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VOIVOD - Post Society

Century Media/Sony

(C) Century Media Records / VOIVOD: Post Society / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNach drei Jahren Wartezeit kehren die frankokanadischen Progressive Sci-Fi-Metaller VOIVOD in einem neuen Vortex namens "Post Society" zurück. Das letzte Album "Target Earth", welches auch das erste Album mit dem Gitarristen Daniel 'Chewy' Mongrain ist, überzeugte massenhaft skeptische Fans, indem dieser bewies, dass er sehr wohl in der Lage ist, nicht nur die höchst komplexen Riffs des verstorbenen Songwriters und Gitarristen Denis 'Piggy' D'Amour nachzuspielen, sondern ebenso, hervorragendes neues VOIVOD-Material zu schreiben. Seit 2014 übernimmt Dominic 'Rocky' Laroche den Platz als Bassist des damaligen Gründungsmitglieds Jean-Yves 'Blacky' Thériault und dies wird sein erstes Album mit der Band sein. Nach beinahe 35 Jahren Bandgeschichte ist "Post Society" nun die fünfte EP der Band. Die Songs "Forever Mountain" und "We Are Connected" sind schon von den vergangenes Jahr erschienenen 7" Split-Singles mit NAPALM DEATH und AT THE GATES bekannt, die weltweit auf 2500 Stück in verschiedenen Versionen limitiert waren. Die EP eröffnet mit dem Titelsong, dessen verzerrtes Bassintro einen mit dem folgenden bandtypischen Gitarrensound in cyberthrashige Dimensionen katapultiert. Es geht dynamisch mit einem abwechselnd hektisch-heiterem Gitarrengeshredde weiter, welches einen reichhaltig mit Spannung lädt bis zum atmosphärischen Teil, der uns beweist, dass wir in musikalisch außerirdische Sphären des Metal hervorgedrungen sind, die uns keine zweite Band so wie VOIVOD hören lassen kann. Weiter wirbelt man durch den Song "Forever Mountain", der mit dem starken Zusammenspiel zwischen Laroche und Drummer Michel "Away" Langevin einen zu den transzendental-epischen Gitarrenparts à la Mongrain führt. Es startet mit einem anspruchsvollen Bassriff im 7/4 Takt, bis man sich einem Gewitter von sphärischen Klängen nähert. Das Songwriting definiert sich durch schnelles Picking und komplex-synkope akkordartige Einwürfe. Diese unvorhergesehen eingeworfenen Jazzakkorde prägen den musikalischen Charakter von VOIVOD und sind eine spezielle Zutat, die ihre Aufnahmen zu so einem besonderen Hörerlebnis machen. Man wird schließlich zum Mitgrölen des Refrains motiviert, der in ein triolisches Riff mit anschließendem Solo mündet. Danach strömt man mit jazzigen Akkorden weiter, die teilweise melodisch mit nur sehr schwer zuzuordnenden Noten dahinziehen. Am Ende erreicht das Lied noch seinen dynamischen Höhepunkt, bevor Snakes nasalstimmige Vocals nochmal zum Singen des Refrains einladen. Diese technische Raffinesse setzt man beim Song "Fall" fort, welches einem mit herzergreifenden Intro empfängt im Hinweis darauf, dass die kälteren Jahreszeiten bevorstehen und der leblose graue Alltag wieder Überhand gewinnt. Durch das mächtige Schlagzeugspiel und die zunehmende Geschwindigkeit entwickelt sich das grazile Gitarrenspiel immer mehr zu einem technisch-maschinellem Monster, um das sich eine unglaublich postapokalyptische Aura bildet. Die musikalische Begleitung dieses Textes ist besonders gut gelungen, wodurch ein spannendes Kopfkino schon beinahe instinktiv erscheinen mag. Man wird von der drückenden Atmosphäre beinahe verschlungen und hört, wie man von dieser wegrennt, bis man von solch einem dramatischen Gitarrensolo und den darauffolgenden beeindruckenden Gitarrenlicks überwältigt wird. Es geht immer mehr einem äußerst kniffligen Ende entgegen, das uns dann (mal wieder) unvorbereitet auf etwas Überraschendes stoßen lässt. Mit einem derartigen Outer-Space-Inferno zum Schluss des Atems beraubt zu werden ist ja schließlich auch nicht zu erwarten. Nun zum zweiten bereits bekannten Song "We Are Connected", der schon einige Fans zum Dahinschmelzen brachte. Es beginnt sehr punk-thrashig, wofür der Gesang und die Drums verantwortlich sind, währenddessen ist die Gitarre sowohl für Lead als auch für Rhythmus zuständig. Ein weiterer Beweis, warum für VOIVOD ein zweiter Gitarrist vollkommen überflüssig wäre. Die Muted Picking-Phrasierung ist rhythmisch durchdacht und kommt zwischen den eingeworfenen Arpeggio-Licks melodisch sehr gut an. Obwohl die Dynamik der Songstruktur unheimlich antreibend wirkt, kommt dann plötzlich ein kurzes Interlude vor, welches für eine Verschnaufpause sorgt. Dieses bereitet mental auf eine psychedelisch hypnotisierende Phase des Songs vor. Schließlich ertönt ein unglaublich schönes jazzig teils geshreddetes Solo, woraufhin sich ein immer wieder dynamisch ansteigender Part zeigt der in synkopische Riffs verfließt. Der Song ist deutlich strukturiert, aber beim Hören erscheinen einem die Übergänge fast unhörbar. "We Are Connected" kann man als weiteren Meilenstein der VOIVOD-Diskografie betrachten, da sie sehr viele musikalische Stilmittel der Band resümiert und somit auch neuen Hörern die volle Breitseite entgegenbringt. Es kommt nun auch zum letzten Lied dieser EP: "Silver Machine", welches HAWKWIND-Cover ist, da auch den Bandmitgliedern von VOIVOD der Tod des MOTÖRHEAD-Frontmanns und ehemaligen HAWKWIND-Bassisten Lemmy Kilmister schwer zu schaffen macht. Ein Cover als Hommage für eine Persönlichkeit wie Lemmy zu schaffen, ist wahrlich eine noble Tat, besonders unter Musikern. Eine ebenso innovative und mittlerweile legendäre Band wie HAWKWIND zu covern, die den Space Rock in die Welt gesetzt hat, scheint keine leichte Aufgabe zu sein, aber wenn jemand sich solch einer Herausforderung stellen soll, dann VOIVOD, und man kann glücklich darüber sein. Der Song ertönt in einem ganz anderen Licht. Im Gegensatz zum Original erscheint dieses Cover deutlich dunkler mit einem leicht chaotischen Charakter und aggressiveren Vocals. Es scheint so als habe man die Weißmagie von "Silver Machine" entnommen und gegen Schwarzmagie ausgetauscht, auch eine neue Rhythmik sowie ein paar Gitarrenspielereien wurden dem Song eingehaucht. Man muss schon sagen, dass einen so guten Song wie "Silver Machine" neue Ideen beizufügen extrem knifflig ist, aber VOIVOD haben es geschafft und das Resultat klingt fantastisch. Dies wird bestimmt den ein oder anderen Lemmy- oder HAWKWIND-Fan ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Das meiste für die zwei neuen Songs sowie die Ideen für "Silver Machine" wurden während des Tourens durch Europa geschrieben und anschließend von Francis Perron im Radicart Studio in Quebec aufgenommen. Laut Dan Mongrain war das gute Teamwork ausschlaggebend für diese Zusammenarbeit und jedes Mitglied hat seinen Teil beigetragen.
www.voivod.net
Juliette Chaimowicz


 
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