My own private Guantanamo: Eine intelligente Mischung aus Torture Porn und Gesellschaftskritik – wenn man zwischen den blutigen Zeilen liest.
Auf der Rückfahrt von der Hochzeit eines Freundes geraten die fünf jungen Leute Jalil, Gabriel, Michelle, Tom und Leslie in eine Grenzkontrolle. Leider keine gewöhnliche, wie sie schnell bemerken, denn die zwei "Beamten", die die Grenze zu Kanada so tapfer kontrollieren, sind keine echten Polizisten, sondern zwei Kriegsveteranen deren Verstand leider nie aus dem Irakkrieg Heim gekehrt ist. Und so nehmen Walter und Samuel die Gruppe kurzerhand "in Haft" – verdächtig sind die jungen Leute ja allemal. Das darauf folgende Repertoir an Folter- und "Verhörmethoden" wird die passionierten "Saw" oder "Hostel"-Seher unter uns wohl nicht unbedingt aus dem Sessel hauen, für den Durschschnittsseher sind die Bilder aber dennoch schwer verdaulich und verstörend.
Obwohl die Prämisse hinter "Territories" weder neu noch besonders gut klingt, kann das Erstlingswerk von Regisseur und Skriptautor Olivier Abbou erstaunlicherweise dennoch überzeugen. Was als durchschnittlicher Teenie-Slasher beginnt, überrascht nach der ersten Gewaltorgie mit einem bisher selten dargestellten Blickwinkel, weg von den Opfern hin zu den Tätern. In diesem Fall werden die paranoiden Hinterwäldler etwas näher beobachtet als es im 08/15-Folterfilm üblich ist, was zwar weder Sympathie noch Verständnis für die zwei aufkommen lässt, wohl aber den Grund für Ihre Motive liefert, und das macht es umso grausamer oder noch schlimmer, umso glaubhafter.
Einzig der Charakter des mysteriösen Detektivs (inklusive Ledermantel, rauchiger Stimme und gruseligem Kali-Tattoo) lässt etwas Tiefe vermissen. Die Rolle erinnert ein wenig an die des Kochs in Stephen Kings Klassiker "The Shining" – kaum eilt er zur Hilfe, ist er auch schon wieder tot. Davon einmal abgesehen, sind aber sowohl die schmerzverzerrten Gesichter der jungen Opfer als auch die der emotionslosen Freaks glaubhaft und überzeugend. Teils von den Kritikern verrissen, teils in höchstem Maße gelobt, bietet "Territories" allemal viel Stoff zum Nachdenken: Darüber, dass die "kreativen" Foltermethoden nicht nur aus der blühenden Fantasie eines Autors stammen, sondern tatsächlich in der militärischen Kriegsführung angewendet werden oder auch nur darüber in wie vielen kleinen Waldhütten in Amerika Typen wie Walter und Samuel sitzen und über Möglichkeiten nachgrübeln, ihr geliebtes Amerika vor Eindringlingen zu schützen.
# # # Maria Capek # # #