Wer glaubt, dass Avengers oft den Heldentod sterben, hat noch nie etwas von ihren "Kollegen" aus dem Mittleren Westen gehört.
In den 1980ern, in denen sich der Ton in Superhelden-Comics auch bei Marvel spürbar verfinsterte, war es nicht zuletzt John Byrne, der allenfalls aufkommender Grimmigkeit die eine oder andere humorvolle Episode entgegenhielt und eine Spur früherer Leichtigkeit zurückbrachte – so auch im Rahmen von "West Coast Avengers" 46 aus dem Jahr 1989, in dem er mit den Great Lakes Avengers einen weiteren, wenngleich inoffiziellen Ableger der Rächer einführte. Mr. Immortal, Dinah Soar, Big Bertha, Doorman und Flatman, fünf Streiter für Gerechtigkeit mit skurrilen Fähigkeiten aus Milwaukee, Wisconsin, hatten die Chuzpe, sich als weitere Avengers-Gruppe auszugeben und erregten die Aufmerksamkeit von Mockingbird und (Noch-Ehemann) Hawkeye, der sich soeben im Streit vom durch ihn gegründeten
Westküsten-Team getrennt hatte.
Abgesehen von einigen Cameo-Auftreten, darunter auch bei den Thunderbolts und Deadpool, wurden die stark an der Grenze zur Lächerlichkeit balancierenden Helden in den Folgejahren nicht allzu oft im Marvel-Universum gesichtet, bis man ihnen 2005 immerhin eine eigene vierteilige Miniserie spendierte: Bereits deren Titel "G.L.A.: Misassembled" und das Cover der ersten Ausgabe waren unverhohlene Anspielungen auf die seriösen Heldenkollegen, die sich wenige Monate zuvor unter der Regie von Brian Michael Bendis
getrennt und neu formiert hatten, dazu erlaubte sich (der spätere Spidey-Mastermind) Dan Slott, der sein komisches Talent 2004/05 auch bei einer neuen
"She-Hulk"-Ongoing unter Beweis stellte, jede Menge Scherze und das Durchbrechen der vierten Wand zum Publikum.
Die Avengers des Mittleren Westens sind in den Augen der Öffentlichkeit eine Lachnummer, entsprechend erfolglos bleiben die Versuche neue Mitglieder anzuwerben, um die Gefallenen in den eigenen Reihen zu ersetzen – ein weiteres Charakteristikum der G.L.A. ist nämlich ein schneller Gang ins Jenseits, sobald man sich ihnen anschließt. Neben all den Zwerchfellattacken, die Slott gemeinsam mit dem souveränen Zeichner Paul Pelletier hier reitet, umweht aber besonders Mr. Immortal ein ordentlicher Hauch Tragik, der ihn und seine Mitstreiter erdet und dem Team die Sympathien des Lesers einbringt. Eine wirklich tolle Miniserie, die als Bonus übrigens das Debüt von Tippy-Toe enthält, der Gefährtin von Squirrel Girl, die das Wagnis einer G.L.A.-Mitgliedschaft eingeht (und überlebt).