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Midnight Tales 3

Nach einem den Erdball umspannenden Atomkrieg ist nichts mehr, wie es war. Die Überlebenden haben sich an die wenigen unverstrahlten Zufluchtsorte zurückgezogen.

(C) Contendo Media / Midnight Tales 3 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken2099, die Menschheit steht kurz vor der Ausrottung. Ein verheerender Atomkrieg hat weite Teile des Planeten in nukleare Wüste verwandelt. Die kümmerlichen Reste der Bevölkerung haben sich tief unter die Erde oder in hermetisch abgeriegelte Wohnblöcke zurückgezogen. Schon lange haben Geld und Besitz ihren Wert verloren und wurden von der letzten universell gültigen Währung abgelöst, Nahrung. So ist es kaum verwunderlich, dass Nahrungsdiebstahl Mord als schlimmstes Vergehen abgelöst hat. Nur wer fähig ist zu arbeiten bekommt eine klägliche Ration zugeteilt.


Wer dies nicht kann ist zum qualvollen Tod durch Verhungern verurteilt. Eine Bedrohung, mit der sich plötzlich auch der Arbeiter Max konfrontiert sieht. Die wenigen Lebensmittel, die er durch seine harte körperliche Arbeit erhält, reichen kaum für ihn und seine Frau. Seit seine Mutter erkrankt ist und nicht mehr in der Lage ist zu arbeiten, wird die Lage jeden Tag dramatischer. Eine unerwartete Nachricht stellt alles auf den Kopf. Eve, Maxʼ Ehefrau, ist schwanger. Ein weiteres Familienmitglied, das es demnächst zu ernähren gilt. Max sieht nur noch eine Chance, um seine Lieben zu retten und trifft eine folgenschwere Entscheidung.


Dritte Folge, drittes Setting, zum dritten Mal richtig gut. So könnte man diese Episode kurz und knackig zusammenfassen, was natürlich viel zu kurz greifen würde. Getreu den großen amerikanischen Vorbildern aus Radio und Fernsehen bietet man einem möglichst großen Spektrum verschiedener Geschichten unter dem Namen "Midnight Tales" ein Zuhause. Im Mittelpunkt steht dabei immer eine unerwartete und überraschende Wendung des Geschehens, die natürlich auch bei "Futterneid" zum Einsatz kommt.


Bevor es jedoch soweit ist, erwartet den Hörer ein düsteres, postapokalyptisches und von einem ständigen Kampf um Nahrung geprägtes Szenario. Von der ersten Minute an ist das zentrale Thema klar und man kann sehr gut nachempfinden, wie es sich anfühlen muss, jeden Tag darum zu kämpfen am Leben zu bleiben. Bedrohlich ist überhaupt der gesamte Handlungsort, ein beengter Überlebensraum, verborgen hinter Betonmauern, an dem permanenten Hunger und Elend herrschen, liefert einen sehr realistischen Eindruck vom Niedergang der menschlichen Zivilisation. Gut eingefangen wird dazu eine weitere Bedrohung, die über den Überlebenden schwebt: Die harten und oft drakonischen Strafen, die verhängt werden, wenn man gegen die Regeln verstößt, insbesondere durch den Diebstahl der knappen Nahrungsmittel.


Schnell überträgt sich ein ungutes Gefühl auf den Hörer, wenn man die Ausweglosigkeit spürt, der Max ausgesetzt wird, um seine Familie am Leben zu halten. Von einer fast greifbaren Spannung für das Publikum präsentiert sich die Frage, ob und wie es Max gelingt, der schier ausweglosen Situation zu entrinnen. Man kann sich dem nur schwer entziehen und beginnt nahezu automatisch mit dem Protagonisten mitzufiebern. Zwar erfindet "Futterneid" das Rad nicht neu und bewegt sich innerhalb der üblichen Genregrenzen, aber es gelingt dennoch bekannte Handlungselemente zu etwas Neuem zusammenzufügen und unterhaltsam aufzubereiten.


Die musikalische Gestaltung fällt eher zurückhaltend aus, da wo sie allerdings eingesetzt wird, passt sie gut zum geschilderten Geschehen. Der Serien-Score gehört zu den besten der vergangenen Jahre und besitzt einen hohen Wiedererkennungswert. Die verwendeten Soundeffekte unterstreichen die bedrückenden Ereignisse und verstärken die empfundene Beklemmung, die mit der Verschlechterung von Maxʼ Lebensumständen einhergeht.


Wenn man eine Geschichte wie die vorliegende erzählen möchte, kommt es vor allem darauf an, dass die Figuren glaubwürdig erscheinen und die geschilderten Ereignisse als realistisch empfunden werden. Uve Teschner ist hier als Max zu hören und man kauft ihm zu jeder Minute seine Interpretation eines Mannes ab, der zunehmend unter Druck gerät und zum Äußersten getrieben wird. Eine ebenso überzeugende Performance legt Katja Liebling vor, die als Maxʼ Ehefrau agiert. Die verschiedenen Emotionen, die in ihr wüten, werden auf beeindruckende Weise für den Hörer fühlbar.


Michael Pan macht dieses Mal als durchtriebener Fiesling eine wirkliche gute Figur und es läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken, wenn man seinem Auftritt lauscht. Dazu kommen in weiteren Rollen Tobias Brecklinghaus, Liane Rudolph und Joachim Tennstedt, die ebenfalls einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. "Futterneid" ist die dritte Episode innerhalb der neuen Reihe aus dem Hause Contendo und auch in diesem Fall muss man attestieren, dass "Midnight Tales" ebenso wie "The Lovecraft 5" auf einem verdammt hohen Niveau seine Zuhörer unterhält und keinerlei Schwächen offenbart.


 
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Publisher: Contendo Media




 


 





















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