Als ihr Freund Lewis plötzlich neuen erfinderischen Tatendrang entwickelt, schöpft die Lady Verdacht. Zurecht, denn eine besondere Frau hat ihre verführerischen Hände im Spiel.
Mit "La Belle Dame sans Merci" ist das erste halbe Dutzend an Bänden rund um die resolute Dame mit den mechanischen Gliedmaßen bei Splitter komplett. Das Ende von
"Der Uhrwerk-Assassine" ließ erahnen, dass nun endlich Licht in die geheimnisumwobene Vergangenheit der Protagonistin kommen würde, von der Joe Benitez bisher mit diversen gefährlichen und spektakulären Fällen abgelenkt hat. Die dreiteilige Miniserie von 2018, mit der es nun weitergeht, macht die Hoffnung der Leserschaft auf wenigstens ein paar weitere Puzzlestücke in dieser Hinsicht schon nach wenigen Seiten zunichte, denn zwar wird Lady Mechanika auf ihrer Suche nach entsprechenden Spuren entführt und zwischenzeitlich stilecht in einem Sarg gelagert, aber nach ihrer Befreiung drängt sich ihr sogleich ein anderes Problem auf.
Archibald Lewis, dessen persönliches Trauma im vorangegangenen Storybogen aufgerollt wurde, verwandelt sich binnen weniger Tage vom unverlässlichen Trunkenbold zum nüchternen und geradezu vor Tatendrang strotzendem Tüftler. Nicht nur die Lady gibt sich konsterniert, was die wundersame Wandlung ihres Freundes betrifft, sondern auch dessen Tochter Winifred. Die Sache wird noch merkwürdiger, als Lewis die attraktive Leanna Shi als seine Verlobte vorstellt und sie schließlich sogar heiraten will. Seltsam ist jedoch, dass Lewis trotz seiner wiedergefundenen Erfindungsgabe körperlich immer schwächer wird, und vor allem, dass seine zukünftige Ehefrau auf einem Gemälde verewigt wurde. Wohlgemerkt allerdings bereits im 17. Jahrhundert!
Dass Señor Benitez die geschürten Erwartungen an Enthüllung über die Vita von Lady Mechanika enttäuscht, ist fast schon grausam, aber wirklich böse sein kann man dem guten Mann natürlich nicht, schließlich weiß auch die Erzählung über den Preis des Nachruhms so mancher genialer Köpfe im Laufe der Jahrhunderte zu unterhalten. Diesmal hat sich der Schöpfer in der keltischen Mythologie bedient und sorgt mit einer tragischen Liebesbeziehung zwischen einem Menschen und einem übernatürlichen Wesen dafür, dass "La Belle Dame sans Merci" als bisher wohl unblutigster Band der Reihe durchgeht. Das trübt das Lesevergnügen aber an keiner Stelle, wofür nicht zuletzt die gewohnt hohe Qualität von Artwork und Kolorierung des Kreativteams sorgt. Daher gerne mehr. Und wenn es auch mehr Geheimnisse sind…