Würde ich einen besitzen, ich könnte die SCREAMING LIPS mit Leichtigkeit über einen Kamm scheren mit all den neuen JOY DIVISION beeinflussten Hippster-Bands, die in England derzeit „copy & paste“ die Gazetten füllen. Seien es nun die avantgardistischen THE XX oder die melodischeren GLASVEGAS bis hin zu den WHITE LIES, mit denen die SCREAMING LIGHTS zuletzt tourten: Plötzlich schießen Bands wie Pilze aus dem Boden, die alle eine eine traurige 80`ies Nostalgie in Spaghettihosen eint. Szenesammler auf der Carnaby Street oder in Friedrichshain wird`s nicht stören, dass die Briten sich auf Albumlänge nur zwei Hits leisten („21st Century“ und „Champagne Socialist“) und sich ansonsten lässig im psychedelisch-reduzierten Geplänkel verlieren. Das Quintett beruft sich auf Mersey-Vorbilder wie die BUNNYMEN oder TEARDROPS, bietet aber lediglich altbekannte Style-Langeweile als Pop-Stilmittel. Tausche Coolness gegen Innovation. Dank einem Label im Rücken, dessen künstlerische Verdienste unbestritten sind, wird man aber wohl auch SCREAMING LIGHTS hierzulande bald laut zuklatschen. Wenn ihr mich fragt: Zu Unrecht.
www.anti.comMirko Gläser (6)