 1990er steht, das in ein schön düster gehaltenes Steampunk-Krimiszenario eingebettet ist, sollte definitiv zugreifen und sich den von Splitter wie immer vorzüglich aufbereiteten Band ins Regal stellen.