Allerspätestens seit dem Siegeszug von Robert Kirkmans Survival-Saga "The Walking Dead" sind die Untoten wieder en vogue wie selten zuvor. In den vergangenen Jahren näherte sich die Popkultur dem Zombie-Phänomen aber auch von neuen Seiten, etwa in "Warm Bodies" (2013), wo trotz allen Hungers auch die Hormone im untoten Leib sprudeln. Einen differenzierten Ansatz, wenngleich auch ohne den in Jonathan Levines Film eingeflochtenen Humor, verfolgt auch "Tokyo Ghoul".
Protagonist der zwölfteiligen Anime-Serie aus dem Hause Pierrot ist der Schüler Ken Kaneki, der von seiner neuesten Bekanntschaft gleich beim ersten Date in eine Falle gelockt wird. Sie ist einer jener Ghule, von denen er bisher nur in den Nachrichten gehört hat, die sich von Menschenfleisch ernähren. Durch einen (je nach Sichtweise) glücklichen Zufall überlebt er die Attacke schwer verletzt, nur um ausgerechnet Organe seiner dabei getöteten Angreiferin transplantiert zu bekommen. Dem jungen Mann ist nach kurzer Zeit klar, woher der plötzlich zu Tage tretende Hunger auf seine Mitmenschen rührt: Auch er ist nun ein Ghul.
Als solcher sitzt er allerdings zwischen den Stühlen, denn im Gegensatz zu seinen neuen Artgenossen hat er sich seine Menschlichkeit zum Teil bewahrt und wehrt sich bis zur körperlichen Erschöpfung davor, Menschen wie seinem besten Kumpel Hide anzuknabbern. Widerwillig nimmt ihn die Kellnerin seines Stammcafés, hinter dem sich in Wahrheit ein Treffpunkt für Ghule verbirgt, unter ihre Fittiche, denn auch sie ist von der hungrigen Fraktion. Wenn sich auch sein neues Umfeld von toten Selbstmördern ernährt und scheinbar keine Menschen aktiv angreift, sind im Hintergrund Entwicklungen im Gange, die auch für Ken und seine Ghul-Bekanntschaften nichts Gutes verheißen…
Mit einer interessanten Idee, ansehnlich düsteren Animationen und einer atmosphärisch dichten Inszenierung, die im wahrsten Sinne des Wortes alles andere als blutleer ist, startet das erste Volume von "Tokyo Ghoul" äußerst knackig. Es wird spannend zu sehen, wie sich der Hauptcharakter, der als zwischen den Welten von Menschen und Ghulen Wandelnder an Marvels "Daywalker" Blade erinnert, weiterentwickeln wird und welche Auswirkungen die in den ersten drei Folgen angedeuteten Revierkämpfe innerhalb der Ghul-Community auf ihn haben werden. Zu haben ist der Auftakt in einer schicken Limited Edition, die auch Platz für die drei nachfolgenden Volumes bietet – ghul! Äh, cool!