Hinter Dr. Harry Vanderspeigle verbirgt sich nicht das, was uns ein Jahrhundert an Science-Fiction über auf der Erde gelandete Außerirdische weiszumachen versucht.
Angesichts einer wahren Flut an Comics, die Netflix & Co. in den letzten Jahren für den Bildschirm umgesetzt haben, beschleicht einen manchmal das Gefühl, dass die Kreativen der Neunten Kunst die Vorlagen für neue Adaptionen gar nicht so schnell liefern können wie die jeweiligen Rechte verkauft werden. Ein toller Nebeneffekt ist jedoch zweifellos, dass durch die crossmediale Aufmerksamkeit, welche die Streaming-Dienste dem gedruckten Original bescheren, vieles über den großen Teich zu uns kommt, das es ohne einen solchen Marketing-Rückenwind möglicherweise nicht geschafft hätte.
Zu diesen Titeln zählt auch "Resident Alien", dessen TV-Umsetzung seit 2021 auf Syfy läuft. Da die Schöpfung von Autor Peter Hogan und Zeichner Steve Parkhouse im US-Original bereits seit 2012 erscheint, legt Splitter die deutschsprachigen Sammelbände in angenehm kurzen Abständen vor. Los geht`s mit der ersten, aus drei Ausgaben samt vorangehender Nullnummer bestehenden Miniserie, die uns in das beschauliche Örtchen Patience führt. Die Ruhe dort hat sich allerdings erledigt, als Doktor Hodges brutal ermordet wird und die Bevölkerung nun ohne ärztliche Betreuung dasteht.
Die Polizei bittet den pensionierten Arzt Harry Vanderspeigle, für ein paar Tage einzuspringen, bis eine neue medizinische Fachkraft ihren Dienst aufnimmt – nicht wissend, dass es sich bei dem Doktor in Wahrheit um einen vor drei Jahren auf der Erde bruchgelandeten Alien handelt. Dank seiner mentalen Kräfte kann er sein Äußeres verbergen und beginnt sich nicht nur für seine neue Aufgabe zu begeistern, sondern auch für die Hintergründe der Bluttat – erst recht, als es sich der Polizeichef mit der Klärung des Falls allzu leicht macht und ein womöglich Unschuldiger hinter Gitter kommen soll.
Das einzig Negative an "Willkommen auf der Erde!" ist, dass es schneller durchgelesen ist als es einem lieb sein kann – diesbezüglich lässt sich dem Kreativteam natürlich kein Vorwurf machen, denn die Erzählung macht wirklich alles richtig, was die grundlegende Prämisse erhoffen lässt: Ein Protagonist, der von der ersten Seite weg ans Herz wächst und Sympathie für seine missliche Lage weckt, interessante Nebenfiguren unterschiedlichster Prägung, mit denen er sich auseinandersetzen muss, einige kurze Flashbacks in die Vergangenheit und ein klassischer Kriminalfall, dies alles von einem Artwork getragen, das besonders die unterschiedlichen Stimmungen seiner Akteure toll einfängt. Achtung, Suchtgefahr!