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Nackte Nazi-Zombies auf der GDC!

Die Game Developers Confernce Europe wartete dieses Jahr mit einem intensiven Programming Track und jeder Menge neuen interessanten Talks auf. Unter dem reißerischen Titel "The Naked Nazi Zombie" ging es in dem Talk von zwei USK-Mitarbeitern um Alterseinstufungssysteme für Computerspiele.

(C) GDC/Game Developers Conference / GDC Logo / Zum Vergrößern auf das Bild klickenAuf der GDC Europe von 11.-13.08.2014 in Köln stark vertreten war Epic Games mit einer ganzen Reihe an Vorträgen. Der erste Konferenztag beginnt mit Jim Brown, Senior Designer von Epic, der uns in seinem Talk "The Importance of Everything" erklärt, dass man während der Testphase eines Spiels und danach zwar eine Unmenge an Daten über das Verhalten der Spieler sammeln kann, die Herausforderung aber darin besteht, diese Daten zu filtern, richtig zu interpretieren und sinnvolle Schlüsse daraus zu ziehen. So hat das Enwicklerteam von Epic während der Testphase des "Gears of War" -Multiplayers zum Beispiel Daten zu Häufungspunkten von Kills gesammelt. Rund um den Ort, an dem die "Boomshot", eine der stärksten Waffen im Spiel, platziert war, konnten richtiggehende Todeszonen identifiziert werden. Dass der erste Schluss, wo immer die Waffe platziert wird, alle sterben wie die Fliegen, stellte sich aber nach einigen Anpassungen als nicht ganz richtig beziehungsweise die Waffe als nicht einzig verantwortlich für das Massensterben heraus. Mit ein paar Korrekturen am Level, die das Campen am Spawnpoint der Boomshot taktisch unvorteilhaft machten, konnte eine gleichmäßige Verteilung der Kills über die ganze Map erreicht werden.


Außerdem meint Jim Brown, es sei wichtig, sich immer der Ziele, die ein Spiel erreichen soll, bewusst zu sein. Die Fragen, was entwickelt wird, warum und für wen, spielen dabei eine zentrale Rolle. Dennoch sollte man sich nicht einfach blind auf Statistiken verlassen, da die Daten jeder Statistik bereits durch die Art der Erhebung beeinflusst werden. Beispielsweise sind von Facebook erhobene Daten schon auf eine sehr spezifische Usergruppe eingeschränkt. Demnach wäre das Nr. 1 Game of the World, "Candy Crush", und der durchschnittliche Spieler, weiblich und in den Zwanzigern und kein 15-jähriger Teenager, wie bisher angenommen.


Zak Parrish, Tech Artist von Epic Games, präsentiert in seiner Session "Making Unreal Engine 4 Games, No Coding required", wie man ohne besondere Programmierkenntnisse mit der Unreal Engine in kürzester Zeit ein Spiel entwickeln kann. Um einem die Arbeit noch zu erleichtern, stehen sogar schon einige Templates, eine Art Grundgerüst für ein Spiel, zur Auswahl. Die Unreal Engine 4 ist bereits ab 19 Dollar im Monat erhältlich.


Noch technischer wird es bei Alexis Vaisse (Ubisoft Montpellier), der die effiziente Nutzung von Compute Shadern, eines der jüngsten Features neuer Grafikkarten, erklärt. Damit wird massive Parallelisierung auf der PS4 möglich, die aber nur zu Performance-Verbesserung beiträgt, wenn man sie richtig einsetzt. Besonders eindrucksvoll demonstriert Vaisse die Power der PS4 in einem Demo zu "Asassins Creed", in dem die realistisch schwingende Kleidung einer Unzahl an Tänzern simuliert wird. Bei diesem Talk wird uns klar, dass die Next-Gen-Konsolen viele Möglichkeiten für Spieleentwickler bieten und diese offenbar bei weitem noch nicht ausgereizt sind.


Auch abseits des Programming Tracks konnten wir dieses Jahr den einen oder anderen spannenden Talk auf der GDC entdecken. Wer könnte schon an einem Vortrag zum Thema "The Naked Nazi Zombie" vorbeigehen? Dabei ist der nackte Nazi-Zombie eine Metapher für all jene Problematiken, denen sich Spiele-Studios bewusst sein müssen, wenn sie ihre Games in verschiedenen Ländern veröffentlichen wollen. Denn jede Kultur fokussiert bei der Alterseinstufung auf andere Gesichtspunkte. Während die Darstellung von brutaler Gewalt und Hakenkreuzen den Nazi-Zombie zu einem No-Go in Deutschland und Österreich machen, empört man sich in Amerika hauptsächlich über die Tatsache, dass unser Zombie öffentlich seine Genitalien zum Besten gibt. Oder zumindest was davon noch übrig ist. Die Darstellung von Nacktheit, Sexualität und Erotik wird in den USA überhaupt nicht gerne gesehen. So musste zum Beispiel "Grand Theft Auto: San Andreas" mit dem "Hot Coffe Mod" in Amerika aus dem Verkauf genommen werden, während sich andere Länder an ein bisschen Nacktheit und Erotik erfreuen durften.


Russland verurteilt Sexualität per se nicht, jedoch aber romantische Porträtierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Da es in "Die Sims 4" möglich ist seine Charaktere mit Sims gleichen Geschlechts zusammenzuführen, wurde das in Deutschland ab sechs Jahren frei gegebene Spiel in Russland als 18+ eingestuft. Im Iran kennt man überhaupt noch höhere Stufen in der Altersfreigabe, wie zum Beispiel "25 und verheiratet". Rechtswidriges Autofahren in einem Spiel kann sogar zu einem Verkaufsverbot im Iran führen. In Brasilien wiederum wird viel Augenmerk auf das Setting eines Spiel und die in diesem Zusammenhang dargestellte Gewalt gelegt. 2008 verhängte Brasilien ein Verkaufsverbot für "Counter-Strike" aufgrund der Darstellung extremer Gewalt, Zerstörung der öffentliche Ordnung und Angriff auf die Demokratie, Justiz und öffentliche Sicherheit. Ähnlich sieht man in Neuseeland die Darstellung von Gewalt, doch darüber hinaus hat man dort auch ein Problem damit, wenn ein Charakter im Spiel durch die Verwendung von Drogen schneller, besser oder stärker wird. Aus diesem Grund wurde "Fallout 3" in Neuseeland nicht zugelassen. Keine radioaktiven Shots für unseren nackten Nazi-Zombie in Neuseeland.


Kleine Änderungen erlauben es den Spielestudios oft, eine "leicht zensurierte" Version in den jeweiligen Ländern zu veröffentlichen. Im deutschsprachigen Raum ist dies zum Glück nicht sehr häufig notwendig. Die "Pan European Game Information" (kurz PEGI) ist meist weniger streng als andere Stellen, die Altersfreigaben für Computerspiele regeln. In Deutschland ist die "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle" (USK), die eng mit dem Staat zusammenarbeitet, in der Regel etwas strenger, wodurch es sich empfiehlt, nach Möglichkeit zur PEGI-Version zu greifen, möchte man in den unzensurierten Genuss von antisemitischen Zombiegenitalien kommen. Generell lässt sich auf der ganzen Welt beim Thema Altersfreigabe aber ein Trend erkennen. Einstufungen werden nach und nach lockerer und vielleicht heißt es ja schon bald allerorts "freie Bahn für den nackten Nazi-Zombie"!


 
# # # Katharina Krösl # # #


 
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