Ein lauer Frühherbstabend mit isländischer Musik lockt mich ins Münchner Ampere. Sindri Már Sigfússon alias SIN FANG steigt auf die Bühne und schraubt an seinem DJ-Pult an zahlreichen Knöpfchen. Gekonnt und mit stampfenden Beats remixt er seine eigenen Songs ("Clangour And Flutes"). Es knarzt und schwurbelt, Sindri singt emotional ins Mikrofon und daraus ergeben sich dann sogar lupenreine Popsongs. Mit fließenden Übergängen und allerlei Soundlandschaften und Flirren gehen die SIN FANG-Songs ineinander über, so wie man es eben von isländischen Künstlern wohlig gewohnt ist. Solidarisch darf Sindri dann später noch bei einem MÚM-Song auf die Bühne kommen und mitspielen.
Der Auftritt von MÚM beginnt fast schon slapstickartig, da Pianist Gunnar Örn Tynes auf der dunklen Bühne über das Bassdrum-Mikro stolpert. Alles ist mucksmäuschenstill, ehe MÚM ihre verwunschene Atmosphäre auspacken. Violistin Gyda Valtýsdóttir steht barfuß in zerschlissenem Kleid und haucht versunken die mal isländischen, mal englischen Texte ins Mikrofon. Unterstützt wird sie dabei gesanglich von ihrer Kollegin, die abwechselnd Melodika und Gitarre spielt. Überhaupt sind die fünf MÚM-Musiker allesamt Multiinstrumentalisten und wechseln zwischen Tasten, Bass, Gitarren, elektronischen Gerätschaften und Gesang munter hin und her. Allen voran Bandgründer Örvar Þóreyjarson Smárason, der die Damen mit seiner sanften Stimme begleitet und für elektronische Farbtupfer sorgt.
Das Kollektiv ist seit 1997 in verschiedenen Konstellationen aktiv und kann natürlich einige "Hits" vorweisen, die heute Abend nicht fehlen dürfen. Beeindruckend sind vor allem auch die Songs vom neuen Album "Smilewound", die zwischen Ambient und tanzbarem Drum and Bass pendeln: "Weeping Rock, Rock", "The Ghost You Draw On My Back" und "The Island Of Children" vom Album "Summer Make Good".
Beeindruckend ist auch der Schlagzeuger, der unter anderem auf einem alten Becken und einem blechernen Wassereimer spielt. Gunnar und Örn witzeln zwischen den Songs rum und Gyda versinkt nach deutschen Ansagen komplett in ihrem Ausdruckstanz. Außerdem gibt es die Premiere eines Songs, der noch nie außerhalb Islands gespielt wurde und vom Schwimmen im Fluss handelt. Mit "Whistle" geht die isländische Reise nach knapp eineinhalb Stunden zu Ende, bei der das Publikum die Band pfeifend von der Bühne begleitet. Jetzt kann der Herbst kommen.
# # # Text & Fotos: Fabian Toenges # # #