Nach einem etwas eigenwilligem – aber vielleicht gerade deshalb so passendem – HANK WILLIAMS-Country-Intro gibt’s gleich auf die Zwölf. In „We Sleep In Silence“ schneiden einem die Gitarren beinahe die Kehle durch, so messerscharf kommen sie daher, nur um kurz darauf in ein ultrakurzes befreiendes Solo überzugehen. Was die jungen Berliner hier mit ihrem zweiten Release abliefern, weiß zu gefallen. Post-Hardcore, der Einflüsse aus jeder Ecke der deutschen Bundeshauptstadt zulässt und sich auch nicht vor Genre-untypischen Dingen verschließt. Getrieben vom Punk finden Drumcomputer und Keyboards den Weg in die Nummern, werden als Brücken zwischen Songs benutzt („Delete“) oder eröffnen als eigenständiges Instrument („…His Queen As Well“) eine neue Ebene. Vielschichtig sind sie, musikalisch wie textlich. „We won’t convince the judge, cuz we’re guilty!“ schreit einem Sänger Maximilian entgegen. Man möchte ihm zustimmen. Schuldig im Sinne der Anklage, die da lautet: REDCRAVING wird vorgeworfen ein starkes, abwechslungsreiches zweites Album abgeliefert zu haben. Sucht man verzweifelt nach einem Kritikpunkt in „Lethargic, Way Too Late“, so könnte man den Hauptstädtern maximal vorwerfen, dass ihr Zweitling mit sieben Tracks (inklusive dem erwähnten Intro sowie der kurzen Verschnaufpause „Seperate“) etwas zu kurz geraten ist. Aber mal ehrlich: Lieber siebenmal alles richtig machen, als Dinge künstlich in die Länge ziehen, oder?
www.myspace.com/redcravingSebastian Handler (8,5)
