Die Atmosphäre ist aufgeladen mit dem Verlangen nach Gewalt! Die Gedanken der Dorfbewohner stinken nach Blut und Tod.
Frankreich am Vorabend der Revolution. Noch hat die Aristokratie das Land fest im Griff, doch in einem kleinen Dorf regt sich bereits der Widerstand. Zu lange waren die Menschen der Willkür und dem Terror des örtlichen Adels ausgesetzt und haben ihre Treue mit Blut und Leid bezahlt. Doch nachdem die Serie der brutalen Todesfälle nicht abreißt, begehrt die Bevölkerung auf und ist fest entschlossen, das Joch der Unterdrückung abzustreifen. Wird das alte Adelsgeschlecht über die Nacht hinaus fortdauern oder schließt sich ein über Jahrhunderte andauerndes Kapitel nun für immer? Die Zeichen stehen schlecht, denn die Dorfbewohner haben zur Treibjagd aufgerufen – nur dieses Mal ist es kein Wild, das von den Hunden durch die Wälder getrieben wird.
Vielfältigkeit war schon
von Anfang an eines der markanten Markenzeichen der Reihe. Keine Folge gleicht der anderen und bisher wurden bereits viele Bereiche des Fantastischen gestreift, egal ob Science-Fiction, Dystopie, Splatter oder klassische Horrorgeschichte, bei den "Midnight Tales" finden alle Genres ein Zuhause. "Hetzjagd" lässt sich durchaus der letzten Kategorie zuschlagen, auch wenn "Hetzjagd" an einigen Stellen von der etablierten Norm abweicht. Nach der Vorstellung des Settings und der ersten Akteure legt die Handlung schnell an Tempo zu und passt durchaus zum Begriff Hetzjagd. Bei der Ortswahl fiel die Entscheidung, von den bestehenden Konventionen abzuweichen und einen eher unverbrauchten Hintergrund für die Story zu wählen, das ländliche Frankreich des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Die Figuren werden nur kurz skizziert, was der Handlung aber keinen Abbruch tut. Wichtig ist, dass sich ein klares Motiv für die späteren Handlungen der Akteure erkennen lässt und sich die anfängliche Grausamkeit im weiteren Verlauf immer mehr relativiert. Unklar bleibt zunächst die eigentliche Zielscheibe des Hasses der Dorfbewohner. Schnell zeichnen sich jedoch erste Konturen ab, wer hinter den Verbrechen steht und welches Geheimnis das örtliche Adelsgeschlecht umgibt. Zugegeben, alle, die sich ein wenig mit Horrorliteratur befassen, dürften schnell ahnen, in welche Richtung der Hase läuft, was den Spaß am Geschehen aber keinesfalls mindert.
Der besondere Charme dieser Folge entsteht durch die stetig schnelleren Figurenwechsel. Jäger und Gejagte tauschen in immer kürzeren Passagen die Rollen und schaffen dabei ein ungewöhnliches Gefühl von Tempo und Bedrohung beim Hörer. Bis kurz vor dem unvermeidlichen Showdown lässt man das Publikum im Dunkeln, wer denn nun wirklich das Gute und wer das Böse in diesem Fall verkörpert, wobei wir natürlich bei dem bösartigen Twist angelangt sind, der eigentlich alle bisherigen Veröffentlichungen ausmacht, hier allerdings moderater ausfällt.
Oft gibt es den einen bestimmten Sprecher oder eine Sprecherin, der oder die über allem thront und das Geschehen mit der Stimme dominiert. Bei dieser Episode der "Midnight Tales" entfällt dieses häufige Kennzeichen einfach deswegen, weil der gesamte Cast sehr überzeugend besetzt wurde und nahezu alle Stimmen zu den Figuren passen – ein harmonisches Ganzes, wie es einem eher selten begegnet. Ein angenehmes Detail am Rande ist der Umstand, dass man auch eher unbekannteren Sprechern die Gelegenheit bietet ihr zweifellos vorhandenes Talent einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren.
Das Sounddesign ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben und rundet den gelungenen Gesamteindruck ab. Selbiges gilt ohne Einschränkungen bei den eingesetzten Kompositionen, die es mühelos schaffen, die verschiedenen Stimmungen der Handlung zu unterstreichen. Das konstant hohe Niveau der vertonten Stoffe und deren Bearbeitung setzt sich auch im vorliegenden Fall fort. Für "Hetzjagd" lässt sich bedenkenlos eine Empfehlung aussprechen.