Zugegeben, die Idee einer Schallnovelle erscheint im ersten Augenblick sehr innovativ, interessant. Das hier vorliegende, düstere Szenario einer Gesundheitsdiktatur wurde in Romanform als „Corpus Delicti“ bereits im Frühjahr 2009 von Juli Zeh veröffentlicht. SLUT haben dazu sieben Songs komponiert, denen die Roman-Autorin, fast in Hörspielform, teilweise neu entworfene, arrangierte Textpassagen anfügte. So entstanden insgesamt 30 kleine Kapitel mit einer Spielzeit von knapp 57 Minuten. Der hier kommunizierte Konflikt zwischen individueller Freiheit und Gemeinwohl startet sehr kurzweilig, beginnt subjektiv jedoch mit zunehmender Spieldauer unerträglich zu werden. Da helfen auch die gefühlvollen, sphärisch-rockbaren SLUT-Kompositionen, von denen besonders „Your Names“ hervor zu heben wäre, nicht mehr. Irgendwo, sinnbildlich zwischen Fisch oder Fleisch, entsteht hier eine Atmosphäre, die ebenso angenehm ist, wie ein Konzert in einem Restaurant bzw ein schönes Essen in einem schmuddeligen Live-Club. Die Summe der einzelnen Teile ergibt hier kein stimmiges Gesamtbild. Ein Gestus der Angekotztheit bedeckt latent recht schnell die Gemütslage. Leider. Sorry. www.juli-zeh.de Ralf G. Poppe (4)