Nicht nur die tragische Vergangenheit unserer Heldin dringt diesmal mit aller Vehemenz ans Tageslicht.
Aufgrund der von Autor und Zeichner Michel Weyland gewünschten Änderungen in der Reihung einiger Kapitel für die deutsche Integral-Fassung seiner Fantasysaga wurde bereits auf neueres Material vorgegriffen, doch der vorliegende Band markiert nun endgültig den Verlagswechsel der Serie im Original von Lombard zu Dupuis. Enthalten sind diesmal die Bände "Ove" (1994), "La Vestale de Satan" (1995), "Vénus en colère" (1996) und "Sacristar" (1997), die alles in allem durch einen spürbaren Hauch von Düsternis und der Erkenntnis verbunden sind, dass die Zeit weder stillsteht noch alle Wunden heilen kann. Bevor es losgeht, folgen aber nach dem obligatorischen Interview mit dem Meister noch die 1980 in "Tintin" erschienenen Kurzgeschichten "Das Turnier von Raoul de Prédor" und "Ein exklusives Interview mit Nostradamus von Michel Weyland".
"Ove" handelt von Phanèle, die sich an ihr (titelgebendes) früheres Ich zu erinnern glaubt, das vor über vier Jahrhunderten gelebt hat – eine interessante spirituelle Erfahrung, allerdings gefährlich angesichts der streng patriarchalischen Gesellschaft, die sie einengt. Aria kommt ihr da in puncto Emanzipation gerade recht beim Versuch, die offenbar noch im Diesseits verweilende große Liebe von damals aufzuspüren und dabei gleichzeitig den eigenen Häschern zu entgehen. Phanèle muss jedoch lernen, dass sich Unsterblichkeit keineswegs um ewige Liebe schert, denn besagter Guévrenne ist vom einstigen Traummann zum zwar von seinen Untergebenen geachteten, aber desillusionierten alten Mann geworden.
In "Satans Garten" gerät anschließend neben Aria mit Renael auch dessen jüngster Sohn, der sich beweisen will und dabei hinter das beklemmende Geheimnis der Langlebigkeit seines Vaters kommt. Ein Schlüsselkapitel zum Verständnis von Michel Weylands Protagonistin stellt anschließend "Wütende Venus" dar, in dem es nach den vereinzelten Infohäppchen in vorangegangenen Bänden ein zentrales und traumatisches Ereignis ihrer Jugend zu erfahren gibt, das vieles von ihrem Drang nach Freiheit als Angst vor weiteren Verletzungen und der Gewalt durch Männer offenlegt. Aus einem Überfall auf Reisen wird nicht nur ein Wiedersehen mit alten Bekannten, sondern auch mit dem einstigen Peiniger, der zu Arias Überraschung noch am Leben ist.
Das Verlangen nach Gerechtigkeit durch das Schwert wird in ihr ebenso geweckt wie im Fall von "Sacristar", doch im Gegensatz zu andernorts oft eindimensional abgehandelten Rachefantasien gibt es beim Konflikt zwischen einer Gruppe von selbsternannten Amazonen und ihrem auf Vergeltung drängenden Gegner keine einfachen Antworten. Trotz aller dunklen Wolken, die Weyland über seiner Heldin aufziehen lässt, wartet aber auch ein gehöriger Lichtblick in Form von Tiger, einem ehemals engen Gefährten, auf sie. Die Persönlichkeit von Aria erhält jedenfalls durch die hier abgedruckten Bände viele weitere Facetten, die sie nur noch anziehender und trotz der fantastischen Kulissen so ungemein real erscheinen lassen.