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Sherlock Holmes 41

Der Meisterdetektiv entflieht der augenblicklichen Tristesse seines Londoner Apartments und begibt sich ins beschauliche Wien, um seiner Leidenschaft für die Oper zu frönen.

Sherlock Holmes 41Einmal mehr muss sich Sherlock Holmes seinem größten Widersacher stellen, der Langeweile. Doch als ob dies noch nicht genug wäre, muss er dabei zuschauen, wie Mrs. Hudson seinen Mitbewohner Dr. Watson auf eine geradezu erdrückende Art bemuttert. Da gibt es nur noch eine Möglichkeit, nämlich die Flucht zu ergreifen. Aufgrund finanzieller Unabhängigkeit bietet sich eine mehrmonatige Reise ins österreichische Exil an, um dort die Opern- und Ballsaison zu genießen. Trotz anfänglicher Skepsis gelingt es ihm, auch den Doktor für die Idee zu begeistern, und man begibt sich voller Vorfreude auf die Werke Richard Wagners nach Wien.


Tatsächlich scheint der Plan aufzugehen, fern der Heimat einige unbeschwerte Tage ohne die Jagd nach Schurken und Verbrechern zu verbringen. Noch ahnt das Detektivgespann aus der Baker Street nicht, dass bereits einer der größten Fälle in der kriminalistischen Laufbahn von Sherlock Holmes seine Schatten vorauswirft. Ohne Vorwarnung befinden sich die beiden britischen Gentlemen unversehens inmitten eines der brisantesten Polit-Ränkespiele der Habsburger Doppelmonarchie. Wird es Sherlock Holmes gelingen, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen?


Die 41. Folge der Reihe aus dem Hause Titania Medien ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich und stellt einen Höhepunkt der bisherigen Veröffentlichungen dar. Da wäre zunächst einmal die Tatsache, dass auf reale politische und gesellschaftliche Ereignisse Bezug genommen wird, die in der damaligen Zeit die österreichische Monarchie in ihren Grundfesten erschütterten und bis heute nicht vollumfänglich geklärt werden konnten – nämlich was sich tatsächlich auf Schloss Mayerling zugetragen hat und wie es zum Tode von Mary Vetsera und dem Kronprinzen Rudolf kommen konnte. Es übt natürlich einen ganz besonderen Reiz aus, Sherlock Holmes bei seinen Ermittlungen in diesem gesellschaftlichen Umfeld zu verfolgen.


Der große Detektiv zieht seine ganz eigenen Schlüsse aus den verhängnisvollen Ereignissen in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 und muss dabei äußerst vorsichtig agieren, denn nicht alle Mitglieder des Herrscherhauses und ihre Vertrauten haben ein Interesse daran, dass die Wahrheit ans Tageslicht gelangt. Schon alleine aus diesem interessanten Milieu zieht die Episode ein hohes Maß an Spannung und Unterhaltung. Dazu kommt der Reiz, dass Sherlock Holmes mit seinen Ermittlungsergebnissen tatsächlich richtig gelegen haben könnte und eines der großen Rätsel der jüngeren Vergangenheit mit seinen ganz eigenen Mitteln zur Aufklärung bringt. Obwohl es sich hier um eine fiktive Geschichte handelt, legt man bei der Rekonstruktion der realen Ereignisse große Sorgfalt an den Tag, was ein Gefühl der Authentizität erzeugt, sodass diese Folge einen Charme versprüht, der sie von allen anderen Produktionen der Reihe unterscheidet.


Beließe man es bei dieser Beschreibung belassen, würde das viel zu kurz greifen, denn "Mayerling" ist auch in einer ganz anderen Hinsicht etwas Besonderes geworden. Neben den Fähigkeiten als Ermittler wird hier das Bild von Sherlock Holmes als Musikliebhaber gezeichnet, der sich als glühender Verehrer des Werks von Richard Wagner zu erkennen gibt. So wundert es auch nicht, dass einige Passagen aus dem Werk des Komponisten ihren Weg in diese Doppelfolge gefunden haben und einen weiteren wichtigen Beitrag leisten, um ein ganz eigenes Flair zu erzeugen. Neben Wagner finden Walzermelodien ebenfalls Berücksichtigung und verstärken das Bild der unwiderstehlichen Stadt Wien in der Winterzeit. Daneben sind es natürlich die vielen klassischen Stücke, die die Dialoge begleiten und ebenfalls alle den gelungenen Gesamteindruck verstärken.


Außerdem gelingt es, neben einem spannenden Kriminalfall auch den Menschen Sherlock Holmes näher zu skizzieren, und man kann erahnen, dass sich hinter dem kühlen geistigen Genie durchaus eine empfindsame Seele verbirgt. Neben den vielen düsteren Momenten dieser Produktion gibt es auch immer wieder heitere Momente, die die Handlung auflockern, häufig geschieht dies in Form von Mrs. Hudson und ihrer anstrengenden Cousine. Ein Übriges tun die mehr als auf den Punkt formulierten Dialoge, die einerseits die damalige Zeit zum Leben erwecken, andererseits geistreich und mit einem gut ausbalancierten Wortwitz daherkommen.


Kurz erwähnt werden muss an dieser Stelle das Booklet, das eine Erläuterung zu allen relevanten historischen Persönlichkeiten bereithält, was bei der Vielzahl der Akteure absolut Sinn macht. Eine nette Zugabe seitens des Produktionsteams an die Fans. Über 40 Mal sind Detlef Bierstedt und Joachim Tennstedt bereits als Ermittlerduo Holmes und Watson in Erscheinung getreten und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihre Auftritte mit jeder Folge gewachsen sind. Ein Indiz dafür ist "Mayerling", denn wenn man die neueste Episode als Indikator für die Entwicklung der beiden verwendet, so ist es sicherlich ihre reifste und absolut überzeugendste Arbeit als Detektivduo aus der Baker Street.


Um dieser Geschichte den Rahmen zu geben, den sie verdient, wurden über zwei Dutzend Sprecher ins Studio geladen, die ihrerseits alles Menschenmögliche geleistet haben, diese Ausnahmeerscheinung innerhalb der Reihe zu etwas Besonderem zu machen. So fällt es einem sehr schwer jemanden aus der großen Gruppe beeindruckender Namen wie Regina Lemnitz, Peter Weis, Sascha von Zambelly, Anja Kruse oder Sigrid Burgholder hervorzuheben. Sie alle sind mit Herzblut bei der Sache und können in ihren Rollen überzeugen. Sicherlich gibt es für jeden eine bestimmte Folge, die er für die beste erachtet. Obwohl die Reihe bereits 40 andere Einträge umfasst, hat sie meiner Meinung erst jetzt ihr Meisterstück erhalten. "Mayerling" bietet alles, was man sich von einem gelungenen Sherlock-Abenteuer erhofft.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien




 


 
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