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THE KILLS

23.5.05, Flex (Wien)
kills2 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer Rock’n’Roll war in Wien.

Zuhause ist er hier nämlich bekanntermaßen nicht, er muss schon hierher getragen werden. Im Gepäck von gitarrewürgenden und mikroständerbetanzenden Leuten wie den KILLS zum Beispiel. Der Fairness und Ehrlichkeit halber möchte ich noch hinzufügen, dass es zwei Vorbands gab, ZERONIC und SCOUT NIBLETT, welche ich allerdings beide durch zu spätes Erscheinen meinerseits verpasst habe. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, früher da zu sein, denn dann hätte ich die Genickschmerzen vielleicht vom Headbangen gehabt und nicht vom ständigen Halsrecken und Schauen, ob ich ein Stückchen der Bühne zu sehen bekomme. Denn das Flex ist voll, sehr voll. Die Leute stehen dicht gedrängt, und ein Vorwärtskommen in bühnennähere Gewässer ist, sofern man nicht unter Anorexie oder akutem Entschuldigungsbedürfnis („Autsch!“ „Sorry“ „He!“ „’Tschuldigung“ „Aua!“ „Pardon“) leidet, ein Ding der Unmöglichkeit. Das kann, wenn auch für andere Leute unangenehm, Alison Mosshart (vox) und Jamie Hince (guit, beat) nur recht sein. Der Sound ist, in Anbetracht der Massen an ihn reflektierenden Leibern, sehr gut, und auch nicht so ohrenbetäubend laut, wie man immer in Bezug auf die KILLS erzählt bekommt. Wer sie noch nicht live gesehen hat, die musikalische Darbietung setzt sich aus einem kleinen Schlagzeug/Elektronik-Kästchen, welches zwischen den Songs von Mr. Hince bedient wird, wenn er nicht gerade Gitarre spielen muss, zusammen, jenem gerade im Nebensatz erwähnten Saiteninstrument, und Alison Mossharts mitreißender Stimme. Sonst befindet sich niemand auf der Bühne, die auch ohne den großen Blech- und Fellhaufen, den man für gewöhnlich als Schlagzeug tituliert, seltsam leer wirkt. Aber diese Leere wird von den beiden Musikern sehr gut vertrieben: Die große, magere Sängerin mit dem Schütteln ihren langen, glatten dunklen Haare wirkt wie die Rock’n’Roll gewordene Verkörperung eines japanischen Horrorfilmes, und der Mikrofonständer wird sich sicher auch über die spastische Zuneigung gefreut haben, die sie ihm mit ihren der Musik folgenden Zuckungen erwiesen hat. Nebenan werden verschiedene Gitarre bearbeitet, als gälte es, jegliche Regel von der richtigen und melodischen Verwendung dieses Instumentes ad absurdum zu führen. Da werden die Saiten weit außerhalb des Bereiches über den Abnehmern angeschlagen, da wird rhythmisches „Tschukktschukktschukk“ oder „Tschakkatschakkatschakka“ produziert, da entstehen Geräusche, die man einer Gitarre selten zutraut, da wird symbolisch auf das Publikum und dann auf die Partnerin geschossen. A Rock Show par excellence, pardon my french. Deren Tanz zu der eigenen Musik ist, wie es sich gehört: Abwechselnd ruckartiges Beckenverschieben und fließendes Schütteln. Und das auf der rechten Seite immer mit gesenktem Kopf, wenn man nicht gerade ins Mikro singt. Dann wieder nähern sie sich einander unerbittlich an, so weit, bis man selbst als Zuschauer vor Spannung fast implodiert – dann einen Millisekundenkuss und wieder zurückgeschreckt. Worum ich Frau Mosshart auch beneide, ist die Tatsache, dass an ihrer dürren Gestalt das riesige weiße T-Shirt, welches sie trägt, nicht schrecklich aussieht, was es bei den meisten anderen Frauen tun würde. Aber gut, das ist eine Nebensächlichkeit, und wenn ich mir so die Flex-Bilder ansehe, dann glaube ich auch, dass ihre Gestalt vielleicht von Weitem extremer ausgesehen hat, als sie ist. Wie auch immer: THE KILLS waren da und haben gerockt, und jeder, der nicht dort war, hat etwas verpasst.

 Agnes Wieninger
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