Ein herzerwärmendes und perfekt komponiertes Juwel.
Über Wes Anderson, den Regisseur von "Rushmore", "The Royal Tennenbaums" und "The Life Aquatic With Steve Zissou", sind sich die Filmliebhaber dieser Welt ganz besonders uneinig. Für die einen ist er eine der kreativsten und begabtesten Erscheinungen des US-amerikanischen Gegenwartskinos, mit einem einzigartigen Sinn für Ästhetik und einem Talent für liebenswert-tragikomische Figuren, für die anderen ist er ein selbstverliebter, affektierter Hipsterkönig, an dessen Filmen außer gewollt schrulligen Manierismen nichts dran ist.
Sollte man sich bereits auf eine dieser beiden Seiten geschlagen haben, wird "Moonrise Kingdom" kaum etwas an der vorgefassten Meinung ändern, da Anderson seinen Stil mitnichten zurückschraubt, sondern im Gegenteil kompromisslos an die Spitze treibt. Bereits die Eingangssequenz, in der uns das Innere eines Wohnsitzes mitsamt seinen Bewohnern im Stil eines Puppenhauses vorgestellt wird, macht das auf formal beeindruckende Weise überdeutlich.
Die Handlung spielt in den 1960er Jahren auf einer fiktiven Insel in New England und erzählt die Liebesgeschichte zwischen Sam und Suzy (Jungschauspieler Jared Gilman und Kara Hayward, für beide die erste Filmrolle), zwei zwölfjährigen Außenseitern, die sich unverstanden fühlen und deshalb miteinander durchbrennen. Mit dieser kühnen Aktion scheuchen sie die verschlafene Inselgemeinschaft gehörig auf, die übrigens gespickt ist mit Hollywoodgrößen: Bruce Willis als vereinsamter Provinzpolizist, Francis McDormand und Bill Murray als Suzies voneinander entfremdete Eltern sowie Edward Norton als Leiter von Sams Pfadfindergruppe vervollständigen den Kern des Ensembles. Zudem schauen später noch Harvey Keitel, Jason Schwartzman und Tilda Swinton vorbei.
Der hochkarätige Cast ist angemessen, denn, um es kurz zu machen, "Moonrise Kingdom” ist ein Meisterwerk geworden, das auf inhaltlicher wie formaler Ebene ein wahres Feuerwerk an brillant verwobenen Einfällen bietet, und wahrscheinlich erst nach mehrmaligem Sehen in seiner ganzen Bandbreite und Detailversessenheit vollends erfasst werden kann – was nicht heißt, dass der Film nicht bereits beim ersten Mal Freude macht wie kaum ein anderer in diesem Jahr. Jawohl, an einer oder zwei Stellen mag er in übermutiger Euphorie etwas über sein Ziel hinausschießen, aber das ist nicht gerade der schlimmste Makel, den ein Kunstwerk haben kann. Sofern man nicht eine dezidierte Anderson-Aversion als Entschuldigung vorweisen kann, sollte man sich "Moonrise Kingdom" unter keinen Umständen entgehen lassen. Für die Blu-ray sei übrigens eine besondere Empfehlung ausgesprochen. "Moonrise Kingdom" wurde auf 16mm-Film gedreht und hat dadurch ein weiches, grobkörniges Bild, das in 1080p ganz fantastisch aussieht.
# # # Andreas Dobersberger # # #
Publisher: Universal Pictures Home Entertainment