Auch eine Monsterjägerin wie Erica Slaughter ist nicht einfach vom Himmel gefallen. Sie musste vielmehr durch die Hölle gehen…
Alle paar Jahre kommt es vor, dass sich bei den prestigeträchtigen Eisner Awards ein Unentschieden ergibt. Bei der Verleihung 2022 war das der Fall in der Kategorie "Best Continuing Series", folglich dürfen sich sowohl "Bitter Root" als auch "Something is Killing the Children" mit dieser Ehre schmücken. Für den deutschen Comic-Markt stellt es sicherlich ein absolutes Unikum dar, dass der Splitter Verlag beide Titel in seinem Programm wähnt. Als wäre das nicht schon genug an promotechnischen Steilvorlagen, konnte Autor James Tynion IV. insgesamt gleich viermal den Preis als bester Autor einheimsen, nämlich neben "Something is Killing the Children" noch für "Wynd", "The Nice House on the Lake" sowie
"The Department of Truth". Letztgenanntes hat in unseren Breiten ebenfalls bei den Bielefeldern eine Heimat gefunden, somit lässt sich hier endgültig vom feuchten Traum jeder Marketingabteilung sprechen.
Dass die Lorbeeren sowohl für ihn als auch im Verbund mit Werther Dell`Edera und Miquel Muerto, seinen künstlerischen Mitstreitern im Rahmen von "Something is Killing the Children", in jeder Hinsicht gerechtfertigt sind, beweisen nicht nur die immer noch imposanten Absatzzahlen in den USA. Der vierte Band schickt uns diesmal weit in die Vergangenheit von Erica Slaughter, genauer gesagt mitten hinein in ihr Trauma, das am Anfang ihrer "Karriere" als Monsterkillerin stand. Vieles bisher nur Angedeutete, das angesichts des Massakers in Archer`s Peak hintangestellt wurde, erhält nun Kontur und sozusagen Gesicht (falls selbiges nicht gerade von einer Maske verhüllt wird).
Wer um die Qualität der Arbeit von James Tynion IV. weiß, darf sich einmal mehr auf eine Erzählung gefasst machen, die neben dem Grauen in Form von tatsächlichen Ungeheuern auch nach Antworten auf schwerwiegende Fragen sucht – etwa was ihre Aufgabe aus jenen jungen Rekruten macht, die dem Orden des Heiligen Georg beigetreten sind, und ob man selbst ein Monster sein muss, um andere Monster zu töten. In Kombination mit dem im Vergleich zu den bisherigen Kapiteln großzügigen Umfang an Enthüllungen zum Haus Slaughter und seiner wohl außergewöhnlichsten Angehörigen ist das aber nur die halbe Miete, denn die Artwork-Abteilung Dell`Edera/Muerto vollbringt wieder wahre Wunderwerke. Alleine die Sequenzen des Initiationsritus, den Erica über sich ergehen lassen muss(te), sind gerade wegen ihrer Düsternis ein Leuchtfeuer an Atmosphäre!