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DOG EAT DOG


"Wir machen nie politische Songs"

Man glaube es kaum, aber DOG EAT DOG sind vom Tierkadaverfriedhof wieder auferstanden und mit einem neuen Album dran und drauf, Europa erneut für sich zu gewinnen. Kurz vor dem Konzert in der Wiener Arena hatten wir die Chance, noch ein bisschen mit Bassist Dave Neabore zu plaudern. Sichtlich angeschlagen von einem langen Flug über den großen Teich erzählte er uns sehr freundlich von den Arbeiten an der neuen Platte, der verkorksten Bandgeschichte, der Kooperation mit Marta von DIE HAPPY und warum heutige Musik scheiße ist.


„Walk With Me“ ist das erste Album nach „Amped“ aus dem Jahr 1999. Warum hat dieser Release so lange gedauert?

Nach „Amped“ machten wir ein Video und tourten. Danach kam es zu einem Schlussstrich mit Roadrunner Records, weil wir nicht zufrieden damit waren, wie unsere Platten promoted wurden. Wir haben einen neuen Manager gefunden, der uns aber nicht geholfen hat, sondern einen riesiges Chaos hinterließ. Wir haben also drei Jahre damit verbracht, uns um wirtschaftliche Angelegenheiten zu kümmern, was uns davon abhielt, ins Studio zu gehen. Wir waren gefangen in Verträgen, aus denen wir nicht aussteigen konnten. 2003 bekamen wir ein neues Management, einen guten Vertrag und haben wieder begonnen zu touren. Es hat also jetzt drei Jahre gedauert, bis das ganze wieder so richtig ins Rollen gekommen ist. Wir haben allerdings nie aufgegeben oder uns getrennt oder so. Wir haben einfach gewartet, und jetzt sind wir zurück.

Ist das neue Album eine Party-Scheibe?

Definitiv! Es inkludiert eine Menge an verschiedener Musik und verschiedenen Styles. Die Leute werden es aber als sehr modern empfinden. Es gibt keine Person, die es gehört hat, und gesagt hätte, dass es sich zu 90er-Jahre-mäßig anhört. Das Album klingt sehr modern und fröhlich und neu, finde ich. Es ist irgendwie ein „All Boro Kings“ für die 2000er Jahre.

Habt ihr politische Statements involviert?

Nein. Wir machen nie politische Songs. Kein einziger Song von uns ist politisch. Wir sprechen auch nicht oft über Politik. Meistens gehen uns die Leute einfach nur auf den Sack und wir gehen weg. Wir haben die Band nicht gegründet, um über politische Ereignisse zu sprechen. Wir haben die Band gegründet, um gute und lustige Musik zu machen. Politik interessiert uns nicht wirklich. Natürlich haben wir auch unsere eigenen Ansichten und Meinungen, die auch in den Songs enthalten sind. Aber wir sind eine Spaß- und Partyband.

Wie habt ihr Claus Grabke kennen gelernt, der „Walk With Me“ produziert hat?

Wir haben schon oft mit THUMB zusammen Gigs gespielt. Mitte der 90er haben sich die Wege von THUMB und DOG EAT DOG oft gekreuzt. Wir bewunderten Claus, weil er nicht nur Sänger, sondern auch Pro-Skater war. Ich habe Ausgaben des Thrasher-Magazins zu Hause, in denen Claus Grabke drin ist, und ich war noch nicht mal bei DOG EAT DOG zu der Zeit. Er ist eine Legende. Unser Manager hat uns gesagt, dass Claus interessiert daran wäre, mit uns zu arbeiten. Also haben wir ein Demo aufgenommen. Es war eine gute Erfahrung und deswegen machten wir das ganze Album mit ihm. Wir lieben Claus. Es ist leicht, mit ihm zu arbeiten und er ist eine tolle Person.

Ihr konzentriert euch ja zurzeit total auf Europa. Werdet ihr auch in den USA was machen, oder gehört ihr ausschließlich uns?

Wir wären wirklich gerne in den USA und wir wollen auch, dass unsere Platte in den Staaten rauskommt, aber wir starten jetzt mal in Europa und sehen dann weiter. „Walk With Me“ wird in fast jedem Land in Europa veröffentlicht werden. Es ist sehr schwierig, an die USA ranzukommen, und die Tatsache, dass unser Management deutsch ist, macht das ganze nicht leichter. Aber wenn man eine gute Platte hat, ist alles möglich. Als wir als Band angefangen haben und unsere ersten Alben veröffentlichten, hätten wir nie daran geglaubt, dass es Hits werden würden. Es ist einfach passiert. Und deswegen glaube ich, dass alles möglich ist.

