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2020 Visions 2

In der (einstigen) Zukunft hat man es weder auf der Schatten- noch der vermeintlichen Sonnenseite des Lebens leicht…

2020 Visions 2Dank des zweiten Sammelbands liegt nun nach "Outlaw Nation" ein weiteres zentrales Werk aus Jamie Delanos Portfolio vor, das uns die beiden letzten Puzzlesteine der "2020 Visions" beschert. Ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen, werden nun auch die Verbindungen zwischen den Protagonisten der vier Erzählungen klar, die das Dutzend an US-Heften aus den Jahren 1997/98 ausmachen. "Deserteur" und "Repromann" (im Original "Renegade" und "The Repro Man") schildern die Erlebnisse zweier Geschwister, die im Kindesalter voneinander getrennt wurden und abgesehen von häufig wiederkehrenden Albträumen nichts mehr miteinander zu tun haben geschweige denn um das Schicksal des jeweils anderen wissen.


Ethan geriet in die Obhut von wiedergeborenen Christen, aus deren wenig liebevoller Umklammerung er sich alsbald wieder löste und anschließend als Outlaw in Detroit durchschlug. Zu seinem Pech haben auch hier fundamentalistische Eiferer das Sagen, in diesem Fall die Verfechter der Scharia, die das Anbieten "unnatürlicher sexueller Handlungen" wahlweise mit Tod oder Verbannung nach Texas ahnden. Ethan entscheidet sich für letztere Option und wird wie mehrere andere Mithäftlinge zum Eigentum von Marshall G. Johnson, der mit der Zucht von Jagdwild sein Geld verdient. Bei einem Einsatz gegen jene, die sein neuer Besitzer gar nicht gern auf seinem Land sieht, lernt er Chico d`Oro kennen, der ihm erstmals so etwas wie einen Halt geben könnte… aber leider mit einem Ablaufdatum versehen ist.


Ethans Zwillingsbruder Adam scheint auf den ersten Blick das bessere Los gezogen zu haben und dient seinem biblischen Namensvetter gleich als Stammvater unzähliger Kinder. In einer Welt, in der das Zeugen von Nachkommen von körperlicher Lust ab- und dafür an finanzielle Potenz angekoppelt wurde, wird sein erstklassiges Sperma von der Nurtura Corp. gewinnbringend vermarktet. Über den blonden Schönling, der einst wohl auch arische Aufzuchtträume beflügelt hätte, wacht man natürlich mit großer Eifersucht und reagiert umso radikaler, als er von einer rebellischen Frauengruppe entführt wird. Wie ihre Schwestern im Geiste kämpft auch Zonia für ein Comeback des körperlichen Zeugungsakts, muss aber auf der gemeinsamen Flucht feststellen, dass am männlichen Geschlechtsteil mitunter ein empfindsames, verletzliches Wesen dranhängt.


Die spiegelbildlichen Schicksale, die diesmal von James Romberger und Steve Pugh ("Animal Man") gezeichnet wurden, widmen sich mit Sex und Religion zwei wesentlichen Triebfedern der menschlichen Gesellschaft, deren Ausprägungen in der Realität des Jahres 2020 nicht minder beunruhigend sind. Die Kommerzialisierung der menschlichen Fortpflanzung ist ebenso vorangetrieben worden wie die Verbreitung fundamentaler Glaubenslehren – so ist etwa erschreckend, dass zwischen der islamistischen Herrschaft in Detroit und jener im vormaligen Gebiet des IS nur einige tausend Kilometer und die Fantasie von Mr. Delano liegen. Klappentexte neigen oft zu maßloser Übertreibung, aber in diesem Fall trifft es die Beschreibung von "2020 Visions" als das "1984" der grafischen Literatur wirklich perfekt.


 
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