Dem gewissenlosen Geheimagenten Roland King wächst angesichts seiner eigenen Sterblichkeit plötzlich ein Gewissen und er beschließt die Welt von den Monstern zu befreien, die er sein Leben lang beschützte.
Der alternde britische Agent mag vieles sein – gewissenloser Killer, eiskalter Attentäter, politischer Intrigant, rücksichtsloser Betrüger, verantwortungsloser Frauenheld und abwesender Vater, aber eines sicher nicht: Ein guter Kerl. Ganz im Gegenteil sorgte er im Auftrag Ihrer Majestät sein gesamtes Leben lang dafür, dass die Mächtigen an der Macht blieben, die Grausamen weiterhin ihren Grausamkeiten frönen durften und unliebsame Aufwiegler, ehrliche Politiker, Staatschefs oder Aufdecker in flachen Gräbern verschwanden. Nun jedoch ist er alt und krank, hat nur noch sechs Monate zu leben, wird sich moralisch wenig wirksam seiner Sünden bewusst und schickt sich an, all die Ungeheuer, die er im Laufe seiner vielen Dienstjahre beschützt, ausgebildet oder in Machtpositionen installiert hat auszulöschen. Und das auf möglichst kreative Art und Weise.
Kultautor Mark Millar liefert mit "King of Spies" einen zwar unterhaltsamen Gewaltausbruch, zu seinen großen Arbeiten zählt die etwas uninspiriert wirkende Tour der Force jedoch nicht. Der in letzter Sekunde geläuterte Agent, der nach einem von Gleichgültigkeit dominiertem Leben plötzlich sein Gewissen entdeckt, wirkt als grundlegende Idee zu platt und eindimensional, auch wenn sie mit Roland King gekonnt umgesetzt wurde. Die wenig tiefgründige Handlung an sich würde keine drei Seiten einnehmen, also dreht sich vieles um die durchwegs einfallsreichen Tötungsmethoden und die oft zum Schmunzeln verleitenden Identitäten der zur Strecke gebrachten menschlichen Monster.
Da das wenig überraschend nicht genug Handlung war, tritt auch noch ein stark vernachlässigter Sohnemann samt Daddy-Issues aufs Parkett der Grausamkeiten und schlägt dem Fass durch die Vorhersehbarkeit seiner Handlungen den Boden aus. Grafisch packend in Szene gesetzt zaubert Mark Millar seinen LeserInnen zwar das eine oder andere Lächeln auf die Lippen, aber nach dem vorhersehbaren Verlauf dieser Gewaltorgie will sich eine umfassende Befriedigung ob der Lektüre nicht so recht einstellen.