Mit dem Coverdatum August 1962 – und somit zeitgleich mit Spider-Man, dessen ersten Abenteuern sich die Auftaktnummer von Hachettes dritter Marvel-Sammelreihe widmete – debütierte Thor. Da andere mythische Pantheons seit den Tagen des "Golden Age" schon reichlich beackert worden waren, bot Stan Lee mit der Einführung der nordischen Götterwelt einmal mehr etwas Neues. Wie auch bei Spider-Man und einige Monate zuvor Ant-Man (
siehe hier) wurde eine bereits erscheinende Serie umfunktioniert, um der dem Verlag auferlegten Limitierung an Output zum Trotz die große Nachfrage der Leserschaft nach weiterem Superhelden-Stoff zu befriedigen. "Journey into Mystery", 1952 unter dem Mantel von Atlas gestartet, bot zunächst Horror, um sich später gigantischen Monstern und Science-Fiction zu widmen.
Diesbezüglich lässt sich ein durchaus fließender Übergang beobachten, als sich in Ausgabe 83 der gebrechliche Arzt Donald Blake erstmals durch das Schlagen eines mystischen Stocks in Thor verwandelte. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich der Donnergott in den Anfängen seiner Karriere gleich zweimal bekanntlich weniger religionsaffinen Kommunisten entgegenstellen musste, was angesichts des damaligen Höhepunkts des Kalten Krieges nicht weiter überrascht. Nicht minder amüsant: Der Sohn Odins unserer Tage würde wohl kaum mehr einer Frau die Erinnerung an ihren (wenngleich kriminellen) Schwarm löschen oder außerirdische Invasoren dazu bringen sich unumkehrbar in Bäume zu verwandeln.
Letztere Story stellt in dieser Hinsicht auch eine nette Variation des Umgangs mit Alien-Gestaltwandlern dar, der bereits früh
bei den Fantastic Four behandelt worden war – wenngleich es die Xartaner im Gegensatz zu den Skrulls lediglich zu einer skurrilen Fußnote im Marvel-Geschichtsbuch gebracht haben. Der trickreiche Loki tritt natürlich ebenfalls auf, die für Don Blake als Schwester arbeitende Jane Foster bleibt (für jene Tage nicht unüblich) darauf beschränkt, wahlweise für Thor zu schwärmen oder als "damsel in distress" zu dienen. Kurzweilig sind die Ausgaben 83-91 von "Journey into Mystery" auf jeden Fall, obgleich sie in puncto Drama nicht ganz mit dem etwa bei den FF oder Spidey üblichen Level mithalten können.
Stan Lee, der zunächst die Story lieferte, beschränkte sich aufgrund seines Arbeitspensums alsbald auf die Plots, die sein jüngerer Bruder Larry Lieber übernahm, Jack Kirby blieb als Zeichner bis Ausgabe 89 an Bord. Zu seinem dynamischen Schwung vermochten Al Hartley (Heft 90) und Joe Sinnott (Heft 91) nicht ganz aufschließen, lieferten aber solide Arbeit ab, wenngleich Erstgenannter Doktor Blake überdies einen stellenweise etwas zu großen Kopf für den fragilen Körper verpasste. Auch diesmal gibt es dank der zwischendurch eingeflochtenen redaktionellen Extraseiten wieder allerlei Wissenswertes zu erfahren und im Anhang unter anderem einen ungenutzten Coverentwurf für "Journey into Mystery" 83 und einige Covers der frühen Nachdruckreihe "Marvel Tales" zu sehen.