SLAM Logo
© SLAM Media
SLAM #132 mit Interviews und Storys zu WHILE SHE SLEEPS +++ CHELSEA WOLFE +++ SUM 41 +++ HEAVYSAURUS +++ JUDAS PRIEST +++ BRUCE DICKINSON +++ MICK MARS +++ u.v.m. +++ Jetzt am Kiosk!

RANTANPLAN (SLAM-ZINE #7)


Ja, ja - das Leben ist kein Zuckerschlecken zwischen all den Eminems, Papa Roachs, Stoibers und Haiders!

Aber Gott sei Dank gibt es auch nette Menschen - z.B. RANTANPLAN! Tja, und RANTANPLAN sind nicht nur sehr, sehr nette Menschen - nein - sie können mit ihrem Ska-Punk auch an einem verregneten Herbsttag karibische Sommergefühle aufkommen lassen. Tja, und wer schafft dabei auch noch den Spagat zwischen Entertainment und Futter für Geist und Seele? Das Frage- und Antwortspiel führte ich mit dem Herrn Torben Meissner - also los!


Man hört ihr seid bei ROD-REC raus. Ist die Zusammenarbeit vollständig beendet?

T: Die Zusammenarbeit ist in sofern beendet, als dass es keine weiteren Veröffentlichungen denn die letzten drei Alben auf RodRec geben wird. Wir lieben Rod, aber mit seinen Leuten kommen wir nicht weiter. Deshalb haben wir den Plattenvertrag im gegenseitigen Einverständnis aufgehoben und schauen uns um, was so geht.

ROD REC waren für euch ja mehr als nur ein Label, da sie auch für das Booking zuständig und andere Sachen für euch gemacht haben - das ist dann ja schon fast ein Neuanfang. Habt ihr denn schon ein neues Label gefunden?

T: Wir sind auf der Suche, wollen aber nichts überstürzen. Letztes Jahr hatten wir eine Planung, welche u.a. zwei Veröffentlichungen vorgesehen hatte. Das ist dank Label alles abgehakt. Aber wir werden dieses Jahr noch eine EP mit vielleicht sieben Songs rausbringen. Wahrscheinlich D.I.Y.mäßig, wenn sich das alte Label nicht querstellt!?

Ihr habt dieses Jahr bis jetzt relativ wenig gespielt - woran lag das?

T: Wie gesagt, hatten wir erstmals seit Bestehen der Band eine wasserdichte PLANUNG gemacht, nach der wir round about 70 Konzerte in 2002 spielen wollten. Also Touren ohne Ende, aber das ist ja nun mal alles ausgefallen wegen "is´ nich´". Wir haben bis jetzt 16 Shows in diesem Jahr gespielt, mehr ging nicht. Der Zug für die Festivals usw. war schon abgefahren, als „Goldrush“ aus Osnabrück sich bereit erklärten unser Booking erstmal zu übernehmen. Von den paar Shows haben wir einige selbst abgedealt oder andere wurden von Freunden an uns herangetragen. z.B. haben die KAFKAS uns zwei Konzerte klargemacht, die wir mit ihnen spielten. Allem Unheil zum Trotz wird es wohl in der Woche vor Weihnachten noch mal eine RANTANPLAN-Tour geben, auf der wir die EP vorstellen möchten.

Was hat sich musikalisch durch den Weggang von Reimer und Marcus verändert?

T: Naja. Wenn ich das mal so sagen darf, klingt es ohne Marcus logischerweise weniger nach ...BUT ALIVE und mehr nach RANTANPLAN. Wir sind halt weg von der Gitarrenwand, hin zur Band mit lautem Bass und fetten Bläsern.

Sucht ihr denn prinzipiell wieder einen zweiten Gitarristen oder möchtet ihr lieber mit einem weiter machen?

T: Prinzipiell bin ich strictly gegen eine zweite Gitarre und wir werden mit einer weitermachen!!! Nicht das ich zwei Gitarristen bin, aber Marcus ist unersetzbar und ich habe jetzt einen Gitarrensampler.

Wie seht ihr selbst das „Samba“-Album im Vergleich zu den Vorgänger-Alben?

T: Die „Samba“ haben wir in einer Zeit aufgenommen, die wir vorher für „Schulterklopfen“ und „Köpfer“ zusammen hatten (inkl.Mix), deshalb klingt sie sehr gesetzt und gediegen, wenn auch sehr glatt. Wir haben absichtlich Nummern in die Tonne getreten, von denen wir selber dachten, das geht jetzt zu sehr in Richtung „Hamburg, 8°, Regen“ oder „Großversuch (in Sachen Leben)“ und haben Material wie „Tanja“, „Samba“ oder „Flucht nach vorn“ aufgenommen, welches uns entwicklungstechnisch wichtig war, damit es uns persönlich nach vorne bringt. Uns ist es enorm wichtig, uns nicht selbst zu kopieren wie die meisten anderen Bands. BAD RELIGION nehmen seit 15 Jahren immer wieder das gleiche Album auf, das wäre für mich der Tod, Heroinsucht oder so ähnlich. Ich meine das kann jeder beschissene Junkie-Songwriter und es ist erbärmlich, mitanzusehen wie es auch noch gut funktioniert. Nimm die RED HOT CHILI PEPPERS, die geben sich noch richtig Mühe, sich selbst neu zu erfinden. Auch MIGHTY MIGHTY BOSSTONES schaffen den Spagat zwischen „wir-sind-die-selben-Mucker-und-machen-eine-andere-Platte“ recht gut.

Welche Bedeutung hat Hamburg für euch?

T: Hamburg ist meine Heimat. Hier bin ich geboren und wenn alles klappt werde ich hier auch sterben. Ich liebe HH meistens und hasse es manchmal. Der Kiez wird mich immer wieder zurückholen und die Deerns sind bei uns auch am schönsten. Wir haben zwar zu oft beschissenes Wetter, aber auch zwei drei fette FC´s. Einen Hammer-Strand. Drei geile Flüsse und soweit ich weiß die grünste Großstadt in diesem schlechten Land. Nach Hamburg kommt bei mir vom Charisma her nur noch Dresden, aber ich verschlucke meine Zunge, wenn ich die people da talken hör´. Nö!?

Seid ihr zur Zeit noch in anderen Bands aktiv?

T: Bassmann Peso zupft auch bei „Halma“, einer sehr ruhigen, hippen instrumental all-stars-lounge-surf-wüsten-combo, welche gerade im Soundgarden Aufnahmen macht. Is´ aber nix für Punx. Ich beschäftige mich mit einigen meiner Nummern um nächstes Jahr was solo unter den Namen „Van Hellsing“ zu starten. Das ist dann sicherlich auch für Punkrocker interessant. Das HipHop-Projekt „Bloodshed Poetry“ gibt es hingegen anderslautenden Gerüchten nicht mehr. Hat mich irgendwie angepisst, dass nur ich die Sache motorisiert habe. Außerdem ist die neue Generation von deutschsprachigen HipHop-Acts so BESCHISSEN, daß ich größtmöglichen Abstand wahren möchte. Die neuen Leute in der Szene sind teilweise wirklich unglaublich schlecht.

Was das Treffen von Entscheidungen angeht - sind RANTANPLAN eine vollkommen basisdemokratische Band?

T: Definitiv nicht! Es gibt immer einen der irgendetwas anders sieht, ne Lars?! Allerdings versuchen wir untereinander Rücksicht zu üben und jeder Meinung gerecht zu werden, auch wenn das nicht geht. Eine gute Idee ist eine gute Idee und nicht fünf Ideen.

Wer schreibt bei euch die Songs oder macht ihr das zusammen?

T: Jeder von uns hat schon Nummern für Rantanplan alleine komponiert. Die meisten kommen sicherlich von mir, aber Brian hat auch schon drei Songs auf RTP-Scheiben und Peso ebenfalls zwei/drei Dinger in die Runde geworfen. Bei uns läuft das eher so, dass ein grober Song von jemandem da ist und wir ihn dann gemeinsam ausarbeiten, also jeder seine Variation da raussuchen kann, mit der er auch 200 mal on stage glücklich sein kann. Wir haben neulich allerdings eine Nummer komplett zusammen geschrieben, nämlich „Supermädchen“, ein totaler Honk-song vom untersten Niveau (oder drunter). Arbeitszeit aller beteiligten unter zehn Minuten.

Bist du alleine für die Texte verantwortlich?

T: Im Großen und Ganzen ja! Ich habe diese Band gegründet und ihr diesen bescheuerten Namen gegeben, weil mein bescheuerter Kopf voller bescheuerter Ideen und Visionen ist und ich wohl sehr mitteilungsbedürftig bin?! Naja. Ich rezitiere ja auch gerne mal Rilke, Nietzsche, Brecht oder Kinski.

Welche Bands laufen bei euch im Tour-Bus?

T: Propagandhi, Kafkas (Privilegienthron), RedHotChiliPeppers, Falco, NOFX, Workers Etiquette Manual, All, War, Madonna, Steakknife, Ärzte, Rio Reiser, Ton Steine Scherben, Django Reinhardt, Mambo Kurt, Trotzdem, Asoziale Superhelden, Mighty Mighty Bosstones, Rancid, Chixdigget, Grave Diggaz, Samy DeLuxe, Stieber Twins, Get up kids, Rocket from the Crypt, Slayer, uvm.

Was macht ihr ausserhalb der Band?

T: Ich arbeite als selbstständiger Monteur in der ganzen Republik, aber auch als Türsteher und/oder Roadie. Tim ist Laserexperte und jettet durch Europa, um Beschriftungsanlagen in Betrieb zu nehmen oder so ähnlich. Peso ist Vorarbeiter bei einem Zimmermänner-Kollektiv und säuft am liebst auf Richtfesten. Lars studiert sich zum Medienbibliothekar, Brian zum Ghettoarchitekten.

Ist der "RANTANPLAN"-Schriftzug absichtlich im "LONSDALE"-Style, wenn ja warum?

T: Ja. Im Januar diesen Jahres spielten wir zwei Gigs unter dem Motto „Laut gegen rechte Gewalt“ eine Benefit-Konzertreihe die u.a. von Fred Perry und Lonsdale gesponsert wurde, weil die Firmen sehr darunter leiden, dass Nazis ihre Produkte tragen und sich damit identifizieren. Das war für uns Anlass, ein „GEGEN NAZIS“ T-Shirt auf den Plan zu rufen, das erstmals den Bandnamen im Lonsdale-Design zeigt, darunter steht Hamburg (wie London) und auf der Rückseite steht in fetten Lettern BEAT FIREBOMB FRITZ, eine (wenn nicht die) Durchhalteparole für´s V1/V2 - Vergeltungsfeuer geschüttelte Londoner Volk. Der Spruch war damals Plakat. Irgendwo ist es sicherlich langweilig, da ja so manche diese Art und Weise des Schriftzuges schon benutzt und abgelutscht haben, aber der Kontext passte bei uns so gut, dass wir das einfach machen mussten. Und dann auch noch mit Okay vom Original!!! Außerdem ist Lonsdale eine coole Boxer-Wear und diesem Sport fühle ich mich schon lange nah.

RANTANPLAN sind was Ska-Punk angeht doch relativ konkurrenzlos in Deutschland und machen eine Musik, die doch eigentlich auch breiteren Massen – ohne dies jetzt negativ zu meinen – gefallen könnten. Woran ist es bis jetzt gescheitert oder ist das nicht euer Interesse?

T: Was die breite Masse annimmt und was nicht, wird von Marktmechanismen bestimmt nicht von Bands. Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, ich will keinen Erfolg haben und bloß nicht von der Musik leben können, aber leider kann man sich das nicht aussuchen. Bands wie die Hosen und Ärzte können das, aber auch nur, weil Majors viele Jahre Werbung mit viel Geld dafür gemacht haben.

Was habt ihr für die nahe Zukunft konkret geplant?

T: Am 15.9. spielen wir in Hamburg auf der Freilichtbühne im Stadtpark eine Benefit-Show gegen Kindesmißhandlung und wir freuen uns vor allem darauf, auf dieser Megabühne zu spielen, welche sonst nur den absoluten Top-Stars wie Supertramp etc. vorbehalten ist. Im November sollte die EP veröffentlicht werden, im Dezember folgt die Tour dazu und im nächsten Jahr würden wir gerne ein neues Album einspielen, sofern wir eine adäquate Plattenfirma finden. Aber wenn wir uns unsere Konzerte angucken, sind wir doch sehr zuversichtlich.

In welche Richtung gehen eure neuen Stücke?

M: Die Stücke der EP sind vielleicht am ehesten mit „total crazy“ zu umschreiben. Es gibt Discobeats zu CountryPunk und PsychoHardcore. Die ganz neuen Songs (die noch nicht Aufgenommenen) sind ziemlich eingängig und tanzbar. Aber es gibt auch wieder Hardcore-Perlen im rantanplanschen Geschwindigkeitswahn. Lasst euch überraschen. Vielen Dank für´s Interview! Glück & Freiheit!

Ich danke auch!

Markus Gabi Kafka

Das gefällt mir! Weiter-tweeten
Von A bis Z – das volle Brett
ALLES AUF GRüN? (SLAM-ZINE #9)

Ursprünglich 1977 geformt, gehören THE SKULLS zu den den allerersten originalen Los Angeles Punkbands.

Full Time Rock`n`Rolla

Die Kafkas sind seit 1995 auf der Mission...

Der IN FLAMES-Standard „Clayman“ sollte heutzutage in keiner Sammlung mehr fehlen.
Rock Classics
Facebook Twitter