Makoto Yukimura dürfte Connaisseuren der japanischen Popkultur durch sein 2005 gestartetes Epos "Vinland Saga" bekannt sein, das hierzulande bei Carlsen erscheint. Treue Fans müssen allerdings reichlich Geduld aufbringen, denn die Veröffentlichungsintervalle sind zuletzt ziemlich lange geworden – Band 26 als aktuellster Eintrag in die Reihe datiert vom Januar 2023. Da kommt eine Neuauflage im bewährten Format der "Perfect Edition" gerade recht, die das Debütwerk des Künstlers wieder zugänglich macht und sich noch vor Thorfinns Abenteuern nicht der Kälte des Nordens, sondern jener des Weltalls verschrieb.
"Planetes", im Original zwischen 1999 und 2004 erschienen, versetzt uns in die Mitte der 2070er Jahre, in denen die Menschheit in Sachen Weitsicht offenbar noch immer nichts dazugelernt hat. Nach dem längst verbrauchten Erdöl fungiert mittlerweile Helium-3 als wichtigste Triebfeder des Fortschritts und zum Stillen des Ressourcenhungers plant man eine Mission zum Jupiter, für die sich auch Hachirota "Hachimaki" Hoshino bewirbt. Der Drang zu den Sternen scheint ihm ohnehin in die Wiege gelegt, schließlich ist auch sein Vater Raumfahrer, während der jüngere Bruder auf der Erde ebenfalls entsprechende Ambitionen hegt und bereits fleißig selbstgebastelte Raketen gen Himmel schießt.
Hachimaki arbeitet als Sammler von Weltraumschrott, denn ein Jahrhundert der Raumfahrt hat jede Menge Rückstände an Raketen und Satelliten im All hinterlassen, von denen eine stets präsente Gefahr ausgeht. Während sich Juri und Fee mit dem Job offenbar zufriedengeben, will ihr Kollege höher hinaus und träumt von einem eigenen Schiff, dem er über die Teilnahme am Auswahlverfahren für die Besatzung der geplanten Erschließung des Jupiters ein gehöriges Stück näherkommen will. Das Training ist hart, doch als Belastung erweisen sich nicht nur wachsender Ehrgeiz, sondern auch Terroristen, welche sich gegen die Ausbeutung des Weltraums stellten. Die Organisation verübt mehrere Anschläge und kann sich sogar in das Astronautenprogramm einschleusen.
Genau an dieser Stelle könnte die Handlung in Richtung eines Politkrimis abzubiegen, legt sich dann aber auf einen mit Elementen aus Sci-Fi, Technik-Einmaleins und interstellarem "Slice of Life" gespickten Entwicklungsroman in Panelform fest: Hachimaki muss sich nämlich eingestehen, dass bedingungsloser Fanatismus ohne Rücksichtnahme auf andere und der Weg des einsamen Wolfs ihren Preis fordern. Seine Kollegin Ai Tanabe versucht ihn davon abzuhalten, aber es muss erst Dramatisches geschehen, um zu essenziellen Erkenntnissen über die Rolle eines einzelnen Menschen angesichts des riesigen Universums zu gelangen… eine tolle Lektüre, die einem Spaziergänger im All gleich schwerelos zwischen mehreren Genres wandelt.