Gibt es tatsächlich Geister und übernatürliche Phänomene? Sherlock Holmes ist sich sicher, dass solcherlei Dinge nicht existieren. Kann der Besuch eines bekannten Parapsychologen seinen Standpunkt infrage stellen?
Es gibt wohl kein anderes Forschungsgebiet, dem Sherlock Holmes derartig ablehnend gegenübersteht wie dem Spiritismus. Fest im Hier und Jetzt verankert und ausgestattet mit einem ausgeprägten Realitätssinn, verbietet sich für ihn jeglicher Glaube an Geister und das Übernatürliche. So verwundert es kaum, dass der große Meisterdetektiv äußerst ablehnend reagiert, als eine anerkannte Kapazität der Parapsychologie um seine Hilfe bittet. Tatsächlich jedoch gelingt es Harry Price ihn für sein Anliegen begeistern zu können. Ist es während einer spiritistischen Sitzung tatsächlich geglückt einen Geist zu beschwören, um ins Diesseits zurückzukehren? Das Ermittlergespann aus der Baker Street nimmt sich des Falls Rosalie an. Obwohl alles darauf hindeutet, dass keine Täuschung möglich ist, bleibt der beratende Detektiv skeptisch und vermutet ganz andere Beweggründe hinter der im Beisein von Harry Price abgehaltenen Séance.
Schon die Originalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle, in deren Mittelpunkt ein vermeintliches Spukphänomen steht, gehören zu den dichtesten und atmosphärisch stimmungsvollsten unter den Abenteuern von Sherlock Holmes. Ganz in dieser Tradition ist auch "Harry Price und der Fall Rosalie" zu verorten. Geschickt spielt man mit der Idee, dass das Übernatürliche besteht und letztendlich auch ein Skeptiker wie den Meisterdetektiv dessen Existenz anerkennen muss. Dazu gesellt sich natürlich die Frage, was tatsächlich hinter den seltsamen Ereignissen stecken könnte und wie mögliche Betrüger die geisterhafte Erscheinung inszenierten. Für Spannung ist somit über eine lange Zeit gesorgt, auch wenn die Gedanken des Meisterdetektivs erst gegen Ende ans Tageslicht gelangen.
Dazu gesellen sich einige sehr stimmungsvolle Passagen, wie die Schilderung der Séance, an der Harry Price teilnimmt. Hier kommt trotz des ruhigen Charakters der Szenerie Gruselfeeling auf. Überhaupt bringt dieser Fall alles mit, was eine gute Detektivgeschichte benötigt: Einen interessanten Auftraggeber, einen Fall, der zunächst nicht logisch zu klären ist und einen Kreis von Verdächtigen, deren Motive im Dunkeln liegen. Angereichert wird diese gute Mischung mit erstklassigen und überzeugenden Dialogen, die den positiven Eindruck zusätzlich bestätigen.
Die musikalische Gestaltung fällt wie bei zahlreichen Produktionen von Titania Medien äußerst großzügig aus und schaffen es mühelos, die vorherrschende Stimmung bestimmter Szenen noch einmal deutlich zu erhöhen. An dieser Stelle sei auf die Schilderung der Séance verwiesen, die durch die im Hintergrund verwendeten Kompositionen nochmals an unheimlichem Charakter hinzugewinnt. Die Soundeffekte sind eher zurückhaltender Natur und nur dort im Einsatz, wo sie absolut notwendig erscheinen, was dieser hochwertigen Produktion jedoch keinesfalls schadet.
Für die Rolle des Harry Price konnte Hans-Georg Panczak gewonnen werden, dessen Stimmfärbung bestens zu dem Experten des Übersinnlichen passt und insbesondere während der Schilderung der Séance ihre ganze Stärke entfaltet. Eine absolute Bereicherung. Detlef Bierstedt und Joachim Tennstedt glänzen als Sherlock Holmes und Dr. Watson schon lange und überzeugen auch hier mit einer Menge Wortwitz und dem einen oder anderen verbalen Schlagabtausch. In weiteren Rollen sind Cornelia Meinhardt, Rainer Gerlach, Maximiliane Häcke, Daniela Thuar, Jannik Endemann und Tom Raczko zu hören, die ihren Anteil dazu beitragen, dass "Harry Price und der Fall Rosalie" zu einem weiteren Höhepunkt der Reihe geworden ist.