Mit dem ersten Spidey-Annual durfte Steve Ditko 1964 die zeichnerischen Muskeln ordentlich spielen lassen.

Wer sich zunächst wundert, warum die Rückseite der vorliegenden Ausgabe nur drei US-Hefte versammelt, sei versichert, dass hier trotzdem volles Programm geboten wird. Den Löwenanteil nimmt nämlich das "Amazing Spider-Man Annual" mit Coverdatum August 1964 ein, als erstes von jährlich erscheinenden Spidey-Sonderheften mit erweitertem Umfang. Im Fall der Premierenausgabe bedeutete dies neben allerlei illustrierten Infos über den Netzschwinger, einer Schurkengalerie und einem nicht ganz ernst gemeinten Einblick in die Arbeit des Kreativteams eine extralange Hauptgeschichte.
Für diese ließ Stan Lee mit den Sinister Six sozusagen ein Best of der bis dahin präsentierten Superschurken auftreten: Unter der Führung des aus dem Gefängnis entflohenen Doctor Octopus versammeln sich der Geier, Sandman, Electro, Kraven und Mysterio, um Spider-Man den Garaus zu machen. Dieser muss sich mit jedem von ihnen ein Einzelduell liefern, wenn er den Aufenthaltsort der von Octavius entführten Betty Brant und Tante May in Erfahrung bringen will. Steve Ditko konnte sich hier ordentlich austoben und im Rahmen jedes der sechs Kämpfe eine schicke Splashpage unterbringen, noch dazu geben sich jede Menge Heldenkollegen ein Stelldichein – eine clevere Idee, was sowohl die Kohärenz des frühen Marvel-Universums als auch subtile Werbung für andere Titel des Verlags betraf.
Nicht minder großartig geht es dann in "Amazing Spider-Man" 16 und 17 weiter, in denen zunächst Daredevil neben der Spinne eine verbrecherische Zirkusvorstellung von Ringmaster crasht und dann der Green Goblin zurückkehrt (erstmals mit Gleiter und Kürbisbomben). Dass er ausgerechnet bei dem außer Kontrolle geratenen Treffen des von Flash Thompson gegründeten Spider-Man-Fanclubs (mit gutem Grund) abhauen und der Fackel das Feld überlassen muss, stellt einen weiteren Tiefschlag für den mit sich und der Welt hadernden Netzkopf dar.
Während von Gwen Stacy noch nicht einmal die Rede ist und Mary Jane Watson lediglich als von Tante May (erfolglos) vorgeschlagenes Date vorkommt, stehen Liz Allan und Betty Brant zum großen Vergnügen der Leserschaft in direkter Konkurrenz zueinander um die Gunst des nicht nur in Superheldendingen mit reichlich Pech gesegneten Peter. Und wenn dann selbst J. Jonah Jameson versucht, den Wandkrabbler durch ein versuchtes Gespräch mit einer (echten) Spinne nach der Manier von Ant-Man und seinen Ameisen zu kontaktieren, lässt sich ein Lacher nur mehr schwer unterdrücken. Zeitlos tolle Unterhaltung und essenzielle Lektüre für jeden Arachno-Fan!