Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Tod von Österreichs einzigem international erfolgreichen Popstar entstand ein ambitionierter Film über Falco. Aber ist er dem „Falken“ gerecht geworden?
Zweifellos war der Mann, von dem hier die Rede ist, nicht nur „weltberühmt in Österreich“ (so der Titel einer jüngeren Austropop-Dokumentation), sondern ein Phänomen in vielerlei Hinsicht. Es grenzt an ein Wunder, dass in den frühen 1980er Jahren ein musikalisches Talent über die Grenzen einer teils bis heute provinziellen Musiklandschaft hinauswachsen, weltweite Popularität erreichen und immerhin zu seinen Lebzeiten 60 Millionen Tonträger absetzen konnte.
Was abseits aller greifbaren Daten und Fakten aber (neben seinem zynischerweise aus kommerzieller Sicht sicherlich sehr vorteilhaften klassischen Drogentod) nicht unwesentlich zu seinem Erfolg beigetragen hat, war das permanente Oszillieren zwischen der Kunstfigur Falco und seinem Schöpfer, dem Menschen Johann Hölzel. Die Frage ist nun, ob und wie neben der zu erwartenden routinemäßigen filmischen Darstellung biographischer Wegmarken diese essentielle Thematik in Thomas Roths Biopic behandelt wird.
Eines vorweg: wie der Regisseur explizit betont, handelt es sich bei „Falco – Verdammt, wir leben noch!“ nicht um eine klassische Filmbiographie. Es werden natürlich etliche Bonmots Falcos rezitiert, was Hans Hölzel angeht, so soll(t)en die intimen Szenen als fiktive Annäherung an die Wirklichkeit verstanden werden. Die Beziehungsprobleme mit seiner Kurzzeit-Ehefrau Jaqueline, der beständige Reigen von Streit und Versöhnung, Drogenexzesse und Phasen künstlerischen Vakuums nehmen daher auch einen entsprechend großen Part im Film ein. Letztendlich kann aber auch Roth nicht zufrieden stellend darlegen, wie viel Falco in Johann Hölzel steckt und/oder umgekehrt. Das kann niemand mehr sagen. Der wichtigste Ansprechpartner in dieser Hinsicht ist uns leider abhanden gekommen und als Mythos entrückt.
Ansonsten kann man Roth eine gute Arbeit ohne gröbere Schnitzer attestieren, Manuel Rubey überzeugt mit seiner Darstellung des „Falken“. Den Unkenrufen vor dem Filmdreh zum Trotz kommt er dem exzentrischen Star sehr nahe, neben der visuellen Ähnlichkeit besonders durch die stimmliche Imitation. Die Ähnlichkeit ist, wie eine Setkollegin im beigefügten Making of berichtet, teilweise geradezu unheimlich.
Die filmische Umsetzung der Höhen und Tiefen des Lebens von Hans Hölzel und seinem Alter Ego Falco, als Popstar-Version von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ gezeichnet, überzeugt auf weiter Strecke und ist kurzweilig geraten. Wer einen Musikfilm klassischen Zuschnitts erwartet, dürfte allerdings enttäuscht werden.
###Andreas Grabenschweiger###