Aufgrund der vertriebstechnischen Beschränkungen, denen Atlas/Marvel in den frühen 1960er Jahren beim Aufbau seines immens erfolgreichen Superhelden-Portfolios unterworfen war, debütierten viele maßgebliche Charaktere nicht in eigenen Serien (wie die
Fantastic Four oder der
Hulk), sondern in den bis dahin für den Verlag üblichen Anthologieformaten, wo sich vorwiegend Aliens und Monster diverser Couleur tummelten. Als letzter dieser Titel fungierte "Tales of Suspense", das mit der Nummer 39 (Coverdatum März 1963) zum Sprungbrett für Iron Man und seine zivile Identität Tony Stark wurde – auch hier gestaltete sich der Übergang fließend, wenn wir an die Episoden um verhinderte Invasoren und ihr "Monster" Gargantus (Heft 40) oder die in der Unterwelt herrschende Kala (Heft 43) denken.
Wie schon bei
Thor lieferte der vielbeschäftige Stan Lee lediglich den Plot, den im Fall des Debüts sein Halbbruder Larry Lieber ausformte, bevor in "Tales of Suspense" 40 Robert Bernstein übernahm. Zeichnerisch in Szene gesetzt wurde der frühe Eiserne vor allem von Don Heck, der an anderen Marvel-Baustellen fleißig schuftende Jack "The King" Kirby steuerte Artworks für die Ausgaben 41 und 43 bei. Auffallend bei den hier abgedruckten Nummern 39-46 der zweimonatlich erscheinenden Serie sind die vielen zeitgenössischen Bezüge, vor allem aufgrund von Tony Starks Rolle als oberster Waffenlieferant der USA kommen der Rüstungswettlauf und kommunistische Intriganten prominent zur Sprache.
Wie für die frühen Marvel-Stoffe üblich wurde das Ringen mit dem ideologischen und politischen Rivalen aus dem Osten nicht immer mit feiner Klinge ausgetragen – das reicht von Stereotypen über die "Roten" mit klobigen Gesichtszügigen und offensichtlichen Namen wie Red Barbarian (Heft 42) oder dem von Nikita Chruschtschow persönlich auf Tony Stark angesetzten Crimson Dynamo (Heft 46) bis hin zur offen rassistischen Darstellung des vietnamesischen Warlords Wong-Chu mit markantem Überbiss, der an der Entstehung des zunächst silbernen und anschließend goldenen Eisenmanns nicht unschuldig ist.
Der frühe Iron Man präsentiert sich weit entfernt von der Eleganz späterer Rüstungen, die ersten beiden Marks lassen ihn noch wirken wie einen wandelnden Blecheimer, der zur rechten Zeit die Kraft verschiedenster Transistoren entfesselt – die sind hier das Wundermittel erster Wahl und das, was an anderer Stelle beim Marvel-Output jener Tage die Radioaktivität darstellt, welche offenbar jedes Problem lösen (oder verursachen) kann. Die abgedruckten Storys, in denen übrigens auch ein schurkischer Doctor Strange auftritt, der mit dem Meister der Magie lediglich den Namen teilt, unterhalten jedenfalls blendend und sind abzüglich der erwähnten "Schnitzer" gut gealtert.
Das Lied "Iron Man" findet sich übrigens nicht auf dem ersten, sondern dem zweiten Album von BLACK SABBATH – so viel Erbsenzählerei sei dann doch erlaubt bezüglich der informativen Seiten, die Hachette immer wieder zwischendurch einstreut. Auch bezüglich "Tales of Suspense" 40 hat sich ein Fehler eingeschlichen, denn das Artwork zum Kampf gegen Gargantus, das Jack Kirby zugeschlagen wird, stammt tatsächlich von Don Heck. Angesichts des generellen Preis-Leistungs-Verhältnisses lässt sich das aber locker verschmerzen!