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The Department of Truth 1

"True Lies"!

The Department of Truth 1Ein halbes Dutzend an Eisner Awards, die er bei der diesjährigen Verleihung abstauben konnte, sollten endgültig beweisen, dass es sich bei James Tynion IV. um einen der besten Autoren handelt, die der amerikanische Comic gegenwärtig zu bieten hat. Der Splitter Verlag, ohnehin mit einem Händchen für gute Stoffe gesegnet, wähnt gleich zwei Titel in seinem Programm, für die der New Yorker geehrt wurde: Neben "Something is Killing the Children" (überdies als "Beste fortlaufende Serie" ausgezeichnet) heimste er auch für "The Department of Truth" den Preis als "Bester Autor" ein. Wie gerechtfertigt die Lorbeeren auch hier sind, wissen Freunde der Neunten Kunst nach der Lektüre dieses Bands.


Die erste US-Ausgabe erschien im September 2020 – ein besserer Zeitpunkt für die Veröffentlichung einer Erzählung, die sich dem breiten Feld der Verschwörungstheorien widmet, ist schwer vorstellbar, schließlich gesellten sich damals zu den bestens bekannten Geschichten von der Hohlen Erde, Reptiloiden, Pizzagate und so weiter jene über den Ursprung des Coronavirus und seiner mutmaßlichen Drahtzieher und Nutznießer. Es wäre interessant zu sehen, ob James Tynion IV. auch den diesbezüglich pandemieartig grassierenden Unsinn aufgreifen wird, vorerst reicht aber ohnehin die ebenso simpel klingende wie geniale Prämisse, die er uns in "Das Ende der Welt" auftischt.


FBI-Agent Cole Turner ist offenbar ein begehrter Mitarbeiter, schließlich rittern zwei miteinander konkurrierende Organisationen um seine Dienste. Diese kann sich das Department of Truth sichern, dessen Name zwar unheilvolle Erinnerungen an "1984" weckt, das aber (mehr oder weniger) die gute Seite darstellt, während die ominösen Rivalen von Black Hat Verschwörungstheorien so stark befeuern, um sie letztlich wahr und zum Mainstream werden zu lassen. Das bedeutet nicht nur, dass es beispielsweise lediglich genügend Menschen braucht, die an eine flache Erde glauben, um diese zur Realität zu machen, sondern sich Mr. Turner selbst mit ihr konfrontiert sieht (beziehungsweise der riesigen Eiswand an ihren Grenzen).


Mehr darf an dieser Stelle eigentlich nicht mehr verraten werden, denn was "The Department of Truth" an Mythen und Mysterien (vermischt mit einem halben Jahrhundert Zeitgeschichte samt Mondlandung, JFK-Attentat und 9/11) auftischt, haut einem glatt den Aluhut vom Kopf. Die große Kunst ist hier, dass es Tynion IV. schafft, dass man sich selbst immer wieder bei der Faszination darüber ertappt, zu welchen abstrusen Gedankenspielen manche Zeitgenossen fähig sind. Welche Lüge ist so gut, dass sie wahr sein könnte? Außer Zweifel steht neben der großartigen Story zumindest auch die Qualität des Artworks von Martin Simmonds, die irgendwo an einer Kreuzung zwischen Bill Sienkiewicz und Ben Templesmith in ihre ganz eigene Richtung abbiegt. Einer der derzeit faszinierendsten Titel auf dem Markt.


 
# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Publisher: Splitter Verlag




 


 
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