Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Sie wurde binnen weniger Tage durch einen Virus ausgelöscht, der Milliarden in willenlose Bestien verwandelte.

Seit der weltweiten Verbreitung des Virus sind einige Jahre verstrichen. Die Überlebenden haben sich mit ihrer Situation arrangiert und leben in einer Art Koexistenz mit den Infizierten. Doch der Hauch von Normalität und die Ruhe sind trügerisch. Ein unangenehmes Gerücht macht die Runde: Die bisher hirnlos agierenden Opfer des Virus scheinen dazuzulernen und intelligenter zu werden. Serge und die anderen Mitglieder seiner kleinen Gemeinschaft müssen erkennen, dass es sich dabei nicht um bloßes Gerede handelt, als man beobachtet, wie die Infizierten Jagd auf Menschen machen.
Es wird beschlossen, den Feind zu studieren, um mehr über sein Vorgehen zu erfahren. Gleich mehrere gefährliche Herausforderungen erwarten die ehemalige Elitetruppe. Einer ihrer Gegner muss isoliert und gefangengenommen werden und außerdem ist da immer noch die Suche nach einem Ort, an dem die Menschheit eine Chance auf einen Neuanfang erhält. Gewaltige Aufgaben, bei denen Serge und seine Mitstreiter erkennen müssen, dass noch viel gefährlichere Monster als die Infizierten existieren. Die Zukunft scheint voller Gefahren, aber sie hält auch die Hoffnung auf einen Neuanfang bereit.
Keine Zeit zum Verschnaufen, man hält sich nicht mit langen Rückblenden oder Zusammenfassungen auf, sondern macht genau dort weiter, wo der
erste Teil zu Ende ging. Was ansonsten ein Nachteil wäre, kann bei "Joris Geschichte" problemlos vernachlässigt werden, da die Dialoge immer wieder kurze Rückschlüsse auf die bisherigen Ereignisse zulassen, und selbst Hörer, denen der Auftakt nicht bekannt ist, dürften sich nach kurzer Zeit zurechtfinden und dem Geschehen folgen können.
Die Fortsetzung fällt im Gegensatz zum Auftakt noch düsterer aus. Die Menschheit hat die dünne Firnis der Zivilisation abgestreift und erneut gegen das Gesetz des Stärkeren eingetauscht. Ein Umstand, der sich auch in der Story niederschlägt. Die Ereignisse werden zunehmend roher und brutaler: Eine Entwicklung, die den Existenzkampf der Überlebenden gut widerspiegelt und dem Publikum die Gelegenheit gibt, sich in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten vorzuarbeiten.
Der Alltag ist geprägt von Gefahr und ständiger Bewegung. Eine Zuflucht und die Chance, sich auszuruhen, gelten als Luxus – entbehrungsreiche Lebensumstände, die sich auch im Erzähltempo der Geschichte niederschlagen. Die Handlung wird mit einer hohen Geschwindigkeit vorangetrieben und nimmt den Hörer immer tiefer mit in eine finstere Welt der Postapokalypse, die stetig wächst und an Konturen gewinnt.
Die Produktion verdient großes Lob, weil man bei aller Konzentration auf die Storyentwicklung und die Spannungskurve, die sich nahezu permanent im roten Bereich aufhält, nicht die Figurenzeichnung vernachlässigt. Alle Akteure, denen wir auch im ersten Durchgang begegnet sind, machen eine deutliche Entwicklung durch. Die Rollen gewinnen enorm an Tiefe und machen die Entscheidungen einzelner nachvollziehbarer.
Natürlich werden auch im zweiten Teil nicht die bekannten Trademarks einer Döring-Produktion vernachlässigt, ein dichter, manchmal explosiver Plot hält so manche actionreiche Szene bereit und sollte Fans vollauf zufriedenstellen. Wie nahezu in jedem Hörspiel von Oliver Döring wird auch hier auf einen Erzähler verzichtet und dem Publikum kein Insiderwissen zuteil, das ihm einen Wissensvorsprung gegenüber den Protagonisten verleiht. Das Hörvergnügen wirkt so unmittelbarer, man bekommt das Gefühl suggeriert, ein Teil des Teams zu sein. Die Spannung wird mit einem einfachen Mittel nochmals gesteigert.
Die Dialoge können einmal mehr überzeugen und dienen an den richtigen Stellen als Vehikel für das ein oder andere Zitat des Zombiegenres. Die Soundeffekte runden das Hörvergnügen ab. Zwei Worte kommen einem nahezu zwangsläufig in den Sinn, wenn man sich dieses Hörspiel zu Gemüte führt: Realistisch und äußerst plastisch. Auf diesem Sektor überlässt Döring nichts dem Zufall und veredelt die Produktion durch eine ausgewogene und überzeugende Geräuschpalette. Musik findet immer dort statt, wo sie Sinn ergibt. So gelingt es mit einer verblüffenden Leichtigkeit, zusätzliche Dramatik zu erzeugen.
Bereits im ersten Teil hinterließen so illustre Namen wie Peter Flechtner oder Sascha Rotermund ihre Visitenkarte. Im Sequel kommen nun weitere große Namen wie Martin Keßler, Hans Beyer und Gordon Piedesack hinzu, die das exquisite Sprecherniveau nochmals bestätigen. Das Ende wartet mit einer großen Überraschung auf, denn "Joris Geschichte" ist noch nicht zu Ende erzählt und wird mit einem dritten Teil fortgesetzt!