Wie seid ihr auf Marta von DIE HAPPY gestoßen, die bei einem Song auf der neuen Scheibe singt?

Wir haben eine Menge Festivals mit DIE HAPPY bespielt und hingen öfters mit Marta herum. Sie war immer sehr freundlich zu mir und dem Rest der Band. Wir kamen einfach sehr gut miteinander klar. Immer wenn DIE HAPPY und DOG EAT DOG miteinander gespielt haben, hat sich jeder sehr wohl gefühlt. Wie wussten, dass wir einen Song mit einer weiblichen Stimme machen wollten und dachten an verschiedene Leute. Jemand hat dann Marta ins Spiel gebracht und wir waren von der Idee alle sehr angetan. Sie kam also zu uns und machte ihr Ding. Das ist jetzt mein Lieblingssong auf dem Album.

Habt ihr immer noch Saxophon-Passagen in den Songs?

Ja, auf sechs oder sieben Songs sind auch Hörner dabei. Sie sind allerdings nicht aufdringlich, sondern sehr charmant eingesetzt. Als wir damals das Saxophon in die Musik integriert haben, war es nur eine blöde Idee, aber die Leute haben es anscheinend wirklich gemocht. Es war eigentlich nur als kleiner Spaß gedacht, aber jetzt identifizieren die Leute diesen Sound mit uns. Leider müssen sie aber lernen, dass wir eine Rockband sind und deswegen nicht jeder Song mit Hörnern versehen ist. Aber wir haben den Blechblasinstrumente-Liebhabern auf „Walk With Me“ eine Menge zum Hören gegeben.

Was war der größte Fehler, den DOG EAT DOG in ihrer Karriere je gemacht haben?

Das ist eine sehr dreiste Frage! Wir haben eine Menge Fehler gemacht. Wir waren junge Kids, haben gefeiert und ein paar Songs geschrieben, die den Leuten gefallen haben. Nichts war geplant. Wir hatten also eine Menge Menschen rund um uns, die unser Geld gestohlen haben, uns betrunken machten und uns dann Verträge unterschreiben ließen. Plattenlabels mit Dollar-Zeichen in den Augen haben uns gesagt wir müssten unbedingt in dieses und jenes Magazin hinein, weil es Millionen von Menschen lesen. Aber eigentlich hat es unserer Karriere geschadet. Wir wussten aber nicht, was für Magazine das waren, und wie hätten wir es denn auch kontrollieren sollen? Wir waren das typische Beispiel von jungen Rock’n’Roll-Kids, die die Situation nicht richtig zu deuten wissen und sich ausnutzen lassen.

Wie hat es sich angefühlt, ganz oben zu sein und dann wieder Underground-Gigs zu spielen?

Gut. Ich bin sehr zufrieden mit den letzten zwei Jahren. Wir spüren, dass die Leute DOG EAT DOG wieder richtig lieben. Es kommen viele junge Menschen zu unseren Shows. Wir haben jetzt schon 16 Jahre überdauert. Wenn eine Band wie GREEN DAY es schafft, ganz oben zu sein und dann nicht oben zu sein und dann wieder superprominent, dann kann DOG EAT DOG das auch!

Welche neuen Bands sind momentan akzeptabel für dich?

Neue Bands… WOLFMOTHER sind nicht schlecht. Es gibt aber nicht viel neue Musik, die mich wirklich fesselt. Meistens finde ich nur ein oder zwei Songs ok. Ich liebe LAGWAGON, aber nicht mal deren letztes Album war besonders fantastisch. Ich finde, es ist sehr schwer für heutige Bands etwas Originelles auf die Beine zu stellen. FALL OUT BOY zum Beispiel sind echt gut, aber es so viel Musik, die genau gleich klingt, wie PANIC! AT THE DISCO oder so. Ich sage nicht, dass wir super sind, aber wir klingen wie kein anderer da draußen. Wir haben unseren ganz eigenen Stil. Vielleicht haben wir deswegen wieder eine Chance, weil die Leute, so wie ich, gelangweilt sind von der heutigen Musik.

In diesem Sinne, lasst uns das Rad neu erfinden. Haha.

Stephanie Bürgler
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Discovering all these New Levels of Ridiculousness. Ein Interview mit Wayne Coyne zu führen, ist etwas ganz Besonderes.
Grau in Innsbruck, schillernd im Treibhaus. 2004, nach Veröffentlichung des Debütalbums von IAMX, hat uns Chris Corner ein weiteres SNEAKER PIMPS-Werk versprochen.
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