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Sherlock Holmes 38

Ein Haus umgeben von Zwingern. Was hat die neue Besitzerin des alten Pfarrhauses zu verbergen? Ist sie nur ein harmloser Hundenarr oder ist sonderbares Verhalten etwas ganz Anderem geschuldet?

(C) Titania Medien / Sherlock Holmes 38 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMittlerweile scheint es in der Baker Street 221 b nahezu normal, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit Gäste und neue Klienten empfangen werden. Die Freude bei Doktor Watson ist immer groß, wenn sich eine Frau in Not an seinen Freund Sherlock Holmes um Hilfe wendet, insbesondere dann wenn es sich um eine attraktive Vertreterin des weiblichen Geschlechts handelt. So ist der gute Doktor sofort mit Feuereifer bei der Sache, als Mrs. Millington das gemeinsame Apartment betritt und von sonderbaren Vorkommnissen in ihrem Heimatdorf berichtet. Zunächst scheint die Geschichte harmlos. Das dortige Pfarrhaus hat seit einiger Zeit eine neue Besitzerin, die zum Bedauern der Nachbarn den dazugehörigen Tennisplatz auf vollkommen andere Art nutzt und rings um das Haus Zwinger anlegen lässt.


Immer mehr Hunde finden ein neues Zuhause auf dem Grundstück der Pfarrei und schaffen so auf subtile Art Distanz zur übrigen Dorfgemeinschaft. Zudem scheint die neue Besitzerin gerne für sich zu bleiben und beschränkt den Kontakt mit ihren Nachbarn auf das Nötigste. Das Interesse des Detektivs ist jedoch sofort geweckt, als er von Mrs. Millington erfährt, dass die Hundefreundin scheinbar nur ein sehr eingeschränktes Wissen über die Tiere auf ihrem Land besitzt und sogar bei offensichtlichen Dingen keinerlei Ahnung zu haben scheint. Man beschließt, der mysteriösen Dame auf den Zahn zu fühlen und ehe sich das Detektivduo aus der Baker Street versieht, befindet es sich bereits in den Ermittlungen zu einem neuen Fall, der in eine vollkommen unerwartete Richtung verläuft.


Bereits zum wiederholten Male hält eine Geschichte des eher unbekannten Autors Herman Cyril McNeile Einzug in die "Sherlock Holmes"-Reihe aus dem Hause Titania. Ebenso wie die vorherigen Einträge aus seiner Feder wurden die Erzählungen dahingehend einer Bearbeitung unterzogen, dass man die eigentliche, heute in Vergessenheit geratene Hauptfigur durch den großen Sherlock Holmes und seinen Kompagnon Dr. Watson ersetzte. Eine Vorgehensweise, die erstaunlich gut funktioniert, was sicherlich zu einem gewissen Anteil dem Umstand geschuldet ist, dass Arthur Conan Doyle und Herman Cyril McNeile Zeitgenossen waren, auch wenn ihre literarischen Werke mit unterschiedlichem Erfolg aufgenommen wurden. Dass auch McNeile im viktorianischen Zeitalter zu Hause gewesen ist, macht sich unterschwellig an verschiedenen Stellen bemerkbar und blitzt auch gelegentlich in der Hörspielbearbeitung auf.


Da ist das große Maß an Höflichkeit, mit der man sich in der Konversation begegnet. Nur selten werden Dinge direkt angesprochen, sondern nur angedeutet, eine typische Verhaltensweise der Zeit. Dazu gesellt sich eine vielen Briten der damaligen Zeit anhaftende Ablehnung gegenüber Fremden und ein gewisses Überlegenheitsgefühl gegenüber Menschen anderer Völker und Länder. Ein Verhalten, das dem damaligen Selbstverständnis geschuldet ist, da man annahm, dass das britische Empire der Nabel der Welt sei. Neben diesen interessanten Nebenaspekten kann "Das Haus mit den Zwingern" jedoch noch weitaus mehr. Tatsächlich wird es nach einem eher gemächlichen Auftakt in der Baker Street wirklich spannend und der Hörer bekommt einen kurzweiligen Fall geboten, der alle wichtigen Zutaten für einen Fall von Sherlock Holmes bereithält.


Immer wieder gibt es kurze Kostproben seiner deduktiven Fähigkeiten und versteckte Hinweise, in welche Richtung sich die Gedanken der kriminalistischen Spürnase wohl bewegen könnten. Miträtseln gestaltet sich allerdings schwierig, denn Holmes lässt sich nicht in die Karten schauen, welche Überlegungen er bereits angestellt hat, was auch seinem Freund Watson nicht immer schmeckt. Neben den Ermittlungen, die mit jeder verstrichenen Minute an Fahrt aufnehmen und den Hörer schnell die Zeit vergessen lassen, fließen auch immer wieder humorvolle Momente in die Handlung mit ein, bei denen ein Hund namens Watson eine nicht unwichtige Rolle spielt. Die Dialoge überzeugen durch ihre geschliffenen Sätze und die vielen neckischen Wortwechsel zwischen den beiden Hauptakteuren.


Die verwendeten Musikstücke passen hervorragend zum viktorianischen Setting der Geschichte und versetzten den Hörer auf eine kaum merkliche Art in eine andere Zeit. Soundeffekte werden zurückhaltend verwendet, man verzichtet, auch wenn es der Titel dieser Episode nahelegt, auf permanentes Gebell und Geknurre, sodass nur die wichtigsten Szenen von einer solchen Geräuschkulisse begleitet werden. Eigentlich braucht man über die beiden Hauptrollen kein Wort mehr verlieren, denn was anfangs noch nicht immer harmonierte, läuft mittlerweile wie ein geöltes Uhrwerk und alle Zahnräder greifen perfekt ineinander. Es ist eine wahre Freude, wie die verbalen Bälle zwischen Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt hin- und herfliegen und so für einen hohen Unterhaltungswert sorgen.


Sirgrid Burkholder ist als Nancy Millington zu hören, eine frische, unverbrauchte Stimme, die alles mitbringt, um der aufmerksamen und lebenslustigen jungen Frau ein Gesicht zu geben, eine gute Besetzung. Gleiches gilt für Ursula Sieg als Mrs. Hamilton, obwohl sie sich fast ausschließlich höflich gegenüber ihren Mitmenschen verhält, verströmen ihre Worte stets einen abweisenden Unterton, was zu ihrer Rolle vortrefflich passt. Außerdem zu hören sind Jean Paul Baeck, Bert Stevens, Martin Lühn und Thomas Balou Martin, die bereits in vielen Titania-Produktionen ihr Talent bewiesen haben und auch in diesem Fall keine Ausnahme machen. "Das Haus mit den Zwingern" setzt die hohe Qualität der "Sherlock Holmes"-Reihe mühelos fort.


 
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Publisher: Titania Medien




 


 





















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