Live-Review: REAL ESTATE und U.S. GIRLS (19.02.2010)

Eine blonde Frau betritt die Bühne und stellt sich sofort hinter ein Pult mit zahlreichen Effektgeräten. Sie betätigt die Regler und Knöpfe eines Mischpultes, wechselt Kassetten mit vorbespielten Tonspuren aus und singt dabei krude Texte in ihr Mikrofon. "Klangcollagen aus New York City", schießt es mir durch den Kopf. Dabei kommt Megan Remy, die sich hinter den U.S. GIRLS verbirgt, eigentlich aus Philadelphia.

Billige Rhythmuspattern, alles aus verschiedenen Effekt-Kästchen erzeugt und "Songs", die direkt ineinander übergehen - das ist Avantgarde, Baby! Erster, zögerlicher Zwischenapplaus blitzt auf. Ein Highlight des Auftrittsortes ist sicherlich ein großes Schaufenster seitlich der Bühne, durch das die Nachtschwärmer des Bairo Alto immer wieder reinspannen und die Zuhörer während des Auftritts ungeniert rausschauen können. Kunst trifft Realität.

Bassist Alex Bleeker begrüßt die Zuhörer mit einem "That´s our last gig of our European Tour". Der rundliche Grinsemann hat ein lustiges Truckercap mit Hibiskusblüten auf und scheint auch sonst ein äußert freundlicher und kommunikativer Zeitgenosse zu sein. Der betörende Surf-Pop des Vierers mit seinen hallgetränkten Fender Gitarren, vereint die wunderbare Melancholie eines verregneten Sommertages.


Gitarrist Matthew Mondanile zaubert simpel traurige Lead-Melodien aus seiner Jaguar, während Martin Courtney seiner Mustang sanft die Rhythmussporen gibt und leise Texte ins Mikrofon säuselt. Schlagzeuger Etienne Duguay schaut dabei verbissen durch seine Brille und hinter seinem silbernen Puppenschlagzeug vor und dirigiert mit seinen Stöcken sanft den Takt. Die unaufdringlichen Bassläufe und der zurückhaltende Gesang lassen gleich einen Longboard-Surffilm in meinem Kopf starten.

REAL ESTATE spielen ihre Songs auf Zuruf untereinander, da keine Setlist existiert. Zwei Tage "Off" habe man hinter sich erzählt Bleeker weiter und bewundere diese tolle Stadt. Kurz darauf schließt er wieder die Augen, zupft seinen Bass und grinst dabei zufrieden. REAL ESTATE machen einfache Musik, aber sind es nicht gerade die einfachen Dinge im Leben, die uns erfreuen? Ich denke schon, und diese vier Jungs aus New Jersey tragen für mich nun einen Teil dazu bei.