Wie gewonnen, so zerronnen: Mit einer neuen monatlichen Heimat gewann der Hulk 1964 an Leserzuspruch, verlor aber deutlich an Hirnschmalz.
Im
vierten Eintrag der fantastischen Hachette-Reihe mit Material aus dem "Marvel Age of Comics" findet sich die komplette erste Serie des Hulk, die es allerdings nur auf sechs Ausgaben brachte – zu ungewöhnlich war damals offensichtlich das, was der heutigen Leserschaft eines Superheldentitels wie selbstverständlich erscheint: Die Hauptfigur benahm sich alles andere als heroisch, griff andere an und wurde als missverstandener Schurke gefürchtet und gejagt. Nach dem abrupten Ende seiner Soloabenteuer tauchte der große Grüne aber beständig in anderen Titeln auf, womit auch er zu einem wesentlich konsistenteren und zusammenwachsenden Universum beitrug, in dem theoretisch jeder jeden treffen konnte.
In
Band 15 geriet Spider-Man an Bruce Banners wütendes Alter Ego, im
Folgeband kam es zum von den Fans herbeigesehnten Duell mit dem Ding von den Fantastic Four, dem über die Jahre noch so manches Kräftemessen folgen sollte. Nachdem der Gamma-Gigant seiner außergewöhnlichen Fortbewegungsweise gemäß durch die Titel anderer Charaktere des in jenen Tagen noch beschränkten Portfolios an monatlichen Veröffentlichungen hüpfte, schien es schließlich an der Zeit, das solistische Glück nochmal beim Schopf zu packen. Wie auch bei anderen Helden gehandhabt teilte sich der Hulk ab Heft 60 (Coverdatum Oktober 1964) "Tales to Astonish" mit Giant-Man, wofür mit Stan Lee und Steve Ditko das bewährte Gespann von "Amazing Spider-Man" verantwortlich zeichnete.
Den Auftakt dieses Bands bestreitet Heft 59 (mit Artwork von Dick Ayers), in dem es zu einem Schlagabtausch zwischen Hank Pym und dem Hulk kommt, anschließend treten mit Glenn Talbot und dem Leader bekannte Antagonisten erstmals auf den Plan. Während Ersterer auch als Konkurrent um die Gunst von Betty Ross agiert, stellt der Leader das radioaktive Pendant zum grünen Wüterich dar, der durch die auch diesmal allgegenwärtige Gammastrahlung statt Muskelmasse außerordentliche Intelligenz erhielt. Mit der neuen monatlichen Heimat geht auch eine Veränderung einher, was die Verwandlung von Bruce Banner in sein monströses Alter Ego betrifft.
Die Limitierungen durch die anfängliche Metamorphose bei Nachtanbruch und später jene durch eine Maschine sind passé, nun sind Stress und Wut ausschlaggebend, was uns dem klassischen Bild des Hulk schon wesentlich näherbringt (bezüglich der Rückverwandlung verhält sich das anders, da hier für diese paradoxerweise auch steigender Blutdruck sorgen kann). Ebenfalls ins Auge sticht, dass Bruce Banners ursprünglich gar nicht so dummes anderes Ich bis hin zu Heft 68 (samt der Rückkehr von Jack Kirby als Zeichner), mit dem diese Ausgabe schließt, deutlich an Intelligenz und Wortschatz verliert, was wieder ebenfalls ein klassisches Feature des Charakters markiert. Am Unterhaltungswert ändert das natürlich nichts!