Die frischgebackene Inspektorin Lisa Forsberg wird mit einem Fall ausgerechnet in ihrem früheren Bekanntenkreis konfrontiert.

Auch wenn seine Verwendung wohl hauptsächlich dem Geschick von Marketing- und PR-Leuten geschuldet ist, hat sich der Terminus "Schweden-Krimi" als fixer Bestandteil in der deutschsprachigen Literaturlandschaft etabliert und damit das seltene Kunststück geschafft, ein Genre mit einem Land zu einem richtigen Trademark zu verbinden. Ein Umstand und Aushängeschild, zu dem bekannte Autoren wie Henning Mankell, Stieg Larsson oder Arne Dahl maßgeblich beigetragen haben. Ein Schweden-Krimi in Form eines Comics ist aber definitiv etwas Neues und kürzlich dank Schreiber & Leser in die heimischen Regale gelangt.
In "Motorcity" treffen wir auf Lisa Forsberg, die soeben nach bestandener Prüfung an der Polizeiakademie in Stockholm in ihre Heimatstadt Linköping zurückgekehrt ist. Ihr Piercing und Tattoos am Arm weisen auf eine bewegte Vergangenheit hin, was auch einige ihrer Kollegen noch in bester Erinnerung haben: Die junge Frau war einst Teil der sogenannten Raggare-Szene, einer in den 1950ern entstandenen Subkultur, die für Motoren, Rock’n’Roll und Freiheit schwärmt. Deren alljährliches Hohefest ist ein Festival namens Motorcity, auf dem der Autonarr Anton Wiger seltsamerweise fehlt – er ist nämlich verschwunden, und Lisa beginnt ihre Ermittlungen unter Leuten, die sie noch von früher kennt.
Für Kenner von "s&l noir" sollte Zeichner Philippe Berthet kein Unbekannter sein, schließlich kann er in besagtem Sublabel von Schreiber & Leser bereits drei weitere Einträge verbuchen, zuletzt
"Dein Verbrechen". Gemeinsam mit Szenarist Sylvain Runberg hat er einen kurzen, aber nichtsdestotrotz knackigen Krimi geschaffen, dessen Auflösung man so nicht erwartet hätte. Warum allerdings die reale Vorlage für das Motorcity, das Power Big Meet, nicht in Linköping stattfindet, sondern im aufgrund der offensichtlichen Verwechslungsgefahr um Abgrenzung bemühten Lidköping an anderer Stelle in Schweden, bleibt rätselhaft. Verdächtig, verdächtig